Sternenfaust - 175 - Der Schatten des Feindes
waren auch uneinheitlich, zum Teil sogar widersprüchlich.
Die Atmosphäre des Planeten füllte sich mehr und mehr mit Dreck. Brocken flogen auf ihn zu und prallten gegen den Gleiter, sodass er die Geschwindigkeit weiter senken musste.
Im Grunde flog er blind und orientierte sich nur an der Karte, die auf dem Navigator-Screen eingeblendet war.
Als der Gleiter schließlich landete, konnte Kazuma nicht mehr die Hand vor Augen sehen, sobald er das Fahrzeug verlassen hatte.
Hastig zog er seine Jacke aus, riss einen Ärmel ab und band ihn um den Mund.
Der Sandsturm war so heftig, dass er kaum die Augen öffnen konnte. Wie um alles in der Welt sollte er hier Linda finden?
Hastig ging er zu dem Gleiter zurück und sah sich im Innenraum um, bis sein Blick auf den Nebensitz fiel, wo er ein blondes Haar von Linda entdeckte.
Es musste an der Anspannung liegen, aber er hatte sofort eine Idee, was er tun könnte. Schnell öffnete er den seitlichen Stauraum und kramte seine Utensilien hervor. Fast hätte er einen Freudenschrei ausgestoßen, als er tatsächlich einen Bioscanner entdeckte.
Mit einem leichten Druck auf das Sensorfeld aktivierte er den Scanner und hielt ihn gegen den Beifahrersitz, wo er nach Biospuren suchte.
Und tatsächlich. Nach nur fünfzehn Sekunden hatte der Scanner genug Daten gesammelt, und Lindas DNA zu rekonstruieren.
Jetzt musste er den Scanner nur noch auf Lindas Biodaten programmieren und auf Langreichweiten-Scan umschalten, um nach Lindas DNA zu suchen.
Lindas DNA war überall verstreut. Kein Wunder, dies war die Gegend, in der sie lebte. Doch Kazuma konnte den Scanner neu justieren und auf lebende Organismen ausrichten. Er wusste genau, was dafür zu tun war. Immerhin war er es, der das Patent zur beschleunigten Lignocellulose-Spaltung entscheidend mitentwickelt hatte. Was Bio-Scans anging, machte ihm niemand etwas vor.
Der Scanner fand Linda. Sie befand sich nur dreihundert Meter von seiner aktuellen Position entfernt.
Siedendheiß durchfuhr ihn ein Gedanke. Lebender Organismus hieß nicht, dass Linda noch lebte. Ihr Körper galt im Sinne des Scanners auch nach einem Gehirntod noch immer als lebender Organismus.
Und eines konnte Kazuma sehr deutlich an der Anzeige des Scanners ablesen: Linda bewegte sich offenbar nicht.
Langsam kämpfte er sich gegen den Sandsturm nach vorne. Immer wieder wurde er von irgendeinem Teil getroffen, daher hielt er nicht nur zum Schutz vor dem Sandsturm die Hand vors Gesicht.
Schritt für Schritt wurden die dreihundert Meter zu einer regelrechten Ewigkeit.
Kazuma stürzte immer wieder, weil er eine Stufe oder Kante nicht gesehen hatte.
Schließlich traf ihn etwas hart am Kopf, sodass ihm kurz schwarz vor Augen wurde. Als er einen Blick auf seine Hand warf, sah er, dass sie voller Blut war.
»Auch das noch«, murmelte er leise. Der Sandsturm tobte so laut, dass er seine eigene Stimme nicht hören konnte.
Doch weder eine Platzwunde noch der verdammte Sturm würden ihn aufhalten können!
In weiter Ferne hörte er erneut ein tiefes Grollen. War es eine Explosion? Kazuma wusste es nicht und beschloss, nicht weiter darauf zu achten. Jetzt galt es nur, Linda zu finden.
Nachdem er nur noch fünfzig Meter von ihr entfernt war, rief er sogar ihren Namen, als sein erhobener Unterarm plötzlich gegen etwas Hartes donnerte. Kazuma hob den Arm, um das Hindernis besser sehen zu können. Im Halbdunkel des Sandsturms erkannte er eine verschmutzte Glasscheibe.
Langsam tastete Kazuma die Scheibe ab, als er einen Stich spürte. Verdammt, jetzt hatte er sich auch noch geschnitten! Aber andererseits ersparte ihm, dass die Scheibe an einer Stelle zerbrochen war, nach einer Tür zu suchen. Wenn dies das Gebäude war, in dem sich Linda aufhielt, würde er sie finden.
Kazuma holte so fest er konnte mit dem Fuß aus und trat zu. Obwohl die Scheibe bereits beschädigt war, kostete es ihn alle Kraft, sie weiter einzudrücken.
Schließlich gelang es ihm, und er konnte sich hineinzwängen.
Hier war er geschützt. Seine Augen tränten, und er blinzelte, während Tränen den Sand herausspülten.
Endlich konnte er wieder klarer sehen und warf einen Blick auf seinen Bioscanner. »Linda!«, rief er.
»Ich bin hier!«, hörte er schwach ihre Stimme.
Ihm fiel ein Stein vom Herzen. Hektisch rannte er los, öffnete mehrere Türen, bis er sie endlich fand.
Linda kauerte am Boden und hielt sich den Kopf.
»Mir ist etwas auf den Kopf gefallen!«, stöhnte sie.
»Mir auch«, sagte er
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