Sternenfaust - 179 - Zwei Schicksale für Shesha'a
weiteren Schläfern gesucht. Das Ergebnis war niederschmetternd gewesen. Ein Großteil der wichtigsten Schiffe war von den Doppelgängern infiltriert worden, der Carrier von Admiral Soldo wäre ihnen beinahe ebenso in die Hände gefallen wie mehrere Dreadnoughts. Im Solaren Rat hatte es ebenso Klone gegeben, wie innerhalb der GalAb. Es galt, jede Chance zu nutzen, den Feind zu vernichten. Die Anweisung von oben war klar: »Vernichten Sie jedes feindliche Schiff und jede Basis im System.«
Die Pläne für den Störsender waren mittels verschlüsseltem Bergstromfunk längst nach Ganymed übertragen worden, wo an weiteren Geräten dieser Art gebaut wurde.
»Die Entscheidung über das weitere Vorgehen wurde an höherer Stelle für uns getroffen, Professor«, erinnerte Michael den Wissenschaftler. »Und zwar sowohl von unserer Regierung wie von der Herrscherin der Shisheni. Damit ist jede weitere Diskussion überflüssig.«
Mit neunzig Kilometer pro Sekunde flog die AMSTERDAM auf Skoshu zu, um den verbliebenen Schiffen den Todesstoß zu versetzen und das System endgültig zu befreien.
*
Auf dem Hauptschirm wurden die vier Schiffe sichtbar, die über Skoshu Position bezogen hatten.
Michael erhob sich. »Ortung, Statusmeldung!«
»Alles ruhig, Sir«, gab Batista bekannt. »Keine feindlichen Aktivitäten.«
»Waffen, nehmen Sie die Schiffe ins Visier.«
»Aye, Sir.«
»Eingehender Anruf von Shishena«, meldete Funkoffizier Pemmo Nebbson. »Es ist Captain Frost.«
»Leiten Sie das Gespräch auf mein persönliches Terminal.«
»Feindliche Einheiten im Visier«, erklang Lieutenant Commander Celine Al-Maliks Stimme von der Waffenkonsole.
»Feuer!« Michael ließ sich in seinem Konturensessel sinken.
Auf dem Hauptmonitor durchlöcherten die Gauss-Würfel auch die letzten verbliebenen feindlichen Einheiten im Shush-System.
Auf seinem Kommandodisplay erschien das Gesicht von Dana Frost. »Ortung, scannen Sie den Planeten, finden Sie diese Station«, befahl er, ehe er sich Dana Frost zuwandte. »Captain Frost, was kann ich für Sie tun.«
»Captain Tong, ich möchte Sie bitten, das Bombardement der Station auf Skoshu aufzuschieben. Ich möchte eine Rettungsmission versuchen. Solange der Störsender funktioniert, dürfte das Risiko kalkulierbar gering sein.«
»Dem widerspreche ich, Captain Frost. Da das Emuyili keinerlei Scans zulässt, wissen wir nicht, was sich in der Station tatsächlich abspielt. Wir haben bis jetzt nicht die leiseste Ahnung, auf welche Weise sich der Störimpuls auf den Feind auswirkt. Die Wahrscheinlichkeit liegt bei mindestens fünfzig Prozent, dass nur die Technik ausgefallen ist, die Leute aber noch voll aktiv sind. Damit ist das Risiko für eine Rettungsmission viel zu groß.«
Er blickte Dana Frosts Abbild auf dem Monitor eindringlich in die Augen. »Ich habe von der Herrscherin selbst den Befehl erhalten, alle feindlichen Einheiten innerhalb des Shush-Systems, ob mobil oder stationär, zu vernichten. Admiral Takato hat mir denselben Befehl erteilt.« Er beugte sich etwas vor und senkte die Stimme, damit die Brückencrew nicht jedes Wort mitbekam. »Dana, Sie kennen die Shisheni besser als jeder andere Mensch. Selbst wenn Ihre Schwester Shesha’a da unten noch am Leben wäre – was würde sie Ihnen sagen? Oder anders herum: Was glauben Sie, würden die Geretteten sagen, wenn sie erführen, dass wir, um sie zu retten, die Sicherheit der Solaren Welten und ihres gesamten Volkes aufs Spiel gesetzt haben? Sie würden Ihnen vermutlich Vorwürfe machen. Shesha’a ist Ihre Schwester. Sie denken wie ein Mensch, Shesha’a tut dies aber nicht.«
Es war eine makabre Situation. Dana Frost war von einer Shisheni adoptiert worden, stand dem Volk der Shisheni so nah wie kein anderer Mensch und verstand das außerirdische Volk wie niemand sonst. Doch gerade diese Nähe wurde ihr nun zum Verhängnis und verhinderte, dass sie eine logische, rationale Entscheidung traf – dass sie endlich loslassen konnte.
»Sie haben recht«, entgegnete Dana. »Ich bin ein Mensch und als solcher treffe ich meine eigenen Entscheidungen auf der Grundlage meiner eigenen moralischen Vorstellungen. Die Shisheni mögen anders denken. Wir können die Einstellung eines anderen Volkes nicht dafür missbrauchen, unsere Entscheidungen zu beschönigen. Daher frage ich Sie: Würden Sie auch auf die Station dort unten feuern, wenn es sich um eine menschliche Kolonie handeln würde?«
»Sir, ich habe die Station in der
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