Sternenfeuer: Gefährliche Lügen
fügte Waverly laut hinzu. »Dass es mir gutgeht.«
»Das werde ich«, versprach Felicity.
»Das war genug Besuch für einen Tag«, gluckte Magda. »Du musst was in den Magen kriegen.« Sie schob das Tablett über Waverlys Schoß. »Ihr Mädchen könnt euch später weiter unterhalten.«
Sei stark!,
wollte Waverly sagen, als Felicity den Blick senkte und den Raum verließ. Sie wirkte zweifelnd und verwirrt.
»Hier, Schätzchen«, schmeichelte Magda und hielt ihr einen warmen Löffel an die Lippen. »Ist das nicht gut?«
»Das ist
prima
«, schnappte Waverly.
»Oh, komm schon. Ist unser Patient heute launisch?«
»Ich bin nicht dein Patient«, sagte sie unterkühlt. »Ich bin deine Gefangene. Im Grunde genommen habt ihr mich vergewaltigt.«
Magda versteifte sich. Mechanisch verfütterte sie Löffel für Löffel an Waverly und wartete kaum darauf, bis sie geschluckt hatte.
»Du hast Glück, dass Amanda Marvin sich für dich interessiert«, sagte Magda schließlich. »Sie ist die beste Freundin der Pastorin, weißt du.«
»So?«, brachte Waverly heraus, ehe ihr ein weiterer Löffel in den Mund geschoben wurde.
»Dein Benehmen macht dir keine Freunde«, sagte Magda streng. »Du bist so fruchtbar, und du nimmst das einfach als selbstverständlich hin. Wenn die Mission dir wirklich am Herzen liegen würde, wärst du glücklich, Menschen dabei zu helfen, Kinder zu kriegen, statt dich selbst zu bemitleiden.«
Waverly akzeptierte einen weiteren Löffel und schwieg.
Magda kniff die Lippen zusammen. »Waren alle auf der
Empyrean
so selbstsüchtig wie du?«
Waverly hörte auf zu kauen und starrte Magda kalt an, bis die den Blick senkte.
»Nun, ich kann dir sagen, dass die Leute von deinem Schiff hier keinen besonders guten Ruf haben. Wir haben sogar gehört, dass sie Abtreibungen zugelassen haben. Ich habe noch nie vorher etwas so Bösartiges gehört. Eine Mutter, die ihr eigenes Kind tötet!«
»Das ist nur einmal vorgekommen. Um die Mutter zu retten. Das Baby wäre sowieso gestorben.«
»Nun ja. Wenn ich es gewesen wäre, hätte ich alles riskiert, um mein Kind zu retten.«
»Aber es ging nicht um dich. Also halt den Mund.«
Magda schoss aus ihrem Stuhl und ging direkt zum Wandschrank, wo sie eine Spritze in ein Fläschchen mit klarer Flüssigkeit schob. Waverly wusste nicht, was es war, aber sie wollte es nicht in ihrer Blutbahn haben. Während Magda ihr den Rücken zudrehte, biss sie in die IV -Kanüle, zog die Nadel aus der Rückseite ihrer Hand und versteckte sie dann unter ihrer Bettdecke. Als sich Magda wieder umdrehte und die Nadel in die Kanüle steckte, konnte Waverly spüren, wie die Flüssigkeit auf das Laken neben ihrem Bein tropfte. Ihre Medikamente abzusetzen würde Schmerzen nach sich ziehen, aber sie traute Magda nicht. Also schloss sie die Augen und tat, als würde sie wegnicken. Sie lag still und atmete tief und gleichmäßig, bis die Frau schließlich den Raum verließ.
Stundenlang lag sie so da, schlief immer tiefer ein und erwachte, als der Schmerz in ihrem Bein jeden Gedanken an Ruhe unmöglich machte. Sie lag in der Dunkelheit und versuchte, den Schmerz auszublenden. Stattdessen stellte sie sich Kierans starke Arme vor, die sie hielten, dachte an sein Lächeln. Oh, wie sie ihn vermisste. Wenn er hier wäre, würde er sicherlich einen Weg finden, sie von diesem schrecklichen Ort zu befreien.
Das Geräusch einer zuschlagenden Tür holte sie in die Gegenwart zurück. Jemand war in das Labor gekommen und ging direkt vor ihrer Zimmertür umher. Magda lachte, und ein Mann kicherte. Es klang … intim. Waverly hielt den Atem an und würgte die Übelkeit hinunter.
»Ist sie weggetreten?«, fragte er.
»Ja, die kleine Prinzessin ist schließlich doch noch eingeschlafen.«
»Für wie lange?«
»Zehn Stunden, mindestens. Ich habe ihr genug gegeben, um eine Kuh umzuhauen.«
»Also kannst du hier weg?«
»Was schwebt dir vor?«, fragte Magda.
»Artie hat in der Kornkammer Bier gebraut.«
»Da sollte er mal lieber aufpassen, dass die Pastorin ihn nicht erwischt.« Magda kicherte.
»Komm mit. Ich geb einen aus.«
Waverly hörte, wie sich die Tür draußen öffnete und schloss. Magdas Stimme und die ihres Begleiters entfernten sich den Gang hinunter. Konnte es so einfach sein? Sie wusste, dass es nicht klug war, einen Ausbruch zu versuchen. Wenn sie wieder beim Herumschnüffeln erwischt würde, töteten sie sie vielleicht – besonders jetzt, da sie von ihr hatten, was sie wollten. Aber
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