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Sternenfaust - 176 - Rendezvous mit einem Klon

Sternenfaust - 176 - Rendezvous mit einem Klon

Titel: Sternenfaust - 176 - Rendezvous mit einem Klon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Seifert
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entsetzlichsten war das Gesicht. Es hatte noch keine Augen. Die Ohren waren noch nicht herausgebildet, und die Nase war nichts anderes als ein kleiner Hubbel. Ash hatte schon selbst stark verbrannte Leichen identifizieren müssen, und an ein solches Brandopfer wurde er jetzt erinnert. Auch bei ihnen waren die Konturen verschwunden, vom Feuer weggefressen, mit dem Unterschied allerdings, dass sie schwarz waren, während das »Brandopfer« vor ihm eine schneeweiße Haut besaß.
    Jetzt bemerkte Ash die dunkelrote Nummer, die innerhalb des transparenten Zylinder-Materials saß und wohl durch Polarisation erzeugt wurde. »H-214«.
    Sonst nichts. Kein Name. Nur eine Nummer.
    Ash schritt die Reihe ab.
    Als er die Stirnwand erreicht hatte, kehrte er um und besichtigte dabei die benachbarte Reihe der Nährflüssigkeits-Zylinder. Tatsächlich zeigten einige der Klone bereits stärker entwickelte Gesichtskonturen, jedoch nicht in dem Maße, dass Ash sie erkannt haben würde. Ähnlichkeiten mit dem einen oder anderen reputierlichen Mediziner waren zwar vorhanden, doch blieb Ash in diesen Fällen auf Vermutungen angewiesen.
    Doch dann versetzte es ihm einen Schlag.
    Abraham Silbersdorff! Das war Abraham Silbersdorff!
    Für Ash gab es keinen Zweifel.
    Der Klon im Zylinder hatte die Augen zwar geschlossen, doch seine Physiognomie war unverkennbar. Auch das kräftige schwarze Haupthaar war bereits gewachsen, und wenn auch der stufig rasierte Backenbart fehlte, der Silbersdorffs Markenzeichen gewesen war, hegte Ash keinen Zweifel, wessen Klon er hier vor sich hatte.
    Dr. Silbersdorff war bis vor gut drei Jahren Leiter der Far-Horizon -Klinik auf dem Mars gewesen, der größten medizinischen Versorgungseinrichtung auf dem Roten Planeten. Diesen Posten, den er sechs Jahre lang bekleidet hatte, hatte er 2254 überraschend verloren und war, wie es hieß, in eine andere konzerneigene medizinische Einrichtung versetzt worden. Ash kannte die genauen Umstände nicht, doch die Gerüchte gingen dahin, dass Silberdorffs Versetzung im Zusammenhang mit dem PFS-Virus stand, mit einem Skandal also, in den sowohl der Far-Horizon -Konzern wie auch der Ratsvorsitzende Gregor Rudenko möglicherweise verwickelt gewesen waren. Rudenko war damals Patient im Far-Horizon -Hospital auf dem Mars gewesen und von Silbersdorff persönlich behandelt worden { * } . Seit seiner Versetzung hatte Ash nichts mehr von Silbersdorff gehört.
    Ash hatte genug gesehen. Er verließ die Anlage und ging eiligen Schritts zum Korridor der Ebene -20 zurück.
    Während er den Hauptgang hinunter hetzte, bereitete er sich innerlich darauf vor, den etwaigen Gemini-Mitarbeitern in der Kom-Zentrale mit überzeugender Autorität zu begegnen. Immerhin trug er ein blaues Armband und war die Nummer Neun – dies allein war vielleicht schon hinreichend, um keine Schwierigkeiten zu bekommen. Ein paar Minuten Bergstrom-Funk würden reichen, um den Solaren Welten die wichtigsten Informationen über Gemini Prime mitzuteilen und es der GalAb zu ermöglichen, die grobe Richtung des Systems zu detektieren.
    Ash erreichte das Ende des Ganges und stand vor der Tür zur Kom-Zentrale. Er atmete noch einmal kräftig durch und betätigte dann den Tür-Sensor.
    Ash war verblüfft und erleichtert zugleich, als die in die Wand geglittene Tür den Blick in die Kom-Zentrale freigab.
    Der etwa fünfzig Quadratmeter große Raum beherbergte eine Vielzahl von Konsolen und Gerätschaften, die sich reihum an allen vier Wänden befanden. Doch es gab niemanden, der sie bediente.
    In der Mitte des Raums befand sich ein metallisch glänzender Quader von zwei Metern Seitenlänge und einem Meter Höhe, aus dessen oberer Fläche ein gelbes, diffuses Licht drang. Eine Vielzahl von winzigen Kontrollleuchten glimmte in den Konsolen. Ansonsten herrschte hier dasselbe grauviolette Dämmerlicht wie überall auf dieser Ebene.
    Ash trat ein und ließ die Tür hinter sich zugleiten. Der Quader war der auffälligste Gegenstand im Raum, und Ash steuert ihn auch sogleich an. Bereits im Näherkommen bemerkte er, dass die Abschlussplatte transparent war und das gelbe Licht entließ.
    Als er vor dem Quader stand, wuchs seine Verblüffung. Unter der durchsichtigen Platte waren zwei gleichgroße Bereiche zu sehen, die sich deutlich unterschieden.
    Auf der rechten Seite befand sich ein Becken mit Nährlösung, in dem sich offensichtlich organisches Material befand. Es handelte sich um stark gefurchtes gräuliches Gewebe, das an den

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