Sternenfaust - 191 - Nukleus
Was gedenken wir zu tun, wenn wir auf ein Volk stoßen, das ein Akoluthorum nicht herausrücken will.«
»Dafür wurde der Senat gewählt«, erklärte Dana. »Um Grundsatzfragen zu klären.«
Savanna Dionga nickte. »Das werden wir«, sagte sie ohne den Hauch eines Lächelns. »Der Senat wird über diese entscheidende Frage beraten.«
Dana ärgerte sich, weil man ihr unterschwellig zu unterstellen schien, sie hätte über diese entscheidende Frage noch nicht nachgedacht. Das Gegenteil war der Fall.
Denn natürlich war die Frage mehr als berechtigt. Was würde passieren, wenn ein Volk das Akoluthorum nicht hergeben wollte? Würden sie es sich mit Gewalt nehmen? Oder würden sie achselzuckend die ganze Mission beenden und damit jede Chance vernichten, die Große Leere rückgängig zu machen?
*
Auf Nukleus
5. August 2273, 7.11 Uhr
Es fiel Cody und Dr. Scott schwer, mit dem vor ihnen im Gang dahinschwebenden Niss Schritt zu halten. Der Durchmesser der Röhre war zwar groß genug, dass sie sie aufrecht durchschreiten konnten, allerdings war der Boden abgerundet und nicht flach.
Etwas unbeholfen versuchten sie durch eine versetzte Fußhaltung und mit abstützenden Händen in demselben Tempo vorwärtszukommen wie Flem mit seiner Antigravhalterung.
Der Schweiß floss Cody von der Stirn in die Augen. Es war warm hier in den Gängen, und die Luft konnte man nur als stickig bezeichnen. Den Helm des leichten Raumanzugs hatten der Commander und Kendra Scott nur kurz tragen müssen. Nachdem sie das Shuttle der STERNENFAUST verlassen hatten, dauerte es nur wenige Minuten bis sich der Niss, wie versprochen, an einem der Röhrenenden zeigte. Er verschob das Kraftfeld um ein paar Meter in die Röhre hinein, ließ die beiden Menschen eintreten und aktivierte das Feld erneut, direkt am Abschluss des Ganges mit der Plattform.
So war eine atmosphärische Schleuse entstanden, hinter der sich atembare Luft befand und sie auf das Geheiß des Niss hin die Helme wieder entfernen konnten.
Die Kommunikation mit dem Larvenwesen klappte inzwischen immer besser. Die integrierten Translatoren des Raumanzugs übersetzten das Geblubbere Flems anstandslos und hakten nur selten, wenn er oder sie Ausdrücke benutzte, für die das Programm keine einfache Entsprechung fand. Ansonsten schienen Grammatik und Wortschatz der Niss einigermaßen simpel zu sein.
Inzwischen kraxelten sie seit etwa einer halben Stunde durch die gewundenen Stollen. Zum Glück stießen sie nur selten auf Gefälle, sodass Cody und Dr. Scott sich nur wenig auf allen Vieren fortbewegen mussten.
Ab und zu kreuzten andere Niss ihren Weg, beachteten sie aber nicht weiter.
In regelmäßigen Abständen mündeten andere Gänge in ihren. Das diffuse Licht kam aus scheinbar wahllos an den Röhrenwänden befestigten Leuchtpunkten.
»Wie weit ist es noch, Flem?«, fragte Cody schließlich. Er wünschte sich langsam, er würde auch in einer Antigrav-Vorrichtung hängen und einfach hinter dem Wesen herschweben können. Diese Art der Fortbewegung erschien ihm in solchem Gelände sehr viel sinnvoller.
Der Niss drehte sich zu ihnen herum. An seinem Schwebebeutel waren zwei scheinwerferartige Lichter angebracht, die ihnen nun grell ins Gesicht leuchteten.
Dr. Scott gab ein genervtes Brummen von sich und kniff die Augen zusammen. Sie versuchte, sich in Codys Schatten zu bücken, damit sie nicht weiter geblendet wurde.
»Nicht mehr weit«, gab Flem zum Ausdruck. »Eerl haben die Eindringlinge bereits von ihrem in Flems Nest gebracht.« Erneut trug er etwas Halssekret auf seine Gesichtspartie auf. »Bald sind wir dort.« Damit drehte er sich um und schwebte weiter.
»Hoffentlich ist dort die Luft etwas besser!«, beschwerte sich die Ärztin hinter Cody. Sie überwanden eine kleine Steigung, und der Captain reichte ihr von der höchsten Stelle aus die Hände, damit sie sich hochziehen konnte. »Flem sondert einen eigenartigen Geruch ab, und die Wärme hier scheint ihn noch zu verstärken.«
Cody musste Dr. Scott zustimmen. Der eigenartige Duft, der von dem Niss ausging – ganz besonders dann, wenn er sich mit seinem Sekret einrieb – breitete sich im gesamten Gang aus. Wenn er ihn hätte beschreiben müssen, dann kam ihm als Erstes ein Bild von nassem Herbstlaub in den Sinn. Etwas Herbes, Kaltes, mit einer Spur von modriger Verwesung.
»Hauptsache, Austen und Taro geht es gut, und je schneller wir zu ihnen gelangen, desto schneller haben wir darüber
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