Sternenfaust - 176 - Rendezvous mit einem Klon
dort ankam.
Neugierig warf er einen weiteren Blick auf sein Armband-Display. Wiederum ließen ihn die für diesen Gang gültigen Einträge erschauern: »MK-Totipotenz«, »MK-Pluripotenz«, »MK-Multipotenz«, »MK-Nukleustransfer«, »MK-Somatogenese«.
Der Abstand zwischen den Türen schien sich zu vergrößern. Der nächste Zugang war schätzungsweise fünfzig Meter entfernt. Der Zugang trug die Bezeichnung »MK-Individualisierung«, und als er dies las, konnte er nicht anders als stehen zu bleiben. Ash hörte seinen eigenen Atem. Er keuchte beinahe.
Ich muss es mir ansehen. Ich muss Augenzeuge dessen werden, was Nummer Zwei und Nummer Acht bislang nur behauptet haben. Ich muss, wenn es mir gelingen sollte, die Solaren Welten zu verständigen, möglichst korrekte Information liefen können. Also, Ash – du musst da rein!
Ash beschleunigte seinen Schritt, und als er endlich bei dieser Tür angekommen war, betätigte er ohne zu zögern den Zugangs-Sensor, und die Tür glitt in die Wand. Er blickt in einen kurzen Gang, der nach ein paar Metern in einen Parallelgang mündete. Hier herrschte dasselbe grauviolette Licht.
Plötzlich hörte Ash Schritte, die aus dem Parallelgang kamen. Es war ja auch völlig unrealistisch anzunehmen, dass hier niemand seinen Dienst versah, auch wenn es schon spät war. Ash trat einen Schritt zurück und wartete, bis sich die Tür wieder geschlossen hatte.
Schließlich presste er sein Ohr an die Tür und lauschte auf die näherkommenden Schritte. Bald hatte das Trittgeräusch seinen Höhepunkt überschritten und ebbte wieder ab.
Erneut öffnete Ash die Tür und betrat den kurzen Gang. Er schlich bis zur Ecke und linste vorsichtig nach links in den Parallelgang. Er erhaschte gerade noch einen Blick auf eine rotblonde, recht kleine und zierliche Menschenfrau. Im nächsten Augenblick war sie schon nach rechts in einen abzweigenden Gang verschwunden. Sie hatte einen graublauen Ärztekittel getragen.
Ash trat nach rechts in den Parallelgang und konsultierte sein MF-Display. Es war unfassbar, es war erschreckend: Offensichtlich sortierten die Gemini ihr Klon-Reservoir nach Funktions- und Bereichszugehörigkeit. Und wenn die Abkürzung SC für Star Corps stand, gab es auch keinen Zweifel mehr daran, dass auf dieser Tiefebene Menschen geklont wurden. Ash las Einträge wie »SC-Strategen«, »SC-Kommandanten«, »SC-Offiziere« und »SC-Mannschaften«. Andere Einträge lauteten auf »Astronomen«, »Biologen«, »Chemiker«, »Kybernetiker«, »Informatiker«; »Physiker« und »Mathematiker«.
Auch der Eintrag »Mediziner« war darunter, und Ash entschied sich, genau diese Klonkammer aufzusuchen, da er alle bedeutenden Mediziner der Solaren Welten kannte, die meisten von ihnen sogar persönlich. Wenn die Gemini schon irdische Mediziner kopierten, dann ja wohl die Koryphäen auf diesem Gebiet.
Er schritt weiter aus und stellte fest, dass auch hier die Türen einen größeren Abstand voneinander hatten, doch endlich zeigte ihm sein MF-Display an, dass er vor dem richtigen Zugang stand. Er betätigte den Türschalter und blickte einen Augenblick später in einen hallenartigen Raum, der weniger breit als lang war. Das, was er beinhaltete, ließ Ash erstarren, auch wenn er mit nichts anderem gerechnet hatte.
Der Raum war etwa zehn Meter breit und dreißig Meter tief. Das grauviolette Licht war hier deutlich düsterer als in den Gängen, und wäre es die einzige Lichtquelle gewesen, hätte man kaum etwas gesehen. Doch es gab hier noch andere Lichtquellen – Ash schätzte sie auf hundert Stück –, und diese Lichtquellen waren so abscheulich, dass Ash die Tränen in die Augen stiegen.
Es handelte sich um etwa zweieinhalb Meter hohe und einen Meter durchmessende transparente Zylinder, die in sechs Reihen angeordnet waren, welche bis zur etwa dreißig Meter entfernten Stirnwand reichten. Diese Zylinder waren mit einer grünen Flüssigkeit gefüllt und gaben ein indirektes Licht ab, das ihren Inhalt bloßlegte: Künstliche Menschen, die darauf warteten, ihren Vorgänger oder gar das Original zu ersetzen.
Ash trat ein.
Langsam schritt er auf den ersten Behälter zu. Die Zylinder waren wahrscheinlich mit Nährflüssigkeit gefüllt, und die Sauerstoffzugabe ließ Luftblasen aufsteigen, welche die Flüssigkeitsoberfläche in Bewegung versetzten.
Der ausgewachsene Klon besaß nur gerundete und wie abgeschliffen wirkende Konturen, auf seiner weißen Haut fand sich kein einziges Haar.
Am
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