Sternenfeuer: Gefährliche Lügen
die Erwachsenen in den Shuttles, und wenn sie aus dem Nebel auftauchen, nehmen wir auch mit ihnen Kontakt auf.«
Ein paar Jungen nickten, aber die meisten blickten niedergeschlagen zu Boden.
»Bitte, Kieran, kannst du Captain Jones holen?«, fragte Waverly. Es war eine Spur Hysterie in ihrer Stimme. »Oder einen Piloten? Jemand, der weiß, wie man uns findet?«
»Der Captain … ist gerade nicht hier. Lasst uns euch an Bord holen, und wir reden über diesen ganzen Kram später, okay?«
Arthur ging zur Radaranzeige und schaltete sich durch die Schirme, bis er einen fand, auf dem eine rote Nachricht blinkte: SICH BEWEGENDES OBJEKT . Er deutete auf einen hellen Punkt. »Das müssen sie sein. Sie sind vor uns und kommen auf uns zu.«
»Kannst du einen Abfangkurs abstecken?«, fragte Kieran Arthur, der die Navigationsausrüstung zweifelnd anschaute.
»Ich kann es versuchen.«
Wut flammte in Kieran auf, und er musste kämpfen, sie unter Kontrolle zu bringen, ehe er ruhig genug war, um zu sagen: »Gib dein Bestes.«
Es schien eine sehr komplizierte Angelegenheit zu sein, aber Arthur fand heraus, dass das Navigationsprogramm mit klar erkennbaren Sternen in der Lage war, einen automatischen Abfangkurs abzustecken. Kieran hatte ein merkwürdiges Gefühl in der Magengrube, als das Schiff nach Steuerbord schwenkte.
»Wie lange?«
Arthur blickte auf den Schirm vor sich. »Ein paar Stunden.«
So lange konnte er nicht warten. Er wollte alle aus der Kommandozentrale scheuchen, damit er mit ihr allein über Funk reden konnte, aber das erschien ihm unfair. »Wie geht es dir, Waverly? Bist du gesund?«
»Ja, ich bin gesund. Ich glaube, das sind wir alle.«
»Wer ist da?«, rief Sarek.
»Alle Mädchen, bis auf Felicity Wiggam und … und … Samantha Stapleton.«
»Wie konntet ihr entkommen?«
Sie schwieg eine lange Zeit, bis sie schließlich sagte: »Darüber möchte ich nicht per Kom reden, Kieran.«
Irgendetwas sehr Schlimmes war passiert. Er konnte es an ihrer Stimme hören.
»Ich will mit meiner Schwester reden!« Alfie Moore griff mit finsterem Gesichtsausdruck nach Kierans Headset.
Kieran wollte das Headset behalten und ewig mit Waverly sprechen, aber sie sagte schnell: »Kieran, hier sind eine Menge Mädchen, die mit ihren Familien sprechen wollen.«
Kieran war verletzt. Wieso wollte sie nicht mit ihm reden?
Alfie zog am Kabel des Headsets. Er gab es dem Jungen und setzte sich in den Sessel des Captains.
Zu warten war eine Agonie. Er konnte es nicht ertragen, mit irgendjemandem zu reden. Er ignorierte es, als die Jungen ihm auf die Pelle rückten, und saß stocksteif da, die Faust an die Stirn gepresst, den Kiefer verkrampft, die Augen fest geschlossen, bis sie ihn schließlich in Ruhe ließen. Immer wieder stellte er sich vor, wie Waverly das Shuttle in die Hülle der
Empyrean
rammte. Sie hatte nie zuvor ein richtiges Schiff geflogen. Was, wenn sie starb, gerade jetzt, wo sie fast zu Hause war?
Bald ertönte das Knacken des Interkoms, und Waverlys Stimme drang aus den Lautsprechern.
»Ich kann euch sehen! Ich kann die
Empyrean
sehen!«, quiekte sie. »Oh, mein Gott!«
Kieran schoss nach oben.
»Zehn Minuten«, sagte Arthur. Seine Finger flogen über das Tastenfeld, und Kieran spürte, wie die Beschleunigung der
Empyrean
dramatisch abnahm. Er fühlte sich leicht in seinem Sitz, während er Arthurs Vidschirm und den dahinschießenden Punkt, der Waverlys Shuttle war, betrachtete. Das Shuttle kreiste, um Kurs auf den Backbord-Shuttle-Hangar zu nehmen.
Kieran sprang aus dem Sessel und rannte mit voller Geschwindigkeit durch die Gänge. Er konnte seine Beine nicht dazu bringen, sich schnell genug zu bewegen, schlug auf den Fahrstuhlknopf und trat gegen die Tür, während er wartete. »Komm schon, komm schon!«, rief er durch zusammengebissene Zähne. Sobald er im Fahrstuhl war, hätte er die Kabel durchgeschnitten, wenn sich die Kabine dadurch schneller bewegt hätte.
Als er schließlich im Shuttle-Hangar ankam, sah er, dass sich fast alle Jungen dort versammelt hatten und in stiller Erwartung auf die Luftschleuse starrten. Kieran rannte zur Kom-Station und brüllte: »Sarek, klink mich in die Shuttle-Kommunikation ein.«
Sarek antwortete: »Sie hat ihr Headset abgeschaltet.«
»Was?«
»Sie sagte, ich würde sie ablenken.«
»Wie nah sind sie?«, fragte Kieran.
»Ich habe gerade die äußeren Schleusentore geöffnet.«
Kieran spürte das Blut in seinem Gesicht pulsieren. Er starrte auf das
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