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Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)

Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)

Titel: Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Kathleen Ryan
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sie, und Waverly richtete sich in ihrem Sitz auf und schenkte ihm ein Lächeln.
    »Es ist nicht fair, dass du dorthin zurückmusst«, sagte er.
    »Nichts an dem Ganzen ist fair gegenüber irgendwem«, entgegnete sie. »Aber wir werden es wieder fair machen. Wir werden unsere Eltern zurückbekommen, und jeder, der uns dabei im Weg steht …« Sie beendete den Satz nicht. Sie wollte sich die Worte, die unweigerlich folgen mussten, selbst nicht sagen hören.
    Sie hatten das Recht, alles zu tun, was notwendig war. Sie waren angegriffen worden, ihr Leben war zerstört worden, ihre Familien zerrissen, ihre Zukunft gestohlen – die Liste der Verbrechen war endlos. Und was war mit all den Videos, die eben nicht gekommen waren, obwohl verängstigte Kinder auf sie gewartet hatten. Lediglich sechsundvierzig Videos hatten den Weg zu ihnen gefunden, und obwohl rund um die Uhr ein Pulk Kinder in der Hoffnung auf weitere Videos die Kommandozentrale belagerte, gab es keine Neuigkeiten. Wir sind ein Schiff voll mit Waisen, dachte sie. Und allein dafür wollte sie Anne Mather mit eigenen Händen töten.
    Sie freute sich darauf.
    Sie hatte davon geträumt, durch die Gänge der New Horizon zu laufen und Jagd auf die Wachen und Pflegerinnen und Doktoren und Krankenschwestern zu machen, die ihr und den anderen Mädchen so viel genommen hatten. Träume von ihren überraschten Gesichtern, wenn sie den Abzug betätigte. Wenn sie auf die Knie fielen. Das gurgelnde Geräusch, wenn sie an ihrem eigenen Blut erstickten. Wie sie ihr eine Hand entgegenstreckten, als ob dieser Schutz eine Kugel aufhalten könnte. Oder mehrere. Am Ende der Korridore stand immer Anne Mather, allein und wehrlos. Sie hielt ihre Hände zum Gebet erhoben und stimmte »Mein ist die Rache, spricht der Herr« an. Und dann pumpte Waverly sie mit Kugeln voll, und jede von ihnen explodierte in Blüten aus rosigem Fleisch auf der weißen Seide ihrer Robe und besprühte ihr Gesicht mit den feinen Pollen ihres Blutes.
    Die alte Waverly wäre aus diesen Träumen panisch aufgewacht, aber die neue Waverly stellte fest, dass sie lächelte, wenn sie allein in der Dunkelheit ihre Augen öffnete.
    Es ist ihre Schuld, dass ich so geworden bin, dachte sie. Sie hat mich zu dem gemacht.
    »Ich werde mal versuchen, etwas aus Sarek herauszubekommen«, teilte sie Arthur mit.
    »Der wird dir gar nichts sagen«, erwiderte Arthur.
    »Doch, das wird er«, sagte sie und verließ das Cockpit.
    Als sie durch den Gang zum Kontrollzentrum schritt, war das Schiff gerade erst dabei, aufzuwachen. Verschlafene Jungen und Mädchen waren folgsam auf dem Weg zur Morgenandacht. Selbst jetzt, nachdem der Terrorist gefangen worden war, hielt Kieran immer noch täglich verbindliche Versammlungen ab. Sie hatte noch nie teilgenommen und fragte sich immer noch, warum Kieran sie nie dafür bestraft hatte. Vielleicht war seine Nachsicht ja ein letzter Überrest dessen, was sie ihm einst bedeutet hatte.
    Als sie vor der Kommandozentrale angekommen war, betätigte sie den Summer, um eingelassen zu werden, und wartete. Sie hörte die Kamera über sich herumschwenken und schaute sie erwartungsvoll an.
    »Hau ab, Waverly.« Sareks Stimme klang müde. Jetzt, wo Arthur weg war, mussten sich seine Schichten verdoppelt haben.
    »Der Zentralrat hat das Recht zu wissen, wann wir den Treffpunkt erreichen, Sarek.«
    »Ich habe Anweisungen, nicht mit dir zu sprechen.«
    »Wenn du mich nicht reinlässt, werde ich Kieran sagen, dass du seine Gespräche mit Anne Mather überwachst.«
    »Das wird er dir nicht glauben.«
    »Ich weiß ein paar Details, die nur von dir stammen können, Sarek. Und jetzt lass mich rein.«
    Sie wartete geduldig, bis die Tür aufglitt.
    Sarek sah erschöpft aus und roch, als ob er sich seit mehreren Tagen nicht mehr gewaschen hätte. Waverly setzte sich direkt neben ihn und stellte ihren Ellbogen auf die davor angebrachte Kom-Station.
    »Es tut mir leid, dass ich dich unter Druck setzen musste.«
    »Das tut es nicht«, entgegnete Sarek verbittert. Er schien müde zu sein, aber da war auch noch etwas anderes in seinem Blick. Seine Augen waren gerötet, und seine Stimme klang rauh, als hätte er gerade geweint.
    »Was ist los?«
    »Nichts«, antwortete er leise.
    »Du weißt doch etwas, Sarek. Ist das Schiff in Gefahr?«
    »Nicht mehr als gewöhnlich«, entgegnete er kläglich.
    »Du hast ein Video von deinem Vater erhalten, oder?«, fragte sie in dem Versuch, seine düstere Stimmung zu durchbrechen.

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