Sternenfaust - 178 - Vertraue nie einem Genetic!
Dana vollkommen verwirrt die Augen auf. »Geheimnis?«
»Ich bin durch reinen Zufall darauf gekommen«, erklärte Dr. Sparker und lächelte noch immer.
»Darauf gekommen?«, fragte Dana nach und kniff nun misstrauisch die Augen zusammen.
»Die Bedienelemente der Scan-Routine. Ich hasse es, mich ständig an die neuen Anordnungen von Touchscreen-Feldern zu gewöhnen oder sie meinen Vorlieben erst mühselig anpassen zu müssen. Also habe ich die Software eingespeist, die ich auch auf Einstein benutze.«
»Sie haben Ihre Software in unsere Computer eingespeist?«, wiederholte Dana und versuchte noch immer, sich aus all den offensichtlich zusammenhanglosen Fakten irgendeinen Reim zu machen.
»Natürlich mit Erlaubnis von Doktor Scott«, erklärte Dr. Sparker. »Wie gesagt, es ging nur um Bedienflächen zur Analyse-Auswertung. Allerdings ist die Standard-Auswertung von Langzeit-Gehirn-EEGs in den Genetic-Welten weitaus umfangreicher als in den Solaren Welten. Ich hielt das für einen Vorteil, schließlich ging es ja genau darum: Nicht nur die Daten zu sammeln, sondern sie so umfassend wie möglich auszuwerten.«
Dana holte tief Luft. »Doktor Sparker«, sagte sie schließlich und beugte sich vor. »Was haben Sie gefunden?«
»Den Imprägniercode«, erklärte Dr. Sparker. »Auf Einstein hinterlassen die Ärzte bei der embryonalen Resequenzierung der DNA-Stränge ein Imprint auf Quanten-Ebene, eine Art genetisches Wasserzeichen.«
Für Dana war die Vorstellung so unglaublich, dass es einige Sekunden dauerte, bis sie wirklich begriff, was Dr. Sparker ihr soeben mitgeteilt hatte. »Sie wollen damit sagen, Sie haben in meinen Scans einen solchen Imprägniercode gefunden?«, fragte Dana fassungslos.
Dr. Sparker nickte, warf jedoch die Stirn in Falten. »Sie wussten es nicht?«
Dana schwirrten die Sinne. Am liebsten hätte sie Dr. Sparker als Lügnerin beschimpft und aus ihrem Bereitschaftsraum geworfen. Doch letztlich siegte ihr Intellekt, der ihr vermittelte, dass Dr. Sparker so etwas nicht einfach behaupten würde, wenn es nicht wahr wäre. »Ich hatte keine Ahnung«, gab Dana schließlich zu.
Dr. Sparker wurde ernst.
»Was wurde an mir verbessert?«, wollte Dana wissen.
»Darüber gibt der genetische Imprint keine Auskunft«, erklärte Dr. Sparker. »Solange genetische Veränderungen nicht offensichtlich sind, ist es fast unmöglich, diese später nachzuvollziehen. In umfangreichen Tests müsste man Normabweichungen ermitteln, wobei diese Abweichungen nicht zwangsläufig auf den Eingriff zurückzuführen sein müssen. Außerdem sind das erklärte Ziel des genetischen Eingriffs und die tatsächliche Veränderung keineswegs immer deckungsgleich.«
»Dann könnte es also sein, dass lediglich ein genetisch bedingter Geburtsfehler beseitigt wurde?«
»Natürlich«, erklärte Dr. Sparker. Sie schien nicht überzeugt, und ihr schien etwas auf den Lippen zu liegen, doch sie haderte offenbar mit sich, ob sie es laut aussprechen sollte.
»Spucken Sie es schon aus«, sagte Dana.
Dr. Sparker verzog den Mundwinkel. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand wegen eines angeborenen Gen-Defekts das Einstein-System aufsucht. Solche Eingriffe werden auch in den Solaren Welten von jedem Gynäkologen ambulant vorgenommen.«
Dana wusste noch immer nicht, was sie sagen sollte. Sie empörte weniger der Umstand, dass man in ihre natürlichen Erbanlagen eingegriffen hatte, sondern der Fakt, dass sie erst heute davon erfuhr. Warum hatte ihre Mutter nie etwas erzählt?
»Wie gesagt«, riss sie Dr. Sparker aus ihren Gedanken. »Ihr Geheimnis ist bei mir sicher.«
»Doktor Sparker«, sagte sie, »wenn das, was Sie sagen, wahr ist, werde ich mich nicht dafür schämen. Denn dann ist es das, was ich eben bin. Ich habe keine Vorurteile gegenüber Genetics.«
»Aber man wird Ihnen gegenüber welche haben«, sagte Dr. Sparker. »Sobald sich erst einmal herumspricht, dass Sie eine Genetic sind, werden Sie es zu spüren bekommen, das kann ich Ihnen versichern.«
Dana wollte ansetzen, der Genetic-Ärztin zu widersprechen, doch im Grunde wusste sie längst, dass Dr. Sparker recht hatte.
Dr. Sparker lehnte sich zurück und fuhr fort. »Man wird plötzlich sagen, es sei doch kein Wunder, sie ist ja schon immer etwas unterkühlt gewesen. Alle Klischees, alle Vorurteile, die man Genetics gegenüber hegt, wird man als Schablone über sie stülpen. Und bei jeder auch nur scheinbaren Übereinstimmung wird man sich in seinen Vorurteilen
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