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Sternenfaust - 185 - Das erloschene Reich

Sternenfaust - 185 - Das erloschene Reich

Titel: Sternenfaust - 185 - Das erloschene Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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ein, dass sie zu Manaks Schrein aufgebrochen sein könnte.
    Doch wenig später erschien sie, und auf seine Frage, ob sie schon Abschied vom alten Prinzipal genommen habe, erhielt er die verstörende Antwort: »Schon gestern.«
    »Gestern?« Im ersten Moment verstand er nicht, was sie damit sagen wollte. Dann aber dämmerte es ihm. »Heißt das …«
    »Dass du zwei ganze Nächte und einen Tag durchgeschlafen hast«, bejahte sie. Dabei legte sie ihm die Hand auf die Stirn und nickte zufrieden. »Das Fieber ist verschwunden. Die Schwellung ebenfalls. Aber der Heiler sagt, es kann noch ein paar Tage dauern, bis dein Auge wieder beschwerdefrei funktioniert. Wie ist es? Wie sehr bist du noch beeinträchtigt?«
    Taro lag ein »noch sehr« auf der Zunge, doch er hielt sich zurück, weil es unaufhörlich in seinem Gehirn ratterte. Zwei ganze Nächte und ein ganzer Tag, das bedeutete …
    » Heute ist der Wettstreit?« Erregt richtete er sich auf. Der erwartete Schwindel blieb aus. Sein Herz schlug nur wenig schneller als sonst.
    »Du wirst nicht teilnehmen können«, erklärte Cana. » Bilde dir bloß nicht ein, das würde ich zulassen! Du brauchst Ruhe. Jeder wird Verständnis dafür haben, dass du unter diesen Bedingungen erst im nächsten Jahr zu den Kandidaten gehörst. Jeder!«
    So, wie sie es sagte, klang es fast, als wäre sie froh über diesen Aufschub. Hatte sie wirklich so große Angst, er würde einen Heros-Eponen erringen und mit ihm den Tod finden? Den Tod in den Weiten des Alls?
    » Mater, ich fühle mich wieder völlig in Ordnung. Das Auge ist heil.« Die Lüge kam ihm glatt über die Gedanken wie über die Lippen. Zu glatt, als dass er sich selbst damit wohlgefühlt hätte.
    Sie fürchte wieder die Stirn wie beim ersten Mal, als sie bei dem Versuch gescheitert war, mental in ihn zu dringen, um herauszufinden, ob er die Wahrheit sprach. Aber sie sagte nichts. Nicht dazu jedenfalls.
    »So schnell kannst du nicht ausreichend genesen sein«, widersprach sie jedoch. »Du setzt deine Gesundheit aufs Spiel, wenn du dich den Strapazen des Eponen-Ritus unterziehst. Vielleicht sogar dein Leben!«
    »Ich werde vorsichtig sein. Das verspreche ich.«
    Offenbar geriet ihr Widerstand ins Wanken. Sie rang mit sich. Mit dem, was sie sich als Mater für ihren Sohn ersehnte, damit er ein vollwertiges und angesehenes Mitglied ihrer Gemeinschaft werden konnte.
    »Nach dem Wettstreit will sich Ventor zum neuen Prinzipal ernennen«, sagte Cana unvermittelt. »Er behauptet, dazu von Manak persönlich aufgefordert und legitimiert worden zu sein. Vor dessen Tod. Und niemand zweifelt daran, dass dies die Wahrheit ist.«
    »Und du?«
    »Niemand«, erklärte Cana. »Das schließt mich ein, oder?«
    Er war sich nicht sicher. Nicht bei dem Tonfall, dessen sie sich befleißigte.
    »Ventor hat gewiss das Wohl unseres Clusters im Auge – bei allem, was er tut«, sagte er vorsichtig. »So war es schon zu Lebzeiten des Weisen. Ich hörte nie Klagen über ihn.«
    »Nein«, sagte sie. »Die Leute sind vorsichtig.«
    Das klang noch doppeldeutiger, als es Taro gefallen konnte. Immerhin war Ventor Jinus Vada.
    Er versuchte, das Thema zu beenden. »Gib mir die Erlaubnis, ich bitte dich.«
    Sie betrachtete ihn mit so viel Liebe, dass es fast weh tat.
    Ihm wehtat.
    Nach einer Weile sagte sie schließlich: »Unter einer Bedingung!«
    »Welche?«
    »Du wirst dich mit einem normalen Eponen zufriedengeben, einem, der dir gestattet, über die Welt zu reiten und zu reisen, zu Orten, die du dir nicht einmal erträumen kannst. Karol ist so reich an Wundern und sagenhaften Orten. Das gönne ich dir von Herzen! Einen Eponen, der dich deine Heimat kennenlernen lässt. Aber keinen Heros! Keines dieser unsicheren Geschöpfe, die dich den Unbilden des Sternenraumes aussetzen würden. Ein normaler Epone ist gefährlich genug.«
    Taro spürte, wie sein Hals trocken wurde, wie er fast würgen musste, um sich zu diesem Zugeständnis bereit zu erklären. Im letzten Moment verhinderte er, dass eine neuerliche Lüge über seine Lippen kam.
    »Nein, Mater. Das kann ich nicht versprechen. Es geht gar nicht um den Sternenraum, den ich mir erobern will. Es geht um das Mädchen, das ich gewinnen muss – und die einzige Chance, sie zu erringen, ist, einen Heros an mich zu binden. Nur so kann ich hoffen, die Standesdünkel zu überwinden und erfolgreich um Jinus Hand anzuhalten. «
    »Jinu!« Canas Mundwinkel sanken nach unten. »Immer wieder Jinu! Warum willst du dich nicht

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