Sternenfaust - 182 - Handlanger der Gemini (1 of 2)
hustete, drehte seinen Kopf nach links und rechts und zog den Kragen seines Overalls ein wenig nach unten.
»Wie … wie können Sie …«, begann Walter, doch dann verschlug es ihm die Sprache und er schüttelte nur noch den Kopf, »Ich kann nur hoffen«, sagte Nummer Zwei und musste noch einmal husten, »dass Sie Ihre Beherrschung zurückgewinnen und Ihren Verstand einsetzen, wenn ich Sie jetzt vor eine Wahl stelle.« Und noch einmal hustete der Leslie-Klon. Seine meergrünen Augen fixierten Ash. Dieser sah nicht den leisesten Hauch von Zorn in ihnen. Er hatte Nummer Zwei beinahe umgebracht, doch der Klon starrte ihn einfach nur gleichmütig an.
»Den zweiten Frachter«, befahl Nummer Zwei, ohne Ash aus den Augen zu lassen. Auf dem Display zoomte das andere Schiff heran. Die Geschwindigkeit war mit 0,39 LG angegeben.
»Innenansicht Frachtraum 2«, befahl Nummer Zwei tonlos.
Ash sah an die fünfzig Menschen, die sich bereits aus ihren Containern befreit hatten. Sie machten einen ausgelassenen Eindruck. Sie konnten noch nicht wissen, dass ihr Schwesterschiff zerstört worden war.
»Zoom auf Ingenieur Lars Peterson«, sagte Nummer Zwei mit heiserer Stimme.
Ein etwa fünfunddreißigjähriger Mann mit aschblondem Haar wurde sichtbar. Er hatte seinen Arm um die Schultern einer schlanken, brünetten Frau gelegt. Große Erleichterung und Dankbarkeit spiegelten sich auf ihrem Gesicht.
»Seine Frau, Marietta Peterson«, kommentierte Nummer Zwei. »Irgendwo müssen auch noch zwei Kinder sein, ein Junge von sechs und ein Mädchen von vier Jahren.«
»Hören Sie auf!«, schrie Ash.
»Hier Nummer Zweiundsiebzig, Kommandant des Schlachtkreuzers AIK-JERVI«, kam es laut aus einem Akustikfeld der Zentrale. »Objekt PC-AF-495 erhält in dreißig Sekunden die Option, in den Bergstromraum zu wechseln. Erbitte Abschuss-Erlaubnis, Nummer Zwei.«
»Warten sie noch, Nummer Zweiundsiebzig.«
»Verstanden, Nummer Zwei.«
Der Leslie-Klon machte einen Schritt auf Walter Gregorovitch zu. »Möchten Sie immer noch mein großzügiges Angebot ausschlagen, zusammen mit Nummer Neun die Leitung des Projekts SKV zu übernehmen?«
Walter sah zu Ash hinüber.
»Sie haben gewonnen, Nummer Zwei«, sagte Ash.
Walter nickte.
»Schön, dass am Ende doch Ihre Vernunft die Oberhand gewonnen hat.« Nummer Zwei hob leicht den Kopf an. »Lasst sie entkommen, Nummer Zweiundsiebzig«, rief er in Richtung des Akustik-Rezeptors.
»PC-AF-495 soll nicht abgeschossen werden. Bitte um Bestätigung, Nummer Zwei«, kam es aus dem Akustikfeld.
»Bestätigt«, sagte der Leslie-Klon.
»Verstanden. AIK-JERVI, Ende und aus.«
»Und glauben Sie nur nicht«, wandte sich Nummer Zwei an Ash, »dass Sie Ihre Arbeit verschleppen könnten. Wenn ich nicht schnell Ergebnisse geliefert bekomme, sähe mein Befehl an die AIK-JERVI demnächst wohl anders aus.«
Ash starrte Nummer Zwei nur wortlos an. Dieser wandte sich wieder dem Display zu.
»Da! Sehen Sie doch!«, rief er mit künstlicher Heiterkeit. Die inzwischen wieder auf Außensicht geschaltete Projektionswabe zeigte ein Flimmern, das den Frachter einhüllte. In der nächsten Sekunde war das Schiff verschwunden – eingetaucht in den Bergstromraum.
»Jenny!«, sagte Nummer Zwei. »Jenny Peterson – das war der Name des Töchterchens. Jetzt fällt er mir wieder ein. Na – wollen wir hoffen, dass sie es gut hat auf Proxima Centauri.«
*
Raumfähre SOLAR SHUTTLE 495 D
Im Landeanflug auf Mars Town
Raumhafen
19. Juli 2258, 8:52 MST
Yasuhiro von Schlichten hatte sich zur Sichtluke gebeugt und beobachtete, wie die SOLAR SHUTTLE auf einen der mächtigen Schächte zusank, die zum Teil bis einhundert Meter tief in die submarsianischen Anlagen reichten. Eine Vielzahl von Signallichtern kennzeichnete den Einflugschacht, aber auch Infrarotsender und Impulsgeber waren vorhanden, wie Yasuhiro wusste, damit der Einflug selbst bei einem veritablen Marssturm sicher durchgeführt werden konnte.
Das Shuttle sank auf seinem Antigravpolster in den Schacht, und Yasuhiro sah die gigantischen in der Wandung angebrachten Roste der Staubsauger, die den Schacht von Sand freihielten. Yasuhiro beugte sich noch ein Stück vor und konnte einige Dutzend Meter unter sich das Irisschott erkennen, das sich bereits langsam öffnete.
Schließlich setzte die SOLAR SHUTTLE 495 D an der markierten Landestelle auf, und im künstlichen Licht des Einflugschachts sah Yasuhiro, wie eine schlauchartige Gangway aus der Wandung wuchs
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