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Sternenfeuer: Gefährliche Lügen

Sternenfeuer: Gefährliche Lügen

Titel: Sternenfeuer: Gefährliche Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Kathleen Ryan
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sah gutmütig in das sommersprossige Gesicht und sagte: »Ja. Es gibt einen Himmel. Und du solltest täglich mit deinen Eltern sprechen.« Diese Antwort kam ihm so automatisch, so natürlich über die Lippen, dass er wusste, es musste die Wahrheit sein.
    Der Junge entspannte sich, zeigte ein apfelwangiges Lächeln und ging fort, um einer Gruppe von Freunden zu erzählen, was er gesagt hatte.
    Kieran war sich jetzt sicher: Er verrichtete das Werk Gottes.

Das Seth-Problem
    D unkelheit lag über dem Schiff. In seinem neuen Quartier ruhte Kieran auf dem Bett des Captains, einer wunderbar weichen, extrabreiten Matratze. Es wäre toll, Waverly mit hierherzunehmen, wenn er sie jemals wiedersah. Er drückte sein Gesicht in das Kissen und stellte sich vor, es wäre ihr weiches Haar.
    Zum tausendsten Mal dachte er darüber nach, den Kurs zu ändern und nach ihr zu suchen. Es war ein nahezu körperliches Bedürfnis, die Steuerung der
Empyrean
zu übernehmen und kreisend in die Gegend zu fliegen, in die die
New Horizon
verschwunden war. Gestern hätte er beinahe den Befehl gegeben, aber Arthur Dietrich hatte ihm klargemacht, dass ihre beste Chance darin lag, auf Kurs zu bleiben. »Lass sie zu uns kommen«, hatte er gesagt.
    Selbst Sarek hatte zugestimmt. »Du hattest absolut recht, Kieran. Wir können nur warten. Wenn sie in diesem verdammten Nebel nach uns suchen, ist die einzige Chance, wie sie uns finden können, wenn wir genau da sind, wo sie uns erwarten.«
    »Es war taktisch genial«, hatte Arthur gesagt, »im Nebel anzugreifen.«
    »Wir werden es ihnen heimzahlen«, hatte Kieran düster gesagt. »Und wenn wir warten müssen, bis wir den Planeten erreichen – wir kriegen sie.«
    Tatsächlich war es so, dass Kieran jetzt, da das Schiff unter Kontrolle war und alle arbeiteten, die ganze Zeit über Waverly nachdachte. Er machte sich natürlich Sorgen um seine Eltern, aber Waverly brauchte ihn, und er war nicht für sie da.
    Schlaf zu finden war ein sinnloses Unterfangen, und so schaltete er die Nachttischlampe ein. Die gerahmte Replik eines alten Van-Gogh-Gemäldes – leuchtend gelbe Heuhaufen – hing an der gegenüberliegenden Wand und ließ ihn sich auf eine Art nach der Erde sehnen, die ihm bislang fremd gewesen war. Wenn sie die Erde niemals verlassen hätten, dann gäbe es einen einfachen Weg, Waverly zu finden. Er könnte einfach zu dem Ort, an dem sie war, gehen oder laufen und sie zurückbringen. Aber er war nicht auf der Erde. Er war auf einem Schiff, das durch einen hässlichen rosafarbenen Nebel kreuzte, und er konnte nirgendwohin.
    Er fuhr zusammen, als die Kom-Station auf seinem Nachttisch zu blinken begann. »Captain, du musst nach unten in die Brig kommen!«
    Durch die Leitung hörte Kieran krachende Geräusche und Grunzen. »Was ist los?«
    »Die Gefangenen kämpfen. Sie bringen sich gegenseitig um!«
    Kieran zog seine weiten Hanfhosen über und schlüpfte in die Sandalen. Er brauchte nur Sekunden zum Fahrstuhl, und noch ehe er versucht hatte, wieder zu Atem zu kommen, raste er bereits hinunter zum Arrestbereich. Als sich die Türen des Fahrstuhls öffneten, hörte er bereits die Kampfgeräusche durch den Gang hallen. Es klang nach Tieren, die sich um einen Knochen stritten.
    Als er bei den Zellen ankam, sah er Seth, der über Sealy stand und ihm in den Bauch trat, während Max schwach versuchte, ihn zum Aufhören zu bewegen. Sealy hatte das Bewusstsein verloren, und Max war nicht viel besser dran. Seth atmete schwer, und seine Knöchel waren voller blauer Flecken, aber er trat immer wieder und wieder auf Sealy ein.
    »Aufhören«, sagte Kieran.
    Seth schien ihn nicht zu hören.
    »Aufhören!«, brüllte er nun. Er nahm die Schlüssel von der Wache, schloss die Zellentür auf und fiel über Seth her. Dann waren sie am Boden, und Kieran schlug ihm wieder und wieder ins Gesicht, wieder und wieder, und beschimpfte ihn dabei.
    Zuerst krallte Seth nach Kierans Gesicht und versuchte ihn wegzuschlagen, aber er schaffte es nicht. Also wurde er schlaff und ließ Kieran auf sich einprügeln. Als der schließlich aufhörte, waren Seths Augen geschwollen und seine Unterlippe aufgeplatzt und blutig.
    Kierans Fäuste schmerzten, wo er sich die Knöchel an Seths Zähnen aufgerissen hatte. Er war außer Atem und erschöpft. Die Wachen, zwei Jungen, die hier neu waren, starrten ihn erschrocken an.
    »Was glotzt ihr so?«, blaffte er.
    »E-Entschuldigung«, sagte einer von ihnen, ein Dreizehnjähriger namens Harvey

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