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Sternenfeuer: Gefährliche Lügen

Sternenfeuer: Gefährliche Lügen

Titel: Sternenfeuer: Gefährliche Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Kathleen Ryan
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hatte.
    »Wie viele sind einmal pro Monat gegangen?«
    Sechs weitere Hände hoben sich, aber die meisten Jungen sahen Kieran einfach nur beschämt an.
    »Ihr könnt eure Hände nach unten nehmen.« Kieran wartete, bis sie ihre Hände gesenkt hatten. »Und nun frage ich mich, wie anders die Dinge verlaufen wären, wenn wir der spirituellen Seite unserer Mission mehr Aufmerksamkeit gewidmet hätten. Was, wenn wir nicht so gedankenverloren gewesen wären? Wäre Gott freundlicher zu uns gewesen in der Stunde unserer Not? Wären unsere Mütter, Väter und Schwestern heute hier bei uns, wenn wir ihn mehr geachtet hätten? Wenn wir nur einmal in der Woche auf die Knie gefallen wären und Gott dafür gedankt hätten, dass er uns das Privileg hat zukommen lassen, die erste Generation zu sein, die ihren Fuß auf einen Planeten setzt, den die gesamte Menschheit für alle Zeiten, die kommen werden, Heimat nennen wird?«
    Er sah sich im Raum um. Es gab skeptische Mienen in der Menge, klar, und viele hörten überhaupt nicht zu, aber die meisten schienen darüber nachzudenken, was er gesagt hatte. Einige waren sogar den Tränen nahe.
    »Ich glaube, in unserem täglichen Leben haben wir vergessen, wer wir wirklich sind. Wir sind die Vorväter einer neuen Zivilisation. Wir werden den Grundstein legen für zahllose Generationen menschlicher Wesen in einer Ecke der Galaxis, in der niemals«, Kieran holte Luft, um seiner Stimme mehr Volumen zu verleihen, »ich sage,
niemals
zuvor so etwas wie wir gesehen wurde. Wir werden die Mädchen zurückholen, und mit ihnen werden wir eine neue Welt erschaffen!«
    Jetzt hatte er sie. Viele sahen ihn mit scheuer Verehrung an. Amos Periwinkle hatte die Hände unter dem Kinn gefaltet und starrte begeistert zu ihm auf. Tobin Ames, der sich zuvor gegen ihn verschworen hatte, schien erschlagen von den Ausmaßen, die Kierans Ideen hatten.
    »Deswegen beginne ich hiermit einen neuen Brauch. Jeden Sonntagmorgen werden wir uns hier treffen. Wir werden zusammen Brot essen, und wir werden über diese Dinge reden. Wir werden jeden Gottesdienst damit beenden, dass wir uns hinknien und Gott dafür danken, dass er uns auf dieses wunderbare Schiff gesetzt und uns durch die Galaxis gesandt hat. Wir werden Gott dafür danken, dass er uns auserwählt hat …«, er legte eine Pause ein und ließ die Jungen auf das Folgende warten, »… die Weltenbereiter zu sein.«
    Kieran ging um das Rednerpult herum, so dass ihn die anderen in voller Größe sehen konnten, und mit großem Gehabe ließ er sich auf die Knie nieder, faltete die Hände und senkte den Kopf zum Gebet.
    Ein paar Minuten vergingen. Zuerst starrten ihn die anderen an, aber dann knieten sich die Jungen hin, einer nach dem anderen, lehnten sich an die Stühle vor ihnen und senkten die Köpfe.
    Ein paar blieben sitzen. Kieran hatte das erwartet. Aber die überwältigende Mehrheit hatte sich seiner neuen Idee angeschlossen. Er kniete ein paar Minuten lang und lauschte dem Puls des Raums. Es war absolut still, während die Jungen beteten, aber langsam schien eine nicht zu definierende Spannung in der Luft abzuebben. Als er schließlich spürte, dass seine Glaubensgemeinschaft Frieden gefunden hatte, sah er auf, lächelte und sagte: »Amen.«
     
    Am nächsten Sonntag gab es Fladenbrot mit Knoblauch und Olivenöl, und Kieran dankte Gott für die Ernte. Am Sonntag danach war es Maisbrot mit Schafsbutter, und Kieran pries Gott für die Hühnergelege, die in der Geflügelhalle ausgeschlüpft waren. Nach ein paar Wochen fügte er einen Teil hinzu, in dem jeder, der wollte, seine Gebete laut aussprechen konnte. Das war eine gute Methode, um ein Gespür dafür zu bekommen, was in der Crew vorging. Er wusste, dass die Gottesdienste der Moral guttaten, als eines Sonntags ein Junge namens Mookie Parker aufstand und quiekte: »Ich danke Gott für diese Zusammenkünfte, denn sie tun mir gut.«
    Kieran sah ein paar Köpfe zustimmend nicken, und viele andere Gesichter sahen ihn bewundernd an. Es hatte funktioniert. Er war zu einem Führer geworden, der mit Gottes Hilfe inspirierte, und er war dankbar dafür.
    Eines Sonntags, ungefähr fünf Monate nach dem Angriff, schaute Kieran von seinem Rednerpult auf und bemerkte, dass nahezu jeder einzelne Junge des Schiffs seinen Gottesdienst besuchte. Er war sogar noch zufriedener, als ein kleiner Junge nach der Zusammenkunft zu ihm kam und an seiner Jacke zupfte. »Sind meine Eltern im Himmel? Kann ich mit ihnen sprechen?«
    Kieran

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