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Sternenfeuer: Gefährliche Lügen

Sternenfeuer: Gefährliche Lügen

Titel: Sternenfeuer: Gefährliche Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Kathleen Ryan
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Sie sah zum Bullauge und wandte Waverly ihr zartes Profil zu, als sei sie sich bewusst, welches Bild von sich sie ihr zeigte. »Zu Anfang, als wir in den Nebel eintraten, fand ich ihn wunderschön«, sagte sie leise. »Du nicht auch, Liebes?«
    Waverly schaute auf das rötliche Gas, das am Fenster vorbeiströmte. Es herrschte eine hohe Dichte in dieser Tasche, und die Sicht war praktisch null. »Ich vermisse die Sterne.« Waverly seufzte.
    »Ja, so geht es mir auch.«
    Waverly trank von ihrem Tee und weigerte sich einzugestehen, dass sie auch nur eine winzige Kleinigkeit mit Mather gemein haben könnte.
    »Kamille. Gut für die Nerven.« Mather sah Waverly über den Rand ihrer Teetasse hinweg an, und als sie zurückblickte, nahm Mather einen Schluck und neigte dann den Kopf, als sei ihr etwas Neues an Waverly aufgefallen. »Ich hatte vergessen, wie wunderschön junge Gesichter sind. Wirklich, es ist so eine Freude, dich anzuschauen.«
    »Wieso haben Sie sich mit der
Empyrean
getroffen?«, fragte Waverly. Es war nicht ihre brennendste Frage, aber sie hatte das Gefühl, dass sie der Schlüssel zu allen anderen Geschehnissen war.
    Mather stellte ihre Teetasse entschlossen ab. »Wie gut kanntest du Captain Jones?«
    »Ich habe ihn täglich gesehen.«
    »Machte er auf dich einen … ehrenwerten Eindruck?«
    Waverly senkte den Blick. »Er war ein guter Anführer.«
    »Charismatisch und intelligent, mit Sicherheit. Aber schien er ein guter Mann zu sein?«
    »Ja«, log Waverly und ignorierte die Erinnerung an den Blick des Captains, der jedes Mal über ihren Körper wanderte, wenn sie im Korridor an ihm vorüberging. Als Waverlys Gestalt reifer wurde, hatte sie festgestellt, dass sie viele Männer auf der
Empyrean
nicht mehr mochte.
    »Ich habe mit ihm gemeinsam trainiert, ehe wir die Alte Erde verließen. Ich frage mich, ob du das wusstest.«
    Waverly wusste es nicht, aber sie lächelte Mather weiterhin freundlich an und ließ sich nichts anmerken.
    »Wir waren in einer der orbitalen Biosphären, während die Klimatologen die Ökosysteme der Schiffe entwarfen. Wir verbrachten in einer kleinen Crew vier Jahre miteinander.«
    Waverly hob ihre Teetasse an die Lippen und nahm einen Schluck. Der Tee war mit Honig gesüßt, und sie leckte sich die Tropfen von den Lippen.
    »Ich erspare dir die Details, aber der Captain und ich sind nicht miteinander klargekommen.«
    »Wieso nicht?«, fragte Waverly und starrte auf die Teeblätter, die am Boden ihrer Tasse zurückgeblieben waren.
    »Wir hatten sehr verschiedene Ansichten über Moral. Und über Schicklichkeit.« Das letzte Wort schoss zwischen Mathers Zähnen hervor wie scharfkantiges Glas. »Er war der Meinung, dass die Menschen tun sollten, was immer sie wollten und mit wem immer sie wollten. Und ich war anderer Ansicht.«
    »Reden Sie von Sex?«
    Mather lächelte bitter. »Nicht ganz.«
    Waverly nahm einen weiteren Schluck von ihrem Tee. Sie fühlte sich beunruhigt.
    »Du glaubst mir nicht, oder?«
    Das erwischte Waverly auf dem falschen Fuß, aber sie tat ihr Bestes, um es zu vertuschen. »Was glaube ich nicht?«
    »Wieso wir gekommen sind, um die Mädchen zu holen.«
    Waverly zuckte mit den Schultern.
    »Ich nehme es dir nicht übel.« Die Frau stand auf, sah aus dem Bullauge und verknotete ihre Finger hinter dem Rücken. »Ich habe dir nicht die ganze Wahrheit gesagt. Es gab einen Grund, warum wir die Mädchen als Erstes retten wollten.« Mather ging um den Tisch herum und legte ihre Fingerspitzen auf Waverlys zitternde Hände. »Ihr wart auf der
Empyrean
nicht in Sicherheit. Wir wussten, dass ihr ältesten schon bald zu jungen Frauen werden würdet, und wir wollten nicht, dass ihr das durchmachen müsst, was uns passiert war.«
    »Wer ist ›uns‹?«
    »Ich. Magda. Oder Ruth, die Matrone, die letzte Nacht auf euch aufgepasst hat. Noch andere. Die Frauen, die alt genug sind, um sich daran zu erinnern, was Captain Jones wirklich ist.«
    Waverly starrte auf das Nichts außerhalb des Bullauges. Sie wollte das nicht hören. Nichts davon.
    Mather ließ sich schwer auf den Schreibtisch sinken und lehnte sich zu Waverly herüber. »Ich weiß nicht, ob ich beschreiben kann, wie es mit Captain Jones und seinen Freunden in der Biosphäre war.« Sie senkte den Blick in Waverlys Gesicht. »Sag mir, haben dir die Männer auf der
Empyrean
jemals … Angst gemacht?«
    »Nein«, antwortete sie und leugnete ihre Erinnerung an die Begegnung mit Mason Ardvale in den Gärten und die

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