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Sternenfaust - 193 - Der stählerne Stern

Sternenfaust - 193 - Der stählerne Stern

Titel: Sternenfaust - 193 - Der stählerne Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Seifert
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Ken’gewa. Wir müssen Ken’drahskott ins Chin’yardhi bringen.«
    »Wo sind Eure Gedanken, Kuhan’pili?«, rief Ken’gewa ärgerlich, schlug leicht mit der flachen Hand auf das Pergament und blickte Vu’maiti aus stechenden Augen an. »Wenn sich jetzt die Tore des Chin’yardhis öffneten, wäre alles aus. Denkt doch nach, Vu’maiti!
    Ten’brikum ist ganz nahe, ich spüre es überdeutlich. Wenn Ken’drahskott die Zwingerburg öffnete, würden wir Ak’lothum dem Eifersüchtigen Gott ausliefern. Er schwebt jetzt schon über den Himmeln Wen’gulims, und er würde Ak’lothum sogleich erspüren – und verschlingen!«
    »Ich will nicht anmaßend klingen, Kuhan’jaali«, entgegnete Vu’maiti in milderem Tonfall. »Aber die Prophezeiung besagt doch, dass die Bedrohung durch Ten’brikum zu ihrem Ende käme, sobald sich die Tar’tarishi mit Ak’lothum vereinigt. Wozu also jetzt noch einmal Tausende von Tum’duni opfern, wenn wir durch eine rasche Handlung die Prophezeiung wahr machen können?«
    »Weil es zu gefährlich ist!«, rief Ken’gewa zornig, schlug erneut mit der flachen Hand auf den Tisch und erhob sich. Er trat nahe an Vu’maiti heran und blickte ihr fest in die Augen.
    »Einmal angenommen, bei Ken’drahskott handelt es sich wirklich um die Tar’tarishi«, hob er an. »Und weiter angenommen, sie würde die Tore des Chin’yardhi tatsächlich öffnen, um sich mit Ak’lothum zu vereinigen. Verrät uns die Prophezeiung etwas darüber, wie lange dieser heilige Vorgang dauert?«
    »Nein«, musste Vu’maiti zugeben.
    »Ist Euch dann nicht bewusst, was wir riskieren? Im Prozess der Verschmelzung könnte Ak’lothum am allerverwundbarsten sein. Wir würden das Heil, das uns die Prophezeiung verspricht, mit Füßen treten. Wir würden Ak’lothum zu einer leichten Beute für Ten’brikum machen.«
    »Und aus welchem Grund – ich frage Euch, Ken’gewa! – mag die Tar’tarishi einen Tag vor Kipawa Ten’brikum auf Wen’gulim herabgestiegen sein? Gibt Euch das nicht zu denken? Seht Ihr nicht den Zusammenhang? Seht Ihr nicht die Aufforderung an uns, die mit dem Niedergang des stählernen Sterns verbunden ist?«
    »Es reicht!«, rief Ken’gewa und wandte sich ab. »Solange ich der Kuhan’jaali bin, werden wir dieses Wagnis nicht eingehen.«
    Vu’maiti atmete kräftig ein und aus. Dann machte sie ein paar langsame Schritte und ließ sich auf einen Stuhl mit polsterloser hoher Lehne nieder.
    Sie blickte Ken’gewa offen an, der neben seinem Schreibtisch stand. »Über die Jahrhunderte, über die Jahrtausende hinweg haben wir Tum’waheri uns eingerichtet mit den Opfergaben an Ten’brikum«, begann sie langsam. »Wir konnten nur überleben, wenn wir bereit waren, die Tum’duni zu opfern. Und dies waren wir alle Zeit. Wir opferten denkende, lebende Wesen, wir opferten unsere Brüder und Schwestern, die nur ein klein wenig anders ausschauen als wir selbst.«
    »Was soll das jetzt, Vu’maiti?«, fuhr sie Ken’gewa ärgerlich an. »Wenn wir die Tum’duni nicht geopfert hätten, wäre unser Volk heute so dezimiert wie das ihre – Ten’brikum ist es gleichgültig, wen er zu sich holt. Es gäbe nicht unsere Städte, es gäbe nicht unsere Tempel, Heiligtümer und Stadien. Ist es das, was Ihr wollt, Vu’maiti?«
    »Es ist die Angst, die zwischen Euren Worten hervorschimmert, auf die ich zu sprechen kommen wünsche.«
    »Ein anderes Mal, Kuhan’pili!«, beschied Ken’gewa energisch. »Dies ist der schlechteste Zeitpunkt für ein philosophisches Gespräch. Die Tum’duni werden bereits auf das Tawil’kiwara geführt, und ich habe noch Vorbereitungen zu treffen .«
    »Erlaubt mir noch zwei, drei abschließende Sätze, Kuhan’jaali«, bat Vu’maiti und erhob sich von ihrem Stuhl. »Mancher in Bilad’himu würde sich fürchten, wüsste er, dass die Prophezeiung kurz vor ihrer Erfüllung steht. Denn die Gewissheit, dass der Tribut an Ten’brikum zu seinem Ende kommt, wenn Ak’lothum in den Schutz der göttlichen Botin überführt wird – diese Gewissheit hat nur der zutiefst Gläubige.« Vu’maiti trat nahe an Ken’gewa heran und fixierte ihn furchtlos. »Mancher in Bilad’himu würde sich ängstigen, dass die Tum’waheri zukünftig selbst die Opfer zu stellen haben, wenn Ak’lothum Wen’gulim erst verlassen haben wird.« Vu’maiti blickte Ken’gewa tief in die Augen, sodass dieser wohl kaum noch einen Zweifel daran haben konnte, wen sie eigentlich meinte. »Doch der, der im wahren Glauben

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