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Sternenfeuer: Gefährliche Lügen

Sternenfeuer: Gefährliche Lügen

Titel: Sternenfeuer: Gefährliche Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Kathleen Ryan
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was war, wenn es keine nächste Chance gab? Die Fixierungen waren ein Problem. Sie verbog sich unangenehm, um die Velcro-Verschlüsse mit den Zähnen zu bearbeiten. Die Position ließ ihr Bein schrecklich schmerzen, aber schließlich hatte sie einen guten Halt gefunden und konnte den Klettverschluss von ihrer rechten Hand abziehen. Sobald eine Hand frei war, waren die anderen Fixierungen kein Problem mehr. Was als Nächstes kam, war am schwierigsten: aus dem Bett aufstehen. Ihr Bein schmerzte bereits jetzt, aber sie fand die Kraft, sich in eine sitzende Position zu bringen. Dort verharrte sie. Sie fühlte sich schummerig und schlecht und geschwächt vom Schmerz, aber sie konnte sich mit Anstrengung aufrecht halten. Als der Schwindel nachließ, stützte sie sich am Bett ab, um den Druck von ihrer Wunde zu nehmen, und ließ die Füße langsam zu Boden gleiten. Sie konnte ihr Bein überhaupt nicht belasten, also hüpfte sie schließlich Zentimeter für Zentimeter auf die Tür zu, spähte nach draußen und sah lange Reihen von Arbeitsflächen und Wandschränke voller Zentrifugen, Messgläser, kompliziert aussehender Behälter, Kühlbehälter und zahllose Ablagen voller Teströhrchen.
    Waverly hüpfte langsam, überwand die zwei Meter vom Türrahmen zum nächsten Arbeitsplatz und stützte sich schwer darauf, um zu Atem zu kommen. Das hier war Wahnsinn. Sie hatte keine Ahnung gehabt, wie schwach sie war. Ihre Arme und Beine zitterten unkontrollierbar, und sie hatte Angst zusammenzubrechen. Sie nahm tiefe Atemzüge, versuchte ihre erschöpften Muskeln mit Sauerstoff zu versorgen, bis das Zittern nachlassen würde – aber es ließ nicht nach. Es führte kein Weg daran vorbei: Sie musste sich unbedingt setzen.
    Ungefähr drei Meter entfernt stand ein schwarzer Bürostuhl. Sie zog sich an der Arbeitsfläche entlang und stützte sich mit einem Ellbogen ab, während sie Zentimeter für Zentimeter vorwärtsrutschte. Als sie in der Nähe des Stuhls war, kam sie zu Atem und achtete genau auf das Zittern der Muskeln in ihrem Oberschenkel. Konnte das Bein ihr volles Gewicht tragen?
    Sie biss die Zähne zusammen, stieß sich von der Arbeitsfläche ab und hüpfte, so schnell sie konnte, zum Stuhl, jede Bewegung ein schmerzhafter Stoß in ihrer Wunde. Als sie den schwarzen Stoff mit der linken Hand erreichen konnte, schluchzte sie vor Erleichterung, doch dann rollte der Stuhl unglücklich knapp einen Meter weit weg.
    Es erschien ihr wie ein Kilometer.
    Bittere Tränen rannen ihr über das Gesicht, aber sie schaffte es bis zum Stuhl und ließ sich darauf nieder, wobei sie versuchte, ihr verletztes Bein, so gut es ging, zu schonen. In ihrem Oberschenkel war ein quälendes Stechen, das unnachgiebig pulsierte.
    Es schmerzte zu sehr. Sie konnte nirgendwohin gehen. All das hier war vergebens.
    Waverly saß allein im Labor, legte die Hände vor das Gesicht und weinte. Was hatte es noch für einen Sinn zu kämpfen? Sie wollte aufgeben. Sie wusste, dass es einfacher sein würde. Sie versuchte sich vorzustellen, wie sie sich hier ein Leben einrichten könnte. Vielleicht gab es hier Menschen, die ihre Freunde sein könnten. Vielleicht würde Mather nach einer Weile Waverlys Mutter und den Rest der
Empyrean-
Crew freilassen oder sie zumindest ihre Kinder sehen lassen.
    Aber nein, Mather konnte sie auf keinen Fall ihre Kinder sehen lassen. Wenn die anderen Mädchen wüssten, dass ihre Eltern gegen ihren Willen festgehalten wurden, wäre alle Hoffnung auf eine Kooperation dahin. Mather würde die Familien auf ewig voneinander getrennt halten müssen.
    Und Waverly wollte sich damit nicht zufriedengeben. Sie konnte es nicht.
    Mit ihrem guten Bein schob sie den Stuhl durch den Raum. Sie wusste nicht, wonach sie suchte. Einfach irgendwas. Irgendetwas, was helfen konnte.
    Und dann sah sie die Kom-Station in der Ecke.
    Sie zog den Stuhl an den Kom-Tisch heran und betrachtete das Display. Es war ein rein interner Link; keine Möglichkeit, von hier aus die
Empyrean
zu erreichen. Sie schlug ihre Fäuste auf die Tastatur, was eine Klinge frischen Schmerzes durch ihr Bein schneiden ließ. Sie hatte all diese Qualen auf sich genommen, und nun konnte sie nicht einmal Kontakt mit ihrer Heimat aufnehmen.
    Erneut stiegen ihr Tränen in die Augen, aber sie biss sich entschlossen auf die Innenseite der Wange, bis sie sich auflösten.
    Okay, sie konnte keinen Kontakt mit der
Empyrean
herstellen, aber sie war vielleicht in der Lage, etwas herauszufinden. Sie scrollte

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