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Sternenfeuer: Gefährliche Lügen

Sternenfeuer: Gefährliche Lügen

Titel: Sternenfeuer: Gefährliche Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Kathleen Ryan
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widerwillig und fügte dann hinzu: »Zum Beispiel verhindern, dass mir diese Verhandlung um die Ohren fliegt.«
    »Hättest du mich wirklich getötet?«, fragte Kieran und hoffte, dass Seth nicht die Angst in seiner Stimme bemerkte. Selbst jetzt, sicher verwahrt, hatte er noch Angst vor ihm.
    Seth dachte darüber nach. »Ich habe versucht, dich zu brechen«, sagte er, »damit du, wenn ich dich rauslasse, keinen Ärger mehr machst.«
    Kieran schauderte innerlich. Es hatte fast funktioniert. Es hatte Momente gegeben, in denen er bereit gewesen war, fast alles für eine Mahlzeit zu tun.
    »Aber dann fingen die Kids an, nach einer Verhandlung zu verlangen«, sagte Seth. »Sie haben versucht, so zu tun, als wollten sie dich bluten sehen, aber ich war mir sicher, dass sie dir helfen wollten. Ich wusste, dass ich niemals die volle Kontrolle hätte, außer …«
    »Also hättest du?«
    Seth zuckte, als wäre die Frage eine nervige Fliege. »Ich habe es nicht getan, oder?«
    »Aber du wolltest.«
    »Wollen und tun sind nicht das Gleiche.«
    »Du hast mich ausgehungert.«
    »Ich habe dir nichts Schlimmeres angetan, als mein Vater mir angetan hat. Damals, als er herausgefunden hat, dass ich an seinem Schnaps war. Eine Schüssel Suppe pro Tag, die gesamte Erntezeit lang. Das solltest du mal ausprobieren.« Seths Gesicht war so geschwollen, dass es schwer zu deuten war, aber Kieran wusste, dass die Erwähnung seines Vaters ihm Schmerzen bereitete. »Natürlich habe ich Essen reingeschmuggelt, wenn mein Vater nicht aufgepasst hat. Allerdings hast du das letztendlich auch getan.«
    »Du wusstest davon?«, fragte Kieran. »Dass Sealy mir Brot zugeschoben hat?«
    »Ich habe es ihm aufgetragen«, antwortete Seth gereizt. »Ich wollte nicht, dass du weißt, dass es von mir kam. Dieses Brot sollte der Anfang sein.«
    »Wovon?«
    »Belohnungen. Für gutes Benehmen.«
    Das hätte auch funktioniert, dachte Kieran. Seth hatte keine Ahnung, wie dicht er dran gewesen war, aufzugeben.
Und er wird es nie erfahren,
sagte er sich.
    »Wenn ich dich hier rauslasse, würdest du es wieder versuchen, oder?«
    »Was wieder versuchen?«
    »Das Schiff zu übernehmen.«
    Seth schwieg so lange, dass Kieran annahm, er würde keine Antwort mehr bekommen, und er stand auf. Als er an der Tür war, sagte Seth: »Das ist genau das, was du gemacht hast, nicht wahr?«
    Kieran hielt mitten im Schritt an. Dann sagte er ohne das geringste Anzeichen von Emotionen: »Ich lasse dir morgen neue Kleidung herunterbringen.«
    Er verließ die Brig.

Sterne
    K ieran bediente den Mäher und bündelte das Heu zu Ballen. Zwei andere Jungen waren mit den Staplern zugange. Sie hoben jeden einzelnen Ballen vorsichtig mit den krallenartigen Fortsätzen an der Vorderseite der Maschine an. Die Arbeit mit den Staplern sah lustig aus, und wenn Kieran der Meinung gewesen wäre, er hätte die Arbeit auf dem Mäher einem Jüngeren übertragen können, dann hätte er auch mal eine Runde gedreht. Aber im Moment saß er hoch oben auf dem Sitz fest, fuhr die riesige Maschine Reihe auf Reihe durch die Gräser und sammelte sie als Mulch oder als Streu für die Hühner und Ziegen.
    Er fuhr hoch, als er eine Hand auf seiner Schulter spürte, drehte sich um und sah, dass sich Arthur über ihn lehnte. Der war komplett außer Atem, das Gesicht schweißnass, die Augen hinter schmutzigen Brillengläsern weit aufgerissen, und balancierte auf dem Trittbrett des Traktors. Arthur sprach, aber Kieran konnte durch den Maschinenlärm nichts verstehen und musste die Zugmaschine und dann den Heubinder abstellen, ehe sich Arthur verständlich machen konnte.
    Hoffentlich eine gute Nachricht, dachte Kieran.
    »Ich habe gesagt, dass der Nebel sich lichtet!«, rief Arthur.
    »Was?« Kieran starrte ihn an. »Was meinst du mit ›sich lichtet‹?«
    »Das bedeutet, wir können die Sterne sehen.«
    Das musste Kieran sich mit eigenen Augen ansehen. Er winkte den beiden, die die Stapler bedienten, zu und folgte Arthur aus der Graslandkultur zu den Fahrstühlen, die sie direkt in die Kommandozentrale bringen würden.
    »Wie viele Sterne?«, fragte Kieran ungeduldig. »Mehr als nur ein paar?«
    »Eine Menge. Ich glaube, wir sind am Rand des Nebels angekommen.«
    Kierans Herz pochte, und er musste sich an die Fahrstuhlwand lehnen. Über die Monate hinweg hatte er den Großteil seiner Stärke zurückgewonnen, aber die Zeit des Hungers hatte ihn gezeichnet. Wenn er sich stark aufregte, schien das Adrenalin in seinem Körper

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