Sternenfeuer: Gefährliche Lügen
Menschen.«
»Du willst Mitleid von mir?«, fauchte Waverly.
»Wenn ich daran denke, was im Frachtraum passiert ist …« Amanda schüttelte entschlossen den Kopf. »Ich konnte es nicht fassen, dass sie auf dich geschossen haben! Ich möchte, dass du weißt, dass ich dem Hurensohn dafür ein blaues Auge verpasst habe.«
»Also willst du Dankbarkeit?«
»Du musst mich hassen«, sagte die Frau mit dünner Stimme.
»Natürlich tue ich das.«
»Das nehme ich dir nicht übel.«
»Es ist mir egal, wem du was übelnimmst.«
Amanda senkte ihr Kinn, rieb sich den Bauch und schwieg eine Zeitlang. Schließlich sagte sie: »Ich nehme an, dass dir das auch egal ist, aber ich kann spüren, dass es funktioniert hat. Ich weiß, dass ich schwanger bin.«
Waverly wollte das nicht hören. Zu wissen, dass ihre Kinder von diesen kranken Leuten aufgezogen werden würden … Sie ertrug es nicht, auch nur daran zu denken.
»Ich kann mir nicht vorstellen, wie du dich fühlen musst. So benutzt zu werden.«
Amanda wartete darauf, dass sie antwortete, aber Waverly wich ihrem Blick aus. »Ich habe mich damit gequält, ob ich Embryonen annehmen sollte, die … so erzeugt wurden. Es gab nur eine bestimmte Menge von Frauen, die mit dir kompatibel waren. Wenn ich die Implantation nicht akzeptiert hätte, wäre dieser Embryo vielleicht gestorben. Und sie sind so wertvoll.«
Jedes einzelne Wort schien sich in Waverlys Kopf zu bohren. Amanda und ihre kleinen tragischen Gedanken waren ihr komplett egal.
»Ich weiß nicht, ob das hilft«, sagte Amanda vorsichtig, »aber deine Freundin Felicity hat freiwillig zugestimmt, als Spenderin zu dienen. Wir ernten die Eizellen morgen. Wir hoffen nur, dass sie genauso gut auf die Medikamente reagiert wie du.« Wieder wartete Amanda, dass Waverly etwas sagte, und wieder wurde sie enttäuscht. »Sie ist draußen. Würdest du sie gern sehen?«
Waverly schwieg.
»Ich lasse sie reinholen, in Ordnung? Ihr zwei könnt euch unterhalten.«
Amanda stand mühsam auf und ging aus dem Raum. Einen Moment später berührte eine zögerliche Hand Waverlys Schulter.
»Wie geht es deinem Bein?«, fragte Felicity.
»Ist ruiniert.« Sie sah ihrer Freundin in die Augen. »Also wirst du sie es mit dir machen lassen?«
»Meinst du, ich habe eine Wahl?«, fragte Felicity. »Hier bin ich, kann hingehen, wo ich will, werde behandelt wie eine Königin. Und da bist du, an ein Bett festgebunden, mit einem übel zugerichteten Bein. Ist es da ein Fehler, dass ich kooperiere?«
Waverly antwortete nicht. Sie wusste, dass sie Felicity nicht vertrauen konnte, aber das hier könnte ihre einzige Chance sein, Sarah und Samantha eine Nachricht zukommen zu lassen.
»Hören sie zu?«, flüsterte Waverly.
Felicity warf ihr einen verständnislosen Blick zu.
»Belauschen sie unsere Unterhaltung?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete Felicity und formte dann mit dem Mund:
Wahrscheinlich.
Waverly winkte Felicity näher heran, bis ihr goldenes Haar sie im Gesicht kitzelte. Sie flüsterte so sacht, dass sie sich selbst kaum hören konnte: »Ich habe Mama gesehen. Sie halten Überlebende der
Empyrean
im Steuerbord-Frachtraum gefangen.«
Zuerst saß Felicity stocksteif da. Als sie sich zurücklehnte, war ihr Gesicht aschfahl. »Wie hast du das herausgefunden?«, flüsterte sie.
»Darf ich nicht sagen.«
»Waren meine Eltern da?«
»Ich weiß es nicht. Ich hatte nur eine Minute, um mit meiner Mutter zu sprechen. Tut mir leid.«
Felicity zuckte mit den Schultern, als wären ihr ihre Eltern egal. Nachdem sie so dabei versagt hatten, sie zu beschützen, war Waverly nicht überrascht.
»Aber sie haben dich da unten erwischt?«, flüsterte Felicity.
Waverly nickte.
»Dann haben sie sie verlegt. Oder sie werden sie noch verlegen.«
Natürlich. Waverly hatte nicht daran gedacht, aber sie wusste, dass Mather vorsichtig war. Sie war wahrscheinlich bereits dabei, nach dem Verräter zu suchen, der ihr von den Überlebenden erzählt hatte.
Die Zeit drängte. Mather tötete vielleicht die Gefangenen. Sie suchte vielleicht schon die Frau mit dem kastanienbraunen Haar, die ihr die Nachricht hinterlassen hatte, und es wäre Waverlys Schuld, weil sie nicht vorsichtig genug gewesen war. Sie hörte, wie jemand näher kam.
»Erzähl es Sarah und Samantha, aber niemand anderem«, flüsterte sie, ehe Magda geschäftig mit einer Brotscheibe und einer Schale Brühe auf einem Tablett den Raum betrat.
»Sag ihnen, ich hätte ›hallo‹ gesagt«,
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