Sternenfeuer: Gefährliche Lügen
durch das Menü, suchte nach aktiven Signalen, entdeckte nur zwei arbeitende Terminals auf dem Schiff – und schnappte nach Luft. Eines stand in Pastorin Mathers Quartier! Das andere war ein sich bewegendes Signal, unter dem aufblinkte: DECODIERUNG AKTIVIERT . Magda musste kurz zuvor eine verschlüsselte Unterhaltung geführt haben. Aber weshalb?
Waverly nahm das Headset und schob es sich auf den Kopf, bedeckte das Mikrofon mit der Hand und klinkte sich zum Zuhören in Mathers Signal ein. Nichts als digitalisiertes Brabbeln. Natürlich, Mathers Kom-Station war gesondert verschlüsselt. Aber das sich bewegende Signal war vielleicht auf einem offenen Kanal und passte zu Magdas Codierung. Waverly fummelte am Rädchen herum und suchte nach Stimmen. Nahe am oberen Ende der Bandbreite löste sich das statische Rauschen in ein rhythmisches Pochen auf. Waverly wusste, dass sie irgendwelche Pumpen hörte. Die Stimme eines Mannes erklang, und obwohl sie durch das Rauschen verzerrt war, konnte sie die Worte verstehen.
»Die meisten sind ohne Gegenwehr mitgekommen, und jetzt sind sie alle sicher und sauber verpackt untergebracht.«
Waverly hatte eine Übertragung über die Gefangenen abgefangen! Das musste es sein. Mit schnell schlagendem Herzen und flachem, rasselndem Atem beugte sie sich am Terminal vor, um nicht ein Wort zu versäumen. Mathers Antwort war nicht zu deuten. Waverly würde nur die Hälfte dieser Unterhaltung verstehen.
»Wenn Sie mich fragen«, sagte der Mann, »sollten wir sie einfach loswerden. Einfach nur, um –«
Eine Unterbrechung. Waverly hielt den Atem an.
»Ja, ja, natürlich, Sie haben recht, Pastorin. Es tut mir leid.«
Mehr von Mather. Waverly biss sich auf die Lippe und wünschte sich, sie könnte hören, was die Frau sagte.
»Nun, man kann nie wissen, was verzweifelte Menschen tun werden, Pastorin. Wir versuchen nur, sie zu beschützen. Ich glaube nicht, dass jemand sie hier finden wird.«
Eine kurze Antwort von Mather.
»Schlafen Sie gut«, sagte er, und das Signal brach ab.
Waverly schlug mit der Faust auf die Kom-Station – einmal, dann noch einmal. Magda wusste vielleicht, was vor sich ging, aber sie selbst hatte nichts Verwertbares erfahren. Überhaupt nichts.
Am liebsten hätte sie sich zusammengekauert und geweint, aber sie wusste, dass Magda jeden Moment zurückkehren konnte. Also zog sie sich mit ihrem guten Fuß über den Boden und wimmerte jedes Mal vor Schmerz, wenn die Räder unter dem Stuhl rüttelten. Fast war sie bei ihrem Raum, als sie Stimmen vor dem Labor hörte. Stimmen und ein Kichern, das ihr fast das Herz im Leib erstarren ließ. Die Labortür öffnete sich, Waverly verdoppelte ihre Anstrengungen und legte die letzten zwei Meter in ihren Raum zurück, so schnell sie konnte.
Endlich dort angekommen, hielt sie inne und lauschte.
Flinke Finger tippten auf einer Computertastatur. Magda war an der anderen Seite des Labors bei der Kom-Station. Waverly zog sich flüsterleise ins Bett, und irgendwie gelang es ihr, sich auf die Matratze fallen zu lassen. Ihr Bein schrie gequält auf, und fast schrie auch sie, aber dann wand sie sich auf das Bett, bis ihre Wange auf der Kühle des Kopfkissens lag, und versuchte, ihren rasselnden Atem zu beruhigen. Mit einem Zeh stupste sie den Stuhl in die Ecke und hoffte, dass er Magda nicht auffallen würde.
Magda übersah vielleicht einen Stuhl, der an einem falschen Ort stand, aber würde sie auch den IV , den Waverly sich aus der Hand gerissen hatte, ignorieren? Diese beiden Hinweise zusammen wären sicherlich genug, selbst für jemanden, der so dumm war wie Magda.
Der Gedanke daran, was sie tun musste, ließ sie wimmern, aber es nutzte nichts. Sie nahm die IV -Nadel von der Matratze und betrachtete sie genauer. Sie war aus Plastik und flexibel. Schmal genug. Waverly untersuchte die Rückseite ihrer Hand. Das Loch, das die Nadel hinterlassen hatte, war verschorft, die Wundränder leuchteten in einem zornigen Rot und schmerzten.
Sie kratzte den Schorf von der wunden Hand. Er ging leicht ab. Blut quoll hervor, und sie leckte es fort, damit sie das kleine Loch sehen konnte. Sie wünschte sich, es gäbe mehr Licht, doch die gedämpfte Beleuchtung aus dem Labor musste ausreichen.
Sie drückte die Spitze der Nadel probeweise gegen das Loch. Ein stechender Schmerz fuhr ihr bis in die Fingerknochen ihrer Hand.
Magda stand jetzt direkt vor der Tür.
So schnell sie konnte, drückte Waverly die Nadel in ihre Hand. Der Schmerz war
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