Sternenfaust - 176 - Rendezvous mit einem Klon
Neun!«, rief sie und machte Anstalten die Kabine zu betreten.
Ash klemmte sich den Thermostrahler unter den Arm und tippte auf den Eintrag »-9« auf seinem MF-Display. Die Kabinentür schloss sich – und die Frau war drin!
Der Aufzug jagte in die Höhe.
»Geben Sie doch auf, Nummer Neun«, sagte die ziemlich kleine Frau in mildem Tonfall.
Ash schwieg. Er beschränkte sich darauf, sie zu fixieren, obwohl er eigentlich nicht mit einem Angriff rechnete.
Die Lifttür glitt auf.
»Man sieht sich«, sagte Ash, sprang aus der Kabine und rannte den Gang der Ebene -9 hinunter, der nun ebenfalls in rotes, pulsierendes Licht getaucht war und durch den Klang der Alarmsirene erfüllt wurde.
Im Laufen klemmte sich Ash den Thermostrahler erneut unter die Achsel, zog das Armband aus der Tasche und legte es wieder an.
Bei der Tür von »Kom intern« angelangt, tippte Ash auf das MF-Display und verschaffte sich Zutritt.
Er hatte Glück. Oder fast Glück. Es befand sich nur ein einziger Trior-Klon im Raum. Ob dies zu dieser späten Stunde üblich war, oder ob die anderen Triorer einem Notfall-Programm gefolgt waren und den Raum verlassen hatten, vermochte Ash nicht zu sagen.
Ash richtete den Strahler auf den Trior-Klon, der in einem Schalensessel vor einer Konsole saß. »Wenn du auch nur zuckst, brenne ich dir deinen verdammten Affenpelz herunter.«
»Bitte … nicht …«, sagte das kleine Wesen und hob die Arme mit den behaarten Pranken. Und Ash begriff: In ihrem eher primitiven Gemüt mochten die Triorer vielleicht begreifen oder wissen, dass sie reproduziert werden würden, doch diese Erkenntnis reichte bei ihnen offenbar nicht aus, die natürliche Todesangst zu überwinden.
Mit zwei Schritten war Ash bei einem der Kom-Terminals und begann sofort das Touch-Display zu bearbeiten. Aus den Augenwinkeln beobachtete er hierbei den Triorer, der zehn Meter entfernt von ihm saß und immer noch die Hände erhoben hatte. Der Thermostrahler lag griffbereit auf der Konsole.
»Schön die Hände oben lassen, dann wird uns allen nichts passieren.«
»Ja«, sagte der Kleine nur.
Ash tippte sich durch die Menüs. Sämtliche Kom-Knotenpunkte Clach-Kylees waren tot! Gestört hieß es immer wieder. Gestört, Gestört, Gestört!
Ash hatte also tatsächlich Erfolg gehabt und das Kom-System des Ortes lahmgelegt. Jetzt musste er nur noch eine Notfall-Standleitung zu einem Bergstrom-Sender finden, und mit etwas Glück gab es da keine Filter, die ihm die Tour vermasseln würden.
Was ist das hier …? Kom extern! Wunderbar … und weiter … Mist – tot … und dieser Knotenpunkt hier? Auch tot … und hier? Standleitung E-Kom-Modul CoE. CoE? … Case of Emergency!
»Bueno!«, rief Ash.
»Ich habe die Hände oben«, sagte der Triorer.
»Gut. Oben lassen.«
»Ja.«
Ashs Finger rasten über den Touchscreen. Es dauerte nicht lange, und er hatte eine Auflistung sämtlicher Frequenzen auf dem Bildschirm!
Ash aktivierte die Verbindung. Ein gelb blinkendes Feld signalisierte den Verbindungsaufbau. Ein grünes Feld daneben bestätigte, dass das rezeptive Akustikfeld geschaltet war.
Das Feld blinkte weiterhin gelb, und Ash schien es, als ob eine Ewigkeit verginge. Mit einem Mal wechselte das Feld auf grün, und Ash schrie vor Freude auf.
»Hier spricht Doktor Ashkono Tregarde. Ich …«
Im selben Augenblick glitt die Tür zum Gang auf, und im gleichen Moment flogen ihm auch schon Teile der Konsole um die Ohren.
Ehe er noch wusste, wie ihm geschah, lag er bereits am Boden. Über seine blutigen Hände hinweg, die von etlichen Splittern getroffen worden sein mussten, sah er einen kugelförmigen, weiß schimmernden Schwebe-Roboter, aus dem ein kurzer rauchender Waffenlauf ragte.
Dahinter stand eine Person, die sich jetzt an der weißen, schwebenden Kugel von etwa sechzig Zentimetern Durchmesser vorbeischob und den Raum betrat. »Ich hätte nicht geglaubt, dass Sie mich zwingen würden, einen Rover Mk II gegen Sie einzusetzen, Nummer Neun. Ich hatte ehrlich gehofft, Sie auf eine humane Weise zur Mitarbeit zu bewegen. Doch jetzt werde ich andere Seiten aufziehen müssen.«
»Fahren Sie zur Hölle, Nummer Zwei«, sagte Ash und verlor das Bewusstsein.
*
Ash kam langsam zu sich.
Was war passiert?
Seine Hände und sein Gesicht schmerzten ein wenig – als wären sie von Tausenden winzigen Nadeln gestochen worden.
Ash versuchte, sich zu bewegen. Es ging nicht. Selbst seinen Kopf konnte er nicht drehen.
Es musste sehr hell sein.
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