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Sternenfeuer: Gefährliche Lügen

Sternenfeuer: Gefährliche Lügen

Titel: Sternenfeuer: Gefährliche Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Kathleen Ryan
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ihn zu schwächen, und er fühlte sich benebelt und seltsam leicht. Genauso fühlte er sich jetzt, als er darauf wartete, dass sich die Fahrstuhltüren öffneten und er Arthur in den Kommandoraum folgen und es sich mit eigenen Augen anschauen konnte. Ungefähr ein Dutzend Jungen war in der Kommandozentrale, und keiner von ihnen sprach ein Wort. Kieran konnte die anderen atmen hören, während sie wie gebannt aus den Fenstern starrten. Hinter dem dünnen Dunst, der noch vom Nebel übrig war, glänzten Sterne. Millionen und Abermillionen, und es wurden immer mehr, während das Schiff auf den äußeren Rand des Nebels zuraste. Der Effekt erinnerte Kieran an die Nacht, in der sein Vater ihm zu erklären versucht hatte, dass man auf der Erde tagsüber die Sterne nicht sehen konnte. »Erst in der Dämmerung kamen sie heraus, einer nach dem anderen«, hatte er gesagt.
    Kieran war nicht in der Lage gewesen, sich das vorzustellen, aber nun geschah es direkt vor seinen Augen. Die Sterne kamen heraus, einer nach dem anderen, als würden sie sich durch einen Seidenvorhang schieben.
    »Mein Gott«, sagte er lautlos.
    Es war wirklich wahr. Sie erreichten den Rand der schrecklichen Wolke, die sie vor Jahren verschluckt hatte. Eine Zeitlang blickte Kieran die Sterne mit zusammengekniffenen Augen an und bemerkte die Unterschiede zwischen ihnen. Einige funkelten rot, andere blau, einige hatten einen gelben Schimmer. Aber dann schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf, und er brüllte Sarek, der die Kom-Station bemannte, zu: »Starte einen Radarscan! Sie sind vielleicht auch herausgekommen!«
    Sarek starrte Kieran einen Moment lang an, als würde er nicht verstehen, aber plötzlich flogen seine Hände über die Steuerungsfläche, als er jede verfügbare Radarschüssel auf dem Schiff aktivierte, um alle Frequenzen zu durchsuchen. Dann aktivierte er alle acht Radaremitter, die nach Festkörpern im Umkreis von fünfzehn Millionen Kilometern suchten.
    In der Kabine blieb es still. Niemand schien zu erwarten, dass irgendetwas passierte, und so war es fast ein körperlicher Schock, als eine menschliche Stimme ihren Weg durch Sareks Kom-Link fand.
    »Mayday, Mayday,
Empyrean –
wenn ihr dieses Signal empfangt, bestätigt bitte. Hier spricht Waverly Marshall. Mayday, Mayday,
Empyrean,
wenn ihr –«
    »Was ist das?«, fragte Arthur atemlos.
    Andere Jungen schrien auf. Ein Junge in der Ecke sank auf die Knie. Kieran konnte Sarek nur anstarren, während ein Zittern sich von den Fingerspitzen bis in sein Innerstes vorarbeitete. Ihre Stimme. Das war ihre Stimme.
    Die Nachricht lief in Dauerschleife, viele Male, bis sich Kieran daran erinnerte, wie man sprach. »Antwortet«, sagte er.
    Sarek nahm das Mikrofon, passte die Frequenz an und sagte: »Hier spricht die
Empyrean,
Waverly, wo bist du? Hallo?«
    Sie drängten sich um Sareks Kom-Station, während Waverlys dünne Stimme weiter die Nachricht in Endlosschleife sprach. Kieran konzentrierte sich darauf, suchte nach einem Hinweis über sie. Sie hörte sich klein und durcheinander an, aber auch ruhig und entschlossen. Sie klang tapfer.
    »Sarek«, sagte Kieran verzweifelt, »sende deine Nachricht in Dauerschleife zurück an –«
    »Hallo?«
    Es war die Stimme eines jungen Mädchens, zerbrechlich und zögerlich.
    Kieran riss Sarek das Mikrofon aus der Hand. »Hol Waverly.«
    »Wer ist da?«, fragte das Mädchen.
    »Hol Waverly!«, rief Kieran, aber es klang schon eine andere Stimme durch das Mikrofon.
    »Kieran?«
    Sein Herz schien zu schmelzen. Er hörte sie. Er hörte Waverly.
    »Waverly, wo bist du?« Tränen strömten ihm über das Gesicht, aber es kümmerte ihn nicht, was die anderen Jungen von ihm dachten. In diesem Moment war alles, was er wollte, Waverly. Genau jetzt.
    »Ich weiß es nicht, aber wir können nicht allzu weit entfernt sein. Es gibt kaum Verzögerungen bei der Übertragung.«
    »Geht es dir gut?«
    »Ja, uns geht es gut. Geht es
dir
gut?« Kieran meinte, auch Tränen in ihrer Stimme zu hören.
    »Uns geht es gut!«
    »Kannst du Captain Jones sagen, dass er uns suchen muss?«
    »Ist Harvard nicht da? Oder mein Vater?«, fragte Kieran wankend.
    Es gab eine Pause, und Waverlys Stimme veränderte sich; sie enthielt jetzt eine Spur Bitterkeit. »Keine Erwachsenen, Kieran. Nur wir Mädchen.«
    Mehrere der Jungen schrien auf. Peter Stroub schlug wiederholt gegen die Metallwand.
    Kierans Mut sank, aber er sammelte sich, deckte das Mikrofon ab und sagte in den Raum hinein: »Dann sind

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