Sternenfaust - 182 - Handlanger der Gemini (1 of 2)
entlädt, ohne dass menschliches Personal an Bord sein muss. Bergstromflugfähig.«
»Völlig richtig, Nummer Dreiunddreißig. Bei Erreichen von 0,4 LG wird dieser Frachter automatisch in den Bergstromraum wechseln. Er befindet sich auf dem Rückflug – sein Ziel ist Proxima Centauri. Von dort hat er Tonnen von exotischen und ziemlich teuren Früchten transportiert. Möchten Sie wissen, wo er seine Fracht gelöscht hat?«
Gregorovitch und Ash schwiegen.
»In der Orbitalstation Delta«, fuhr Nummer Zwei ungerührt fort. »Wie Sie vielleicht wissen, umkreist dieses Weltraumhabitat in einer geostationären Umlaufbahn die Erde. Einhunderttausend Menschen leben dort. Dort lebt das, was Sie in den Solaren Welten so gerne als Elite bezeichneten, wobei damit wohl weniger die intellektuellen Fähigkeiten als die hohe Zahl auf den Credit-Konten gemeint war. Sowohl der ehemalige Ratspräsident Rudenko als auch der letzte und jetzt geflohene Ratpräsident John Paljanov hatten dort eine Wohnung.«
Nummer Zwei schwieg.
Ash knirschte mit den Zähnen. »Nun reden Sie schon!«, presste er hervor.
»Dieser Frachter müsste leer sein. Sämtliche Container müssten leer sein. Es gibt keine Waren, die er von der Orbitalstation Delta mitnehmen könnte. Das Geschäft lohnt sich dennoch – die Firma auf Proxima Centauri lässt sich ihre Früchte sehr gut bezahlen. Zumal es, wie Sie es so gerne formulieren, keine Armen trifft. Einmal im Monat fliegen zwei dieser Frachter von Proxima Centauri ab und beliefern die Orbitalstation Delta. Wir Gemini haben diesen Handel nicht unterbrochen.«
»Da lässt man den Bewohnern von Delta gerne ihre Früchte – und sie erkennen, dass es so schlimm unter den Gemini ja nicht sein kann«, sagte Ash in sarkastischem Tonfall.
»Wie auch immer.« Nummer Zwei fuhr sich mit der Zunge ein paar Mal rasch über die oberen Schneidezähne. »Innenkamera Frachtraum Vier«, befahl er.
Das Bild wechselte und zeigte einen Gang, der von links und rechts abgestellten Transportcontainern gebildet wurde. Mehrere Männer und Frauen in Zivilkleidung waren zu sehen. Sie waren offensichtlich damit beschäftigt, einen dieser Container zu öffnen.
»Sie haben das clever hinbekommen«, sagte Nummer Zwei. »Das heißt, es war vor allem ein Mensch, der diese Fluchtaktion geplant und durchgeführt hat. Ein System-Ingenieur der Orbitalstation Delta. Er sitzt im anderen Frachter. Er hat an alles gedacht. Selbst an die Belüftungs- und Heizungssysteme, denn gewöhnlich fliegen diese Frachter ungeheizt und entlüftet nach Proxima Centauri zurück.«
Jetzt war zu sehen, wie aus dem geöffneten Container weitere Menschen traten. Nach ihren Bewegungen und Gesten zu urteilen, schienen sie überglücklich zu sein. Manche von ihnen umarmten sich.
»Was soll das alles?«, rief Walter. »Diese Menschen wollen weg – weg von den Gemini! Jeder Mensch, der die Chance hätte, ins unbesetzte Proxima-Centauri-System zu fliehen, würde diese Chance nutzen!«
» Noch haben wir Proxima Centauri nicht besetzt, das ist richtig.« Nummer Zwei strich sich über den Bart. »Sehen Sie nur, wie sich diese Menschen freuen. Menschen, welche die Anweisungen der Gemini missachteten. Menschen, die ohne Erlaubnis das Solsystem zu verlassen beabsichtigen. Menschen, die keine Ahnung davon haben, dass sie im Fokus eines Gemini-Schlachtkreuzers stehen.«
»Was …« Ash musste schlucken.
»Außenansicht«, befahl Nummer Zwei und im nächsten Augenblick war wieder die Breitseite des Frachters zu sehen.
»Hören Sie, Nummer Zwei …«, begann Ash.
»Feuer«, sage der Leslie-Klon ohne jegliche Betonung.
Es ging so schnell, dass Ash den ins Bild schießenden rot glühenden Energieball kaum hatte wahrnehmen können. Der Frachter verging in einer grellen und lautlosen Explosion – die Helligkeit presste Ashs Augen zusammen.
»Sie widerliches Scheusal!«, schrie Ash und hatte im nächsten Augenblick seine Hände um den Hals von Nummer Zwei gelegt. Er drückte mit aller Macht zu.
Er war kein gewalttätiger Mensch, doch das war zu viel für ihn … Das Gesicht des Leslie-Klons lief rot an, und die grün leuchtenden Augen traten hervor. Ein Speichelfaden rann aus dem Mundwinkel des Verbrechers, doch er machte nicht die mindeste Anstalt, sich zu wehren.
»Ich … bin …«, röchelte Nummer Zwei, »un – sterb – lich.«
Abrupt ließ Ash ihn los und presste seine Fäuste gegen die Schläfen.
Ash schloss für einen kurzen Moment die Augen.
Nummer Zwei
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