Sternenfaust - 196 - Die Feuer von Skia
rief den nächsten Datensatz auf. Der vorletzte für heute, schwor sie sich. Schließlich hatte sie noch andere Aufgaben als die Suche nach dem Verräter und musste ein Star Corps-Schiff am Laufen halten. Irgendeine Rekalibrierung, das Austauschen eines defekten Tools, zur Not auch die Erneuerung eines Wandpanels würde sie erst einmal auf andere Gedanken bringen.
Die Konsole brachte die neuen Vergleichsdaten auf die Anzeige, und Jenny scrollte erneut durch die Lese- und Schreibprotokolle.
Nichts Auffälliges … Hier die Abfragen von der Brücke … Dort das Überspielen der Daten aus dem Zentralrechner auf ein Pad. Von Dana Frosts Terminal in ihrem Bereitschaftsraum aus, mit ihrer Kennung … Die Entfernung der Daten aus dem temporären Speicher … Immer wieder Backups …
Alles normale Vorgänge, zum Teil zeitlich normiert.
Jenny fuhr sich mit der Spitze des kleinen Fingers über die Augenbrauen. Sie spürte, dass sie etwas übersah, eine Kleinigkeit, eine Möglichkeit, die sie bisher nicht in Betracht gezogen hatte und die vielleicht auch dem Verräter entgangen war. Nur was konnte das sein? Sie erkannte, wie sie sich nicht mehr richtig konzentrierte und ihr Blick durch die Anzeigen hindurch ging.
»Backups, Backups … Überall Backups«, knirschte sie und rümpfte die Nase. Was halfen ihr sämtliche Backups, wenn diese nur die manipulierten Daten abspeicherten und das Original im Zwischenspeicher der Primärquelle verblieb?
Es sei denn …
Einer plötzlichen Eingebung folgend rief sie das Protokoll auf, das beschrieb, wo und wann die Dateien das erste Mal auf den Zentralcomputer kopiert worden waren. Für die Zeit der Übertragung wurden die Daten in einem temporären Speicher zwischengelagert. Da dieser temporäre Speicher aber der des normalen Dateisystems war, wurde auch er bei einem Backup gesichert. Das hieß, wenn sie das Backup zum Zeitpunkt des Kopiervorgangs der Daten vom Akoluthorenscanner auf den Zentralrechner fand, konnte sie möglicherweise feststellen, ob dort, im Zwischenspeicher, die Manipulation stattgefunden hatte.
Jennys Puls beschleunigte sich, als sie den Datensatz aufrief. Sie versuchte Zugang zu den entsprechenden Dateien zu gelangen – und zu ihrer Überraschung verweigerte ihr der Computer den Zugriff.
»Nanu?«, entfuhr es der Chefingenieurin der STERNENFAUST, registrierte aber prompt die Begründung des Systems, sie hätte nicht die erforderlichen Freigaben.
Jenny feixte grimmig. »Da hielt sich wohl jemand für ganz schlau.«
Die Daten waren natürlich nur für denjenigen einsehbar, der auch auf die Originaldaten Zugriffsrechte besaß. Da sie aber ohne Weiteres auf alle Ergebnisse des Akoluthorenscanners zugreifen konnte, musste die Verschlüsselung nachträglich stattgefunden haben.
Ein erster Hinweis auf den Verräter.
Noch einmal versuchte sie, mit ihren Administrator-Rechten an die Daten zu gelangen, stieß aber erneut auf den Hinweis, nur mit einer entsprechenden Entschlüsselung weiteren Zugriff zu erlangen.
»Na warte …« Das war ein Problem, das sich sicher schnell lösen ließ. Was Star Corps-Verschlüsselungen anging, kannte sie sich aus und lud mit ein paar Befehlseingaben die entsprechenden Protokolle auf die Konsole.
Keine Minute später stand fest: Wer auch immer in den Dateien herumgepfuscht hatte, benutzte keinen der für Menschen typischen Verschlüsselungsalgorithmen.
»Dann erweitern wir besser das Suchgebiet«, knurrte sie und schaltete sämtliche Zerhackerprotokolle, die im Datenspeicher der STERNENFAUST zu finden waren, hinzu. Alle verfügbaren Codierungen, die das Star Corps im Laufe des Kontaktes mit außerirdischen Spezies erheben konnte, wurden nun auf die digitale Sperre angewendet.
Wiederum dauerte es keine Minute, bis Jenny Black Fox das Ergebnis auf dem Bildschirm betrachten konnte. Und sie glaubte, ihren Augen nicht trauen zu können …
Der verwendete Verschlüsselungscode stammte von den Shisheni.
*
S.C.S.C. STERNENFAUST III
20. Februar 2274, 16:24 Uhr
Dana Frost faltete die Hände auf dem Schreibtisch in ihrem Bereitschaftsraum und sah Romana Hel’gara eindringlich an. Es amüsierte sie ein wenig, dass genau dort, wo ihr heute vor wenigen Stunden Lieutenant Commander Black Fox ihre Entdeckung offenbart hatte, nun die Dritte im Bunde derer saß, die eingeweiht waren oder – in Romana Hel’garas Fall – eingeweiht werden sollten. Denn das war der Grund, warum Dana die Wanagi zu sich gebeten hatte: die Suche
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