Sternenfaust - 192 - Romanas Entscheidung
standen.
Celene glaubte, dass das linke Bild mit der Bodenstation für einen Moment flackerte, aber dann erkannte sie einen grünen Laserstrahl, der von dem Satelliten stammen musste, obwohl sie davon im Weltraum natürlich nichts sehen konnte.
»Ziel erfasst«, stand neben dem Countdown am unteren Rand der Bildschirmwand in eindringlichen Buchstaben. Celene wusste, dass sie von der Mikrowellenstrahlung außer den Messwerten der Station im Eis von Yamal nichts bemerken würde. Deshalb beruhigte es sie, wenigstens den Peilstrahl sehen zu können, in dem immer wieder Punkte hell aufleuchteten. Das mussten Schneeflocken sein, die von dem Laser angestrahlt wurden.
Die Wissenschaftlerin Magali blendete auf einem weiteren Bildschirm ein Diagramm ein, das der Beschriftung nach die Energieausbeute auf dem Antennenarray darstellte. Noch war außer den Achsen nichts zu sehen, der Satellit sendete keine Mikrowellen zum Boden. Aber der Countdown näherte sich weiterhin seinem Ende. Dann würde sich herausstellen, ob diese Technik eine neue Hoffnung bedeuten konnte.
»Mikrowellen in drei, zwei, eins, jetzt!«, sagte Celene.
Einen Augenblick später schlug die Anzeige aus. Ein breiter Buckel mit winzigen tanzenden Spitzen erschien und stabilisierte sich. Die eingeblendeten Energiewerte zählten hoch, bis die Zahlen bei 28 Kernkraftsäquivalenten anhielten.
Serima klopfte anerkennend mit der flachen Hand auf die Tischplatte.
Celene blickte die Ministerpräsidentin von der Seite an, sah in ihre leuchtenden Augenbänder und nickte kurz. Dann stimmte sie in das Klopfen ein, obwohl sie wusste, dass sie hundert solcher Solarsatelliten benötigen würden, um den Energiebedarf von ganz Tana zu befriedigen.
Erst jetzt beteiligten sich die anderen Mitglieder der Regierung am Klopfen, denn sie wussten um die unterschiedlichen Auffassungen von Celene und Serima.
Die Wissenschaftlerinnen hielten sich zurück, denn ihre Arbeit begann erst.
Unter der Anleitung von Magali und der Wissenschaftlerin in der Station Yamal lief die vorbereitete Testreihe ab. Ein Solarpanel nach dem anderen wurde abgeschaltet, aus dem Sonnenlicht genommen und erneut in den Verbund dazugeschaltet. Dem zufriedenen Nicken von Magali nach verliefen die ersten Tests zu ihrer Zufriedenheit. Wie in einem lautlosen Ballett drehten sich die riesigen kreisförmigen Flächen unabhängig voneinander ins Licht, bis die maximale Energieausbeute wieder erreicht war.
»Lagekontrolle!« Ein Wort von Magali genügte, und ihre Untergebenen begannen mit dem zweiten Test.
Die Steuerdüsen des Solarsatelliten drehten das Riesengebilde um einige Grad, während die Paneele in die Gegenrichtung schwenkten. Trotzdem blieb der grüne Laserstrahl auf der exakten Position und damit auch das Sendearray, das die Mikrowellen zum Boden schickte.
»Lagekontrolle okay«, sagte Magali deshalb auch mehr zu sich selbst und dann etwas lauter: »Ich schalte jetzt auf die Backupsysteme um.«
»Hauptsteuerung deaktiviert, Backup übernimmt«, sagte eine zweite Wissenschaftlerin an ihrer Seite und zeigte Magali ihr Pad.
Serima blickte Celene herausfordernd an. »Ich denke, wir können auf meinen Erfolg anstoßen. Die Wissenschaftlerinnen können den Rest auch ohne uns erledigen.«
»Ich komme gleich nach«, sagte Celene. Sie wollte nicht die Erste sein, die der Ministerpräsidentin in der Kantine der SPY ZONE Honig ums Maul schmierte. Das konnten andere aus der Regierung viel besser.
»Auch gut.« Serima stand auf und zog tatsächlich einen Tross von Frauen mit sich in Richtung Ausgang.
Celene starrte auf den Solarsatelliten, der ihre eigenen Forschungen an Objekt E für Monate auf Eis legen würde. Warum musste das Ding auch so gut funktionieren? Es hätte doch bloß statt der versprochenen 28 nur vierzehn Einheiten produzieren brauchen und sie hätte freie Bahn für ihre Untersuchungen gehabt.
Celene stieß die Luft aus. So würde Serima Billionen Treal in weitere Satelliten stecken, die erst in Jahren oder Jahrzehnten zum Einsatz kamen.
Trotzdem war es Serimas Stunde, und zum Teil auch jene von Magali.
»Backup sendet konstant«, sagte die Chefwissenschaftlerin. »Schalte …« Magali zögerte.
Celene blickte zwischen der Monitorwand und Magali hin und her. Täuschte sie sich, oder wanderte der Laserstrahl tatsächlich aus dem Brennpunkt der Parabolantenne?
Die ersten Wissenschaftlerinnen wurden unruhig.
Was ging hier vor?
»Lagekontrolle umschalten auf Hauptsystem!«, rief Magali
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