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Sternenfaust - 193 - Der stählerne Stern

Sternenfaust - 193 - Der stählerne Stern

Titel: Sternenfaust - 193 - Der stählerne Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Seifert
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mich begleiten«, erwiderte die Priesterin.
    »Sehr wohl.«
    Der Wächter öffnete die Tür und spähte kurz in das dahinterliegende Areal. Dann gab er Vu’maiti ein Zeichen und überschritt die Schwelle.
    Die Priesterin folgte ihm und hörte, wie hinter ihr die Tür durch den anderen Wächter wieder verriegelt wurde.
    Vu’maiti hatte ungefähr eine Achtelmeile hier im Mahal’vukito zurückzulegen und gab der Wache die Richtung an. Der Mann führte eine stumpfe Pike sowie ein schlankes Schwert mit sich. Glücklicherweise konzentrierte sich der Strom der ausziehenden Tum’duni weiter östlich, in Richtung des Haupttores. Auch Tum’waheri-Jäger waren auszumachen, welche kleine Gruppen von Tum’duni zum Haupttor geleiteten. Manche drangen auch in Unterkünfte ein, um diese auf Verstecke zu untersuchen oder um unwillige Tum’duni herauszutreiben.
    Vu’maiti und die Wache ließen das südliche Amphitheater hinter sich und schlugen eine nordöstliche Richtung ein. Vu’maiti war sich ziemlich sicher, dass die ihren Weg kreuzenden Tum’duni sie nicht als Kuhan’pili erkannten, doch ihr reiches Ornat machte sie als eine Angehörige der Priesterschaft von Bilad’himu kenntlich. Und so blieben auch die teils abschätzigen, teils angewiderten Blicke jener Tum’duni nicht aus, die auf ihrem letzten Gang der Priesterin begegneten. Vu’maitis Hoffnung, ohne Zwischenfall bis zur nordöstlichen gelegenen komfortablen Unterkunft der Fremden zu gelangen, wurde zerstört, als ein Tum’duni-Paar mit zwei Kindern sie erst anstarrte, dann seine Schritte verlangsamte und schließlich stehen blieb.
    »Schande über dich, Priesterin!«, rief der Mann. »Schande über alle Tum’waheri!«
    Vu’maiti blickte sich rasch um. Es befanden sich keine Jäger in der Nähe, doch der Wächter, der sie begleitete, machte ein paar Schritte auf die Familie zu und senkte die Lanze ein Stück.
    »Geht weiter, Leute!«, entgegnete der Soldat, ohne allzu große Rohheit in seine Stimme zu legen.
    Die beiden noch kleinen Kinder drängten sich an den Rock der Mutter.
    »Bald werdet ihr uns vollständig ausgerottet haben! Und dann wird Ten’brikum euch verschlingen! Nur schade, dass ich diesen Tag nicht mehr erleben werde!« Der Mann dachte offenbar nicht daran, weiterzugehen, sondern baute sich im Gegenteil vor dem Wächter auf. Unerträgliche Impulse drangen auf Vu’maiti ein, Impulse der Geistsprache, die jedes intelligente Wesen auf Wen’gulim von Geburt an beherrschte. Der Zorn des Vaters, die tiefe Hoffnungslosigkeit der Mutter, die unbestimmte Angst der unwissenden Kinder.
    »Weiter, weiter …«, murmelte Vu’maiti und verdrängte die Scham, die in ihr heraufsteigen wollte. Doch der Tum’duni-Mann hatte sich mitten in den Weg gestellt und bot seine Brust der Pike dar.
    »Na los, du unzivilisierter Barbar! Stoß zu! Aber du zögerst, was? Ten’brikum frisst keine Toten, was?«
    »Lass es sein«, sagte seine Frau milde und versuchte, ihn sanft vom Weg zu ziehen. Doch der Mann schüttelte ihre Hand unwillig ab. Eines der Kinder begann zu weinen.
    »Mach den Weg frei!«, rief der Wächter, jetzt durchaus zornig.
    »Mach du den Weg frei!«, antwortete der Gefangene und schritt langsam auf den Wächter zu. »Macht ihr alle den Weg frei! Den Weg in eine gerechte Zukunft, den Weg …«
    Der Wächter rammte mit einem gezielten Stoß die stumpfe Pike in den Bauch des Aufständlers. Dieser klappte in der Mitte zusammen, da ihm die Luft wegblieb. Im nächsten Augenblick lag er auf dem Boden und hielt sich stöhnend den Magen. Seine Frau schrie auf und war sofort bei ihm. Das zweite Kind stimmte in das Weinen seines Geschwisters ein.
    Der Wächter griff Vu’maiti am Arm und zog sie an der Familie vorbei. Mit beschleunigtem Schritt setzten sie ihren Weg fort.
    »Dem Tum’duni ist nichts Schlimmes geschehen«, erläuterte der Wächter im Laufen. »Die Pike ist stumpf. Der ist bald wieder auf den Beinen.«
    Und wird anschließend von den Jägern aufs Tawil’kiwara getrieben , ergänzte Vu’maiti in Gedanken.
    Sie passierten eine weitläufige Thermenanlage. Kurz darauf erreichten sie den eleganten einstöckigen und mit weißen kannelierten Säulen geschmückten Bau, in dem die Fremden untergebracht worden waren. Schon von hier aus waren einige der Jäger zu erkennen, die das Gebäude von außen sicherten.
    Als Vu’maiti sich näherte, erwiesen die Jäger pflichtschuldig ihre Ehrenbezeugung, und eine der abgestellten Wachen öffnete der

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