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Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)

Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)

Titel: Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Kathleen Ryan
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etwas im Schilde, und es würden Menschen sterben.
    Mit einem Ruck lenkte er seine Gedanken von dieser Gewissheit fort und hin zu Waverly. Sie war nicht gekommen, um ihn zu sehen. Nicht ein einziges Mal. Hatte er sie erzürnt, als er versucht hatte, sie davon abzubringen, Jake zu foltern? Er schloss die Augen, versuchte die Erinnerung an jenen Augenblick aus seinem Gedächtnis zu schneiden, in dem sie den Taser an Jakes Wirbelsäule angesetzt hatte, an die Art, wie ihr Gesicht sich verzerrt hatte, die Nase gerümpft, die Lippen bis über die Zähne zurückgezogen, wie sie zugesehen, es gewollt hatte, dass der Mann schrie und sich vor Schmerzen krümmte. Wie sie selbst diejenige gewesen war, die ihm diesen Schmerz zugefügt hatte.
    Nicht dass Seth den Impuls nicht verstanden hätte, der sie dazu getrieben hatte, so und nicht anders zu handeln. Er verstand ihn zu gut, verstand ihn so gut, dass er wusste, dass sie niemals in der Lage sein würde zu vergessen, was sie an jenem Tag getan hatte. Sie hatte etwas über sich selbst gelernt, das besser nie ans Tageslicht gekommen wäre.
    Und er hatte es nicht gemocht, sie so zu sehen. Er war nie so naiv gewesen zu glauben, dass sie keine dunklen Abgründe in sich trug. Natürlich tat sie das. Seth lebte in der Gewissheit, dass jeder solch eine dunkle Seite besaß; jeder Einzelne konnte bis an den Rand jener Grenze getrieben werden, die ihn seine eigene Menschlichkeit vergessen ließ. Auch er selbst hatte diesen Punkt bereits mehrfach erreicht. Und er hatte beobachtet, wie seinem Vater dasselbe widerfahren war – nicht nach außen gerichtet, aber gleich einem langsamen, sich stetig ausbreitenden Krebsgeschwür, das hinter diesem Mann weiter und weiter gewachsen war, bis das Licht hinter seinen Augen der Dunkelheit gewichen war und er die Fähigkeit verloren hatte zu lächeln, selbst gegenüber seinem eigenen Sohn. Aber Waverly – ihr hätte es erspart bleiben sollen. Er hätte alles dafür gegeben, wenn er es hätte ungeschehen machen, sie wieder zu jenem Menschen hätte werden lassen können, der sie einst gewesen war. Wenn er ihr dabei hätte helfen können, wieder unbeschwert zu sein.
    »Aber diese Zeiten sind vorbei«, sagte er zu sich selbst und weckte sich damit. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er über den dunklen Träumen halb eingeschlafen war. Braunes Haar, braune Augen, das sanfte Braun ihrer Haut – alles an ihr war Ton in Ton. Nichts an ihr stach heraus. Ihre Schönheit kam von innen, lag in der Art, wie sie sich bewegte, in dem Ausdruck auf ihrem Gesicht. Es war eine stille Schönheit, eine geheimnisvolle Schönheit. Er hätte sein Leben damit verbringen können, diese Schönheit zu ergründen, zu verstehen, woher sie rührte.
    Vielleicht war er aber auch einfach nur ein romantischer Vollidiot.
    »Ich liebe sie nicht«, sagte er zu sich selbst, mehr aus Gewohnheit als aus irgendeinem anderen Grund. Tatsächlich jedoch versuchte er lediglich den Schmerz, den er spürte, zu lindern und fortzuschieben, weil er glaubte, dass sie seine Gefühle nicht erwiderte.
    Denn wo war sie? Wenn das, was er in der Nacht in ihrem Wohnquartier zu spüren geglaubt hatte, keine Einbildung gewesen war, wo war Waverly dann jetzt?
    Es ist alles einseitig, Kumpel, sagte er zu sich selbst. Sie liebt dich nicht.
    Als er zu Jakes Zelle hinübersah, stellte er fest, dass der Mann ihn mit einem Lächeln beobachtete.
    »Hi«, sagte Seth. Er hatte begonnen, sich vor Jake zu fürchten, vor seiner Unstetigkeit. Und er hatte es aufgegeben, mit ihm zu sprechen. Der Grund war, dass das Wissen ihm nicht weiterhalf – denn wem hätte er es schon anvertrauen sollen? – und dass jedweder Versuch seinerseits, Informationen aus Jake herauszubekommen, lediglich in nebulösen Theorien endete, die unter dem Strich nicht den geringsten Sinn ergaben. »Wie lange bist du schon wach?«
    Der Mann zuckte mit den Achseln. »Du hast im Schlaf gesprochen.«
    »Jap. Ich weiß. Ich mache das öfter.«
    »Man sagt, es sei ein Zeichen von Kreativität. Bist du kreativ?«
    »Nein«, sagte Seth.
    »Zu dumm«, brummte Jake. »Ich auch nicht.«
    Unvermittelt lief ein Zittern durch die Metallplatten am Boden, und ein entferntes Dröhnen war zu hören. Es klang wie in jener Nacht, als die Schubdüsen fehlgezündet hatten, aber mit mehr Durchschlagskraft. Und dann folgte ein neues Dröhnen, und noch eines und noch eines und noch eines, jedes stärker als das vorhergehende.
    Jake erhob sich von seiner Pritsche,

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