Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenfeuer: Gefährliche Lügen

Sternenfeuer: Gefährliche Lügen

Titel: Sternenfeuer: Gefährliche Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Kathleen Ryan
Vom Netzwerk:
keuchte Seth, rappelte sich auf und griff mit einer Hand nach dem Tastenfeld, aber Kieran stieß ihn fort und drückte den Knopf. Eine Liste lief über den Bildschirm, während der automatische Prozess die angezeigten Aufgaben erledigte.
    »Kieran! Stopp!« Mason Ardvales wutverzerrtes Gesicht erschien wieder auf der Vidkonsole. »Was machst du?«
    »Du hast gesagt, ich soll die unteren Ebenen abschotten!«
    »Du hast die Fahrstühle gestoppt! Wir stecken auf Ebene zwei fest!«
    »Oh, mein Gott!«, stieß Seth wütend aus.
    Kieran sank in sich zusammen. Hatte er sie alle getötet? »Wie mache ich das rückgängig?«
    Genau in diesem Moment veränderte sich die Tonlage des Alarms. Ein durchdringendes Kreischen bohrte sich in Kierans Ohren. Das Bild auf dem Vidschirm war verschwunden, und zwei Worte erschienen:
Eindämmung kritisch.
    »Oh, mein Gott, es ist so weit!«, hörte er Mason jammern. »Es ist egal, Kieran. Wir werden uns einen Weg durch das Sicherheitsschott Nummer eins bahnen müssen. Aber wir können es anschließend nicht wieder versiegeln.«
    Kieran vergrub das Gesicht in den Händen. Er hatte alles versaut. Er brachte nicht einmal etwas so Einfaches wie die Abschottung des Maschinenraums zustande. Nun würden sie doppelt so lang brauchen, um nach unten zu gelangen.
    »Du hast vielleicht alle auf dem Schiff getötet«, sagte Seth, seine Augen auf Kieran fixiert. »Du hörst nicht zu.«
    »Verschwinde hier«, zischte Kieran und fügte in Gedanken hinzu:
Und zwar schnell. Oder ich erschlage dich.
    Aber Seth ging nicht. »Du solltest keine Knöpfe drücken, wenn du nicht weißt, was sie machen.«
    »Es musste schnell gehen. Das Leck war kritisch. Du hast es gesehen!«
    »Du bist in Panik verfallen«, entgegnete Seth.
    »Geh weg«, fauchte Kieran. »Lass dir von jemandem den Schnitt auf der Stirn versorgen.«
    Seths Finger wanderten abwesend zur Wunde, und als er das Blut auf seinen Fingerspitzen sah, schien ihm schwindelig zu werden.
    »Geh schon«, sagte Kieran, und seine Stimme war jetzt sanfter. »Hier gibt es nichts mehr für uns zu tun.«
    Seth humpelte zur Tür, die Hand auf die Wunde gepresst, und Kieran schloss die Augen. Bilder von den Ereignissen der letzten Stunden huschten durch seinen Kopf: Waverly, die sich abwandte und ins Shuttle einstieg; Freunde und Nachbarn, die erschossen wurden und zu Boden fielen; die Dekompression; seine Mutter, die sich in das Shuttle mühte. Mama. Unbeholfen aktivierte er das Kom-System und suchte nach einem Signal vom zweiten Shuttle – das Shuttle, an dessen Bord seine Mutter war –, aber es herrschte absolute Stille. Er sendete mit vor Anstrengung heiserer Stimme auf allen Frequenzen, rief ins Mikrofon: »An alle Shuttles der
Empyrean:
bitte Kontakt aufnehmen. Wo seid ihr?«
    Dann machte er eine Pause und lauschte.
    Nur die Stille antwortete ihm.
    Wohin war das Shuttle seiner Mutter verschwunden? Und wann? Kieran dachte nach und ließ sich alles, was geschehen war, noch einmal durch den Kopf gehen. Das Shuttle musste abgeflogen sein, als er und Harvard versucht hatten, die Mädchen zu retten. Wer immer sich im Shuttle befand, versuchte vielleicht, sich unbemerkt der
New Horizon
zu nähern.
    Oder das Shuttle könnte im All driften, die Besatzung von der Dekompression verletzt und nicht in der Lage, sich zu melden – oder bereits tot. Es gab keine Möglichkeit, das herauszufinden.
    Seine Mutter. Seine Mutter war vielleicht tot.
    Und sein Vater war es höchstwahrscheinlich.
    Benommen stand Kieran auf und trottete in den Zentralbunker, wo sich die anderen Jungen zusammengekauert hatten, viele von ihnen in Gruppen auf ihren Feldbetten. Einige lutschten am Daumen. Arthur Dietrich lief in einer Ecke des Raums im Kreis, murmelnd, das blonde Haar zerzaust, die Brille schief auf der Nase. Er wirkte, als wäre er mit einem komplizierten Rätsel beschäftigt – oder komplett wahnsinnig.
    Arthur brauchte Zeit, um sich zu beruhigen. Das wusste Kieran. Arthur war ein kühler, intellektueller Dreizehnjähriger mit einem Mondgesicht voller Sommersprossen und großen blauen Augen. Wenn er sprach, klang es, als sei seine Nase verstopft, und so überraschten seine oftmals ungewöhnlich scharfen Bemerkungen die Leute. Er war vom Zentralrat als zukünftiger Chefingenieur vorgeschlagen worden, und diese Arbeit passte zu ihm. Arthur schien mit großer Verantwortung leben zu können, denn er dachte über Dinge nach, ehe er sie anging. Auch jetzt in diesem Augenblick dachte er

Weitere Kostenlose Bücher