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Sternenfaust - 183 - Duell der Orphanen

Sternenfaust - 183 - Duell der Orphanen

Titel: Sternenfaust - 183 - Duell der Orphanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Seifert
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    31. Juli 2258, 13:39 MST
     
    »Positionsdaten … Gemini-System …« drang Dr. Tregardes Stimme leise röchelnd und kaum noch vernehmbar aus dem Akustikfeld des Kom-Geräts.
    »Doktor Tregarde!«, rief Noriyuki Borzan.
    Doch er erhielt keine Antwort mehr.
    Noriyuki ergriff das unabweisbare Gefühl, dass etwas Schlimmes passiert war. Etwas sehr Schlimmes.
    Er war Tregardes Aufforderung nachgekommen und hatte den Nano-Virus über den Gigawatt-Sender in den X-Raum abgestrahlt, obwohl er wenig Hoffnung hatte, dass der Virus dort ankäme, wo Tregarde ihn hin haben wollte. Und jetzt reagierte der Doktor nicht mehr, obwohl der Kanal immer noch offen war.
    Noriyuki unterbrach die Verbindung.
    Die Positionsdaten des Gemini-Systems … Richtig: Dr. Tregarde hatte ihm vor drei Tagen einen Datenträger in die Hand gedrückt, der den Zugangscode zu einem Speicherbereich eines Rechners der Far-Horizon -Anlagen beinhalten sollte. Aber dieser Computer befand sich in der Amazonis Planitia.
    Doch wie sollte Noriyuki dort hinkommen? Überall waren Gemini-Patrouillen.
    Noriyuki seufzte und tastete seine Taschen ab. Da war er – der Datenträger. Besser wäre es gewesen, wenn er ihn verloren oder verlegt hätte. Aber das war nun leider nicht passiert. Noriyuki wog den Chip in seiner Hand. Dann seufzte er erneut und erhob sich schließlich von seinem Sessel, dessen gelbliche Synthoschaum-Füllung bereits an mehreren Stellen durch den aufgeplatzten dunklen Bezug quoll.
    Noriyuki nahm ein paar Gänge, stieg die Behelfsleiter des Schachts hinab, watete einige Hundert Meter durch knöcheltiefes, kaltes Wasser, gelangte erneut an eine Eisenleiter, stieg zwanzig Meter in die Höhe, marschierte einen schmalen Gang entlang, erreichte eine aufgebrochene Tür aus Titanstahl, stieg noch einmal zehn Meter in die Höhe und gelangte schließlich an eine Kunststoffblende, hinter der ein öffentlich zugänglicher Gang von Mars Town lag.
    Noriyuki zwängte sich hindurch und schlug den Weg in Richtung Antigravbahn ein. Es waren nur wenige Einwohner unterwegs, aber diese schienen alle eiligen Schritts in dieselbe Richtung zu streben.
    Je näher Noriyuki dem Huygensboulevard kam, desto lauter hallte mit Musik vermischter Lärm durch die Gänge.
    Als Noriyuki den Boulevard schließlich erreichte, wimmelte es vor Menschenmassen. Alle Einwohner von Mars Town schienen unterwegs zu sein.
    Noriyuki zwängte sich durch die Menschenmassen, da er zur Kurzstreckenbahn wollte, die ihn in den District C bringen würde, von wo aus ihn das HST-Verkehrssystem in die Amazonis Planitia befördern konnte.
    Noriyuki kam immer schwerer vorwärts, so dicht war der Huygensboulevard mit Menschen bevölkert. Dann registrierte er, dass eine Anzahl von Einwohnern offenbar einen Kreis gebildet hatte. Noriyuki drängte sich in die vorderste Reihe – und erblickte vier Morax-Klone der Mars-Security-Patrouille, die tot oder bewusstlos auf dem Boden lagen. Sie steckten in graublauen Gemini-Uniformen mit dem roten Abzeichen der MSP. Ihre hauerbesetzten affenartigen Mäuler standen halb offen, und schaumiger Speichel lief ihnen die haarigen Wangen hinab.
    »Was ist passiert?«, fragte Noriyuki seinen Nachbarn.
    »Einfach umgekippt«, rief der junge Mann. »Und nicht nur die. Überall! Überall in Mars Town sind die Gemini einfach umgefallen.«
    »Dann hat es doch funktioniert …«, sagte Noriyuki nachdenklich.
    »Was?«
    »Ich war es, der die Gemini ausgeschaltet hat.«
    Der junge Mann starrte Noriyuki misstrauisch an. Es war offensichtlich, dass er Noriyuki für einen verrückten Spinner hielt.
    Noriyuki ließ sich davon nicht beeindrucken. »Um ehrlich zu sein, gebührt wohl der größere Verdienst Doktor Tregarde«, sagte er nur.
    Mit diesen Worten setzte er seinen Weg durch die Menschenmassen fort.
     
    *
     
    Noriyuki erlebte überall, wo er hinkam, dasselbe Bild: Überall lagen die Replikate – vor allem Menschen-, Morax- und Triorer-Klone – leblos am Boden. Alles, was einen graublauen Overall getragen hatte, war wie vom Blitz gefällt auf der Stelle zusammengesackt.
    Das Chaos machte es schwer, voranzukommen. Glücklicherweise fuhren die automatisierten Bahnen noch, aber im HST-Zentralbahnhof im District C von Mars Town musste Noriyuki anderthalb Stunden warten, bis er endlich eine Passage bekam.
    Der automatisierte Gleiterbus schoss durch die High Speed Tube an die Oberfläche des Mars und legte die 2.100 Kilometer bis zum Far-Horizon-HST-Portal in der

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