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Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)

Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)

Titel: Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Kathleen Ryan
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sich, als wäre ein essenzieller Teil seiner selbst aus ihm herausgeschabt worden. Sie hatten sich immer gekannt. Waren Freunde gewesen, bis mehr daraus geworden war. Nie hätte er sich vorstellen können, dass je eine solche Distanz zwischen ihnen herrschen könnte. Lange saß er da und erwog seine Möglichkeiten, bis er schließlich den Kom-Knopf drückte und Arthur zu sich rief.
    »Kieran, die Leute reden«, sagte Arthur außer Atem. »Hast du Waverly vor allen anderen zurechtgewiesen und …«
    »Wem vertraust du, Arthur?«
    »Wie bitte?« Der Junge sah ihn verständnislos an.
    »Wem der Jungen würdest du vertrauen und ihm zutrauen, etwas diskret zu erledigen und Stillschweigen darüber zu bewahren?«
    Arthur starrte Kieran an, betastete den Saum seiner gewebten Hose, und seine Zehen wippten unruhig in seinen Sandalen auf und ab. »Philip Grieg.«
    »Wer?«
    »Ich glaube, er ist neun Jahre alt. Er spricht nie. Mit niemandem.«
    »Oh, ja.« Philip. Der stille Junge mit dem schwarzen Haar, das ihm stets ins Gesicht hing, und jenem immer gleichen Gesichtsausdruck, der jeden verunsicherte, der versuchte, ihn anzulächeln. Aber er kam jedesmal zu den Gottesdiensten, saß stets in der ersten Reihe und lauschte Kierans Worten in andächtiger Gleichförmigkeit. Er würde loyal sein.
    »Bring ihn zu mir.«
    »Jetzt gleich?«
    »Ja, jetzt sofort.«
    Arthur wandte sich zum Gehen, sah aber noch einmal über die Schulter zurück zu Kieran, ehe er die Tür hinter sich schloss. Es verging nicht viel Zeit, bis es zweimal kurz gegen die Tür klopfte und Kieran sich erhob.
    »Komm rein.«
    Katzengleich, nahezu entbeint, wie es seine Art war, glitt Philip in den Raum, und Kieran wurde bewusst, dass der Junge für diesen Einsatz tatsächlich die perfekte Wahl war.
    »Hi«, sagte Philip, und seine Augenbrauen bewegten sich aufgeregt auf und ab. Nie zuvor hatte Kieran ihn allein zu sich gerufen, und dass es heute geschah, empfand Philip unübersehbar als große Ehre.
    »Philip«, begann Kieran sanft, weil er spürte, dass ein unbedachtes Wort aus seinem Mund den Jungen verletzen könnte. »Kannst du etwas für mich tun, ohne jemandem davon zu erzählen?«
    Philip drückte einen abgeliebten Teddybären an seine Brust. Gott, er war so jung. Jetzt starrte er Kieran an, als hätte er dessen Frage bereits vergessen.
    »Philip, ich habe dich etwas ge–«
    »Ja, ich kann schweigen«, murmelte der Junge durch seine feucht glitzernden Lippen.
    »Wenn ich dich bitte, jemanden zu beobachten – schaffst du das, ohne von diesem Menschen gesehen zu werden?«
    Der Junge zuckte zusammen. »Was willst du, dass ich tue?«
    Kieran lehnte sich in seinem Stuhl zurück und musterte Philip, der den Blick senkte, während er noch immer mit ganzem Herzen zuzuhören schien.
    »Philip. Ich vermute, dass Waverly Marshall etwas tut, das sie nicht tun sollte. Und deshalb brauche ich dich. Du sollst ihr folgen, ohne von ihr bemerkt zu werden, und mir danach Bericht erstatten. Kannst du das für mich tun?«
    »Und wenn sie mich entdeckt?«
    »Du musst dafür Sorge tragen, dass das nicht geschieht. Kannst du das für mich tun?«
    »Ich weiß nicht …« Der Junge hob den Teddy an sein Gesicht und atmete tief dessen beruhigenden Geruch ein. Kieran fragte sich, ob die Mutter des Jungen das Stofftier genäht hatte. Sie war im Massaker am Shuttle-Hangar getötet worden.
    » Warum möchtest du, dass ich ihr folge?«
    »Ich denke, es ist besser, wenn nur ich allein den Grund kenne. Ist das okay?«
    »Ich denke schon.«
    »Weißt du, wo Waverlys Kabine ist?«
    »Ja.«
    »Ich möchte, dass du dir eine leere Kabine ganz in ihrer Nähe suchst und dich dort früh am Morgen versteckst, um ihr im Anschluss den ganzen Tag über zu folgen. Kriegst du das hin?«
    »Klingt ziemlich sonderbar«, sagte der Junge, senkte eine seiner Brauen und sah ihn skeptisch an.
    »Es ist nicht sonderbar, wenn du es mit gutem Grund tust. Und ich habe sehr gute Gründe, Waverly etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.«
    »Okay«, sagte der Junge.
    »Also gut. Und das Ganze bleibt eine Sache zwischen uns, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Und du wirst keinem deiner Freunde davon erzählen?«
    »Ich habe nicht wirklich irgendwelche Freunde«, entgegnete Philip sanft.
    »Das ist gut«, sagte Kieran, doch dann fiel ihm auf, was er soeben gesagt hatte. Er stand auf, ging um den Tisch herum und vor dem Jungen auf ein Knie. »Ich bin dein Freund, Philip.«
    Die Augen des Jungen wurden groß.
    »Ich bin dein

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