Sternenfaust - HC01 - Die erste Mission
JUPITER L-1 nieder. Mehrere Mitglieder wurden von den Brocken getroffen, aber die leichte Panzerung, die ihre Anzüge trugen, reichte aus, um die Treffer abzuwehren.
»Lassen Sie uns feuern, Captain!«, verlangte Erixon. »Es wäre nicht besonders klug, sie noch näher herankommen zu lassen!«
Aber van Deyk ließ sich nicht beirren. Er wollte Kontakt mit diesen Riesen aufnehmen und sie nicht zu seinen Feinden machen. »Nicht feuern!«, befahl er. »Sie sollen sehen, dass wir in Frieden gekommen sind und nicht beabsichtigen, sie anzugreifen oder ihnen irgendwie sonst zu schaden!«
»Ich frage mich, ob unsere Zottelfreunde diese Absicht auch erkennen!«, gab Erixon zu bedenken.
»Translatoren auf höchste Empfangsintensität schalten«, befahl van Deyk.
»Ich hoffe nur, dass unsere Empfänger diese verdammten Infraschall-Anteile vertragen!«, äußerte Butthar.
»Lassen Sie es darauf ankommen«, meinte van Deyk.
»Glauben Sie wirklich, dass diese Laute eine Sprache darstellen?«, zweifelte Erixon.
»Ich will es hoffen!«, murmelte der Kommandant der JUPITER.
Die Translatoren der Crewmitglieder zeichneten die Laute der Yetis auf und versuchten, darin Sprachmuster zu erkennen. Je nachdem, wie kompliziert die Sprache der Riesen war, würde es noch ein paar Minuten oder in schweren Fällen sogar Stunden dauern, bis genügend Vokabular aufgezeichnet war, um eine Verständigung zu ermöglichen.
Die Riesen stellten ihren Beschuss mit Eiskristallen erst einmal ein. Einer von ihnen sprach so laut und mit dermaßen drückenden Infraschallfrequenzen, dass dem halben Außenteam sofort schlecht wurde und die Lautäußerungen aller anderen übertönt wurden.
Das Gespräch unter den Yetis ging hin und her. Leider war alles, was das Translatorsystem davon zu übersetzen vermochte, eine sinnlose Aneinanderreihung von Begriffen, von denen wiederum neunzig Prozent Zusammensetzungen von Worten waren, die für einen menschlichen Verstand einfach keinen Sinn ergaben. Das System war offenbar noch nicht so weit.
Aber zumindest schien einer der Riesen begriffen zu haben, dass die Crew der JUITER L-1 keineswegs darauf aus war, ein Gemetzel zu veranstalten.
Sie sind noch unschlüssig! , dachte van Deyk. Glücklicherweise scheint der größte Brüller unter diesen Zottelriesen auf unserer Seite zu sein, aber es ist die Frage, ob er sich durchsetzen wird.
Der Riese, den van Deyk für sich einfach den großen Brüller nannte, machte ein paar Schritte nach vorn. Dann stampfte er auf, reckte die beiden groben Extremitäten empor, in deren Händen er jeweils einen Speer hielt. Die kleineren hielten noch immer Eiskristalle zum Wurf bereit.
Er traut dem Frieden noch nicht – und wenn ich an seiner Stelle wäre und jemanden in einem verstörten Camp voller Leichen anträfe, würde ich auch misstrauisch sein …
Der große Brüller stampfte noch einmal auf. Vielleicht erwartete er irgendeine Reaktion darauf.
Van Deyk wusste nicht so recht, wie er das Verhalten seines Gegenübers interpretieren sollte. Ein Königreich und ein Kamel für einen Christophorer-Berater! , ging es ihm durch den Kopf. Aber er musste wohl auf seine eigene Intuition vertrauen und sich so gut, wie es unter den gegebenen Umständen eben möglich war, in die Gedanken des großen Brüllers und seiner Horde einfühlen.
Dieser brüllte jetzt etwas in Richtung von van Deyk und seiner Gruppe. Dabei gestikulierte er wild mit beiden Armpaaren. Aus dem Translator kam noch immer nichts weiter als sinnloses Gestammel.
Die haarigen Riesen näherten sich vorsichtig. Augenblicke lang herrschte Schweigen. Nicht einmal die grollenden Laute der Riesen waren noch zu hören.
Was haben sie vor? , dachte van Deyk.
»Wir kommen in Frieden«, sagte der Captain der JUPITER noch einmal. »Und für dieses Massaker sind wir nicht verantwortlich. Im Gegenteil. Wir suchen diejenigen, die es angerichtet haben, und brauchen eure Hilfe!«
Van Deyks Worte drangen über den Außenlautsprecher.
Das Translatorsystem übersetzte sie in die Laute der Riesen, beziehungsweise versuchte es. Was wirklich davon bei der anderen Seite ankam und ob der Translator eine passende Übersetzung gewählt hatte, wusste van Deyk nicht. Normalerweise tat man in diesem Stadium besser daran, sich mit sprachlichen Äußerungen noch zurückzuhalten, bis genügend Sprachmaterial aufgezeichnet und ausgewertet war. Aber das Risiko, etwas Falsches zu sagen, erschien van Deyk weniger hoch als wenn er gar nichts
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