Sternenfaust - 193 - Der stählerne Stern
zufriedenstellend«, sagte Turanagi schläfrig.
»Hm«, machte Kendra und gähnte. »Was ist eigentlich passiert?«, fragte sie, indem sie jedes Wort betonte.
»Lieutenant Gensheimer schließt einen Raketen- oder Strahlbeschuss definitiv aus«, antwortete Turanagi leise und beinahe murmelnd. »Ein Defekt des Shuttles kommt auch nicht infrage, denn der tatsächlich eingetretene Schaden war so massiv, dass er auf keine bloße Fehlfunktion eines Moduls zurückzuführen ist. Gensheimer nimmt einen gewaltigen EMP als Ursache an.«
»Wie sollte der zustande gekommen sein?«
»Das genau ist die Frage. Falls er aber von jemandem als Waffe eingesetzt wurde, erklärt das, weshalb die STERNENFAUST nicht längst ein Rettungs-Shuttle geschickt hat.«
»Wer sollte denn hinter diesem EMP stecken?«, fragte Kendra. »Die STERNENFAUST hat nichts gescannt, was auf eine hoch entwickelte Technik deuten würde.«
»Die Tum’duni können wir jedenfalls ausschließen.«
»Und wohl auch ihre Peiniger – wie hießen sie noch gleich?«
»Tum’waheri«, antwortete Turanagi. »Das Verhältnis dieser beiden Völker …«
Turanagi hielt jäh inne.
»Was ist?«, fragte Kendra beunruhigt.
»Ich weiß es nicht genau. Aber ich spüre die mentale Präsenz von … von Feinden der Tum’duni. Sie … sie schleichen sich an! Wir müssen …«
In diesem Augenblick hallten Schreie und Rufe durch den Wald, Entsetzen schwang in den Stimmen mit.
Kendra und Turanagi erhoben sich und stürzten aus dem Zelt.
»Das müssen die Wächter der Tum’duni sein«, rief Turanagi. »Sie schützen das Lager in einem weiten Umkreis.«
Es war vollkommen dunkel, und nur die erregten Stimmen der Tum’duni, die nun ebenfalls ihre Zelte verließen, waren neben den fernen Rufen und Schreien zu vernehmen.
Kendra zog ihren Nadler und stellte ihn auf Betäubung. Aber ihr war klar, dass sie nur wenig ausrichten konnte – es war stockfinster, mit Ausnahme einiger weniger winziger Lichtpunkte, die von Leuchtquallen herrühren mochten.
Doch hier im Lager war es so dunkel, dass man die Hand vor Augen nicht sehen konnte.
Die Rufe und Schreie verebbten allmählich – dafür war nun ein Rascheln und Knacken zu hören, das zunehmend lauter wurde.
Manche der Tum’duni, die sich in Kendras Nähe befanden, stimmten einen seltsamen, wehklagenden Gesang an.
Kendra spähte mit höchster Konzentration in die Dunkelheit und hielt ihren Nadler schussbereit. Doch sie konnte immer noch nichts erkennen.
Plötzlich war ein feines Zischen in der Luft, und im nächsten Augenblick schlugen irgendwelche Gegenstände auf den Boden im Lager auf. Es mussten relativ leichte Gegenstände sein, denn dort, wo sie landeten, war nur ein dumpfes aber weiches Poltern zu vernehmen.
Jetzt begannen einige der Tum’duni zu schreien, oder auch zu fluchen – jedenfalls klang Entsetzen in ihren Stimmen mit.
Und dann glaubte Kendra zu hören, wie ein Tum’duni nach dem anderen zu Boden stürzte und dort mit wilden, strampelnden Bewegungen das Unterholz zum Knacken brachte.
Im nächsten Augenblick wurde Kendra von irgendetwas getroffen und umgerissen.
Netze!
Bevor Kendra sich orientieren oder auch nur reagieren konnte, lag sie bereits am Boden, gefangen in einem Netz aus groben Pflanzenfasern.
Sie versuchte, sich zu befreien, doch ihre wilden, unkoordinierten Bewegungen führten nur dazu, dass sie sich umso gründlicher in das Netz verstrickte.
»Turanagi!«
»Ja, hier, am Boden! Ich bin in einem Netz gefangen!«
»Ich auch!«
Das feine Zischen in der Luft riss nicht ab. Netz um Netz wurde in das Lager geschleudert, Tum’duni nach Tum’duni stürzte dumpf polternd zu Boden und wand sich verzweifelt in den Maschen.
Die Tum’waheri mussten über eine immense Sehkraft verfügen.
Dann erblickte Kendra plötzlich ein flackerndes Licht, das, wie es schien, langsam auf sie zukam.
Das Licht flackerte nicht nur, sondern schwankte auch sanft hin und her.
Eine Fackel! Das war eine Fackel!
Schließlich war der Fackelträger so nahe herangekommen, dass Kendra ein feines, blauhäutiges Gesicht zu erkennen glaubte. Es war umrahmt von langen, glatten und dunkelblonden Haaren.
Die fremde Frau hielt genau auf Kendra zu und blieb schließlich vor ihr stehen.
Kendra blickte aus ihrer verzerrten Position am Boden hoch in ein hübsches blaues Gesicht, das vom Schein der knisternden Fackel beleuchtet wurde. Das dunkelgrün gemusterte Kleid der Fremden besaß einen weit geschwungenen, mittig spitz
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