Sternenfaust - 192 - Romanas Entscheidung
Luftfeuchtigkeit, den Luftdruck und sie verfügen über Sensoren, welche die abgestrahlte Wärme von Tana messen. Und bevor Sie nun einwenden, dass sie in den ersten Jahren keine Abkühlung zeigten, sondern das genaue Gegenteil: Ja, es stimmt, aber dieser Triumph der Skeptikerinnen war nur von kurzer Dauer! Doch die ignorieren die weitere Entwicklung, nach dem Motto: Was es nicht geben darf, gibt es nicht. Sie versuchen fadenscheinige Erklärungen, dass die Messwerte in den Städten niedrigere Temperaturen anzeigen würden, weil so viele von euch aufs Land ziehen würden, und zum Ausgleich dort die Temperaturen steigen würden – ein Nullsummenspiel also. Die Skeptikerinnen sind überzeugt, dass es gar keine Klimaabkühlung gibt, sondern nur das Schrumpfen der Städte.«
Wieder setzte Getuschel ein, aber das Filmmaterial hielt drastischere Bilder bereit: wachsende Gletscher, polare Eiskappen, die immer weiter vordrangen, endlose Flächen mit beheizten Glashäusern, da im Freien keine Landwirtschaft mehr möglich war.
Celene krallte ihre Fingernägel in die Handflächen.
»Es ist an der Zeit, dass wir allen die Augen öffnen. Wir können und dürfen nicht zulassen, dass gewissenlose Klimaskeptikerinnen uns in den Abgrund eines völlig vereisten Planeten führen. Lasst uns handeln – jetzt!«
Eine Fieberkurve, wie eine hochgezogene Augenbraue, machte sich auf der Leuchtwand breit.
»So sieht es aus«, sagte Celene und wartete, bis Jahreszahlen und Gradeinteilung sichtbar wurden. »Wir steuern auf die Katastrophe zu. Vier Grad allein in den letzten beiden Jahren, daran lässt sich nicht rütteln, keine Hitzewellen und Wirbelstürme der Leugnerinnen können daran etwas ändern.«
»Was sollen wir Ihrer Meinung nach tun?«, rief eine Journalistin im Saal.
»Schmutzige Energie?«, fragte Celene. »Kohle oder gar Erdöl? Nicht auszudenken, wenn das wieder en vogue wird! Aber für diese harmlosen Mittel ist der Elektrobus längst abgefahren. Kohlendioxid, Methan, FCKW würden ebenfalls für die Trendumkehr nicht mehr ausreichen. Die Verstärkung der Treibhausgase käme heute eindeutig zu spät. Uns droht neben der Klimakatastrophe auch eine ökologische … Tausende Arten sind deswegen zum Aussterben verurteilt!«
Passend zu Celenes Worten liefen hungernde Kubilens über endlose gefrorene Flächen. Hinseln pickten mit löchrigen Schnäbeln ins Eis.
»Ich sage Nein; Nein zu dieser apokalyptischen Zukunft! Und was wir aus den letzten zehn, zwanzig Jahren gelernt haben? Nichts zu tun, macht alles nur schlimmer. Deshalb, meine Damen, es ist Zeit, zu handeln. Gemeinsam schaffen wir es!«
Der Film endete. Celene war mit ihrer Rede exakt im Zeitplan geblieben. Noch einmal richtete sie sich kerzengerade auf und blickte fest in die Kamera.
»Halten wir uns deshalb nicht länger mit Kleinigkeiten auf!«, sagte sie ins Mikrofon. »Die wirklich wichtigen Projekte, und nach meiner Meinung die einzig wirklich Erfolg versprechenden, müssen endlich auf den Weg gebracht werden!«
Celene schloss die Augen. Mehr konnte sie nicht tun.
*
Romana Hel’gara lief zu Fuß durch das Stadtzentrum von Tanit. Wie schon in der U-Bahn fielen ihr die Leuchtwände auf, von denen eine blonde Frau in einem pinkfarbenen Kostüm herunterblickte. Den Bildunterschriften nach zu urteilen handelte es sich um die Umweltministerin, die ein neues Projekt gegen die Klimaabkühlung ankurbeln wollte, aber worum es sich genau handelte, war den Nachrichtenwänden nicht zu entnehmen.
Romana Hel’gara hatte die U-Bahn verlassen, weil sie ein weiteres Mal im Netz der Tibaa hatte recherchieren wollen, aber auch in der öffentlichen Bibliothek war ihr gleich die Aufseherin aufgefallen, die wie ihre Kollegin im Zentralarchiv darüber wachte, dass die Klimaleugner keine verdächtigen Stichworte in die Abfragemaske eingaben. Solange sie keinen privaten Netzzugang fand, konnte Romana Hel’gara sich die elektronische Suche nach dem Akoluthorum abschminken.
Deshalb beschloss sie, nach entsprechenden Bauten Ausschau zu halten, in denen ein Akoluthorum untergebracht sein könnte.
Die erfolgversprechendsten Gebäude für ihre Suche ließen sich auch relativ schnell eingrenzen. Als Top-Adresse machte Romana Hel’gara den Turm der Regierung aus, dem schon Taro und sein Epone zum Opfer gefallen waren. Warum schützten die Tibaa das Bauwerk, fragte sie sich. Doch nur, wenn sie etwas Wertvolles beschützen wollten.
Ihr war natürlich klar, dass sich in dem
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