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Sternenfeuer: Gefährliche Lügen

Sternenfeuer: Gefährliche Lügen

Titel: Sternenfeuer: Gefährliche Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Kathleen Ryan
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Waverly konnte jetzt nicht mehr an sich halten. Tage der Angst und Sorge stürzten über ihr zusammen, und sie bedeckte ihr Gesicht mit den Händen und weinte.
    »Mädchen, ihr müsst euch den Glauben bewahren«, sagte Anne Mather. »In diesem Nebel etwas zu finden ist schwierig, und unsere Scanner haben nur eine begrenzte Reichweite, aber wir suchen noch immer nach Shuttles. Sie könnten immer noch da draußen sein. Tatsächlich glaube ich, dass sie es sind.«
    Die Mädchen wurden ruhig und schauten Mather hoffnungsvoll an. Selbst Waverly fühlte, wie sie sich an diese Geschichte klammerte – wie sie wollte, dass Mather und ihre Crew Erfolg hatten. Da zupfte ein strenger Blick von Samantha am Rand ihres Blickfelds.
Glaub das ja nicht,
schien sie zu sagen, und Waverly nickte, wischte ihre Tränen fort und zwang sich, weiter zu hoffen. Nicht die berauschende Hoffnung, die Anne Mather zu bieten hatte, sondern ihre eigene Hoffnung.
    Sie spürte ein Zupfen an ihrem Kragen und sah hinab. Serafina biss sich so stark auf die Lippe, dass sie Blut am Mund hatte. Waverly formte lautlos: »Alles wird gut.«
    Serafina schaute zweifelnd, aber ihre Zähne ließen von ihrer blutigen Lippe ab.
    Erneut hielt Anne Mather eine Hand hoch und lenkte die Aufmerksamkeit der Mädchen wieder auf sich. »Bis wir die Überlebenden finden, frage ich mich: Seid ihr wirklich gut in der Cafeteria untergebracht? Sind die Feldbetten in Ordnung für euch?«
    Einige der Mädchen schüttelten den Kopf; Amanda Tobbins hob ihre Hand und sagte: »Mein Laken kratzt.«
    »Hättet ihr nicht gern eure eigenen Betten? Eure eigenen Räume? Mit schöneren Laken?«
    Waverly hob ihre Hand und sprach laut: »Ich möchte mit meinen Freundinnen zusammen sein. Ich möchte nicht von ihnen getrennt werden.«
    Wie sie erwartet hatte, erhob sich ein Schrei unter den Mädchen, und Waverly konnte einige Freundinnen sehen, die sich aneinanderklammerten, verängstigt von dem Gedanken, voneinander getrennt zu werden. Anne Mather taxierte Waverly scharf und berechnend.
    »In Ordnung«, sagte sie nachsichtig. »Das klingt akzeptabel für den Augenblick. Ihr könnt im Schlafsaal bleiben, bis eine dauerhaftere Lösung arrangiert werden kann. Wie würde es euch in der Zwischenzeit gefallen, die anderen Teile des Schiffs zu sehen? Ich denke, eine Führung ist lange überfällig.«
    Waverly sah zu, wie sich Mather mit Hilfe des narbigen Mannes auf die Füße kämpfte. Auch der Mann selbst bewegte sich im Schneckentempo – ebenso wie die Krankenschwester, Mather selbst und die Matrone der letzten Nacht. Jeder Erwachsene an Bord dieses Schiffs schien schwach und erschöpft zu sein.
    In Waverlys Hinterkopf begann eine Idee Gestalt anzunehmen. Es musste einen Grund für ihre Schwäche geben – etwas, das sie ausnutzen konnte. Sie würde es herausfinden. Sie musste nur nachdenken.
    »Liebes …« Waverly spürte, wie sich eine Hand um ihren Ellbogen schloss, drehte sich um und sah in Anne Mathers lächelndes Gesicht. »Ich frage mich, ob wir uns ein wenig unterhalten könnten?«
    »Worüber?«, fragte Waverly. Dort, wo die Frau sie berührt hatte, kribbelte ihre Haut, aber sie erlaubte Mather dennoch, sich unterzuhaken und gemeinsam mit ihr den Gang hinunter zu spazieren.
    »Ich brauche deinen Rat.«
    Waverly antwortete nicht, und das Schweigen zwischen ihnen dehnte sich, bis Mather schließlich fortfuhr: »Wieso lässt du nicht den ersten Teil der Führung aus und leistest mir bei einer Tasse Tee Gesellschaft?« Sie lächelte Waverly an, die sich dabei ertappte, wie selbstverständlich zurückzulächeln.
    »Ich glaube, wir zwei sollten uns besser kennenlernen. Du bist ein cleveres Mädchen, und ich bin mir sicher, dass du eine Menge Fragen hast.«
    »Das hört sich gut an«, sagte Waverly und hoffte, dass ihre Stimme nicht verriet, wie sehr ihr das Herz raste.

Die Vergangenheit
    A nne Mather führte Waverly dorthin, wo auf der
Empyrean
das Büro des Captains gewesen wäre, aber hier hatte der Raum eine weibliche Ausstrahlung. Gestickte Wandteppiche mit Szenen aus der Bibel glänzten golden an den Wänden, und über Mathers Schreibtisch hing eine geschnitzte Taube. Ja, dachte Waverly, dies war eindeutig Mathers Büro, und sie war der Captain des Schiffs, obwohl niemand sie Captain nannte. Alle an Bord nannten sie nur Pastorin.
    Eine irdene Teekanne stand auf dem Schreibtisch. Mather schenkte erst Waverly und dann sich selbst eine Tasse ein und lehnte sich in ihrem Sessel zurück.

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