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Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)

Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)

Titel: Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Kathleen Ryan
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den befremdeten Jungen in der Zelle neben ihr aufmerksam machte. Sie musterte Seth von oben bis unten.
    »Keine Zeit«, sagte sie schließlich kühl.
    »Liebling, er ist noch ein Kind«, meinte Jake.
    »Ach so?«, krächzte sie. »Dann ist sein Leben also mehr wert als unseres? Nun komm schon!«
    Sie ließ den Schleifer fallen, wo sie stand, ließ auch die Tasche zurück und zog Jake den Gang hinunter.
    »Irgendjemand wird kommen«, sagte Jake zu Seth.
    »Nein, niemand wird kommen«, gab er ruhig zurück. »Sie sind in Panik. Sie werden mich hier vergessen.«
    »Ach, komm schon«, sagte Jake, wandte sich dann aber ab und folgte seiner Frau.
    »Hey!«, rief Seth ihnen hinterher. »Ich bin mir sicher, dass ich hier unten verrecken werde!«
    Er hörte das Geräusch der Tür am Ende des Gangs, wie sie sich öffnete und schloss, und dann war er allein.
    Aber sie hatten den Trennschleifer zurückgelassen. Er lag außerhalb seiner Reichweite. Seth quetschte sein Bein durch den Spalt zwischen den Gitterstäben, und fast gelang es ihm, mit den Zehen das Gerät zu berühren. Vielleicht klappte es ja mit seinem anderen Bein und wenn er es noch weiter streckte.
    Es kostete ihn zwanzig quälend lange Minuten, in denen er sein Bein zwischen den Stäben hindurchhämmerte, so weit und so fest, bis er sich selbst die Blutzufuhr abquetschte, und so lange, bis seine Zehen schließlich das Metall des Schleifers berührten. Dann gelang es ihm, das Gerät langsam näher zu ziehen, Millimeter um Millimeter. Er konnte das Fleisch seiner Beine spüren, wie es schmerzhaft wieder und wieder gegen die Gitterstäbe scheuerte, und jeder einzelne Muskel in seinem Körper stand in Flammen. Aber schließlich gelang es ihm, den Schleifer in Reichweite zu ziehen, so dass er ihn mit den Fingern greifen und die Schleifscheibe fest genug umfassen konnte.
    Das bauchige Ding selbst würde nicht durch die Gitterstäbe passen, was bedeutete, dass er es unbeholfen außerhalb der Zelle würde ansetzen müssen. Er lehnte sich gegen die Stäbe, stützte das Werkzeug außerhalb mit seinem rechten Arm und schaltete es ein.
    Das Sirren fräste sich in seine Ohren, verursachte ihm Kopfschmerzen, und es war nahezu unmöglich, den Schleifer still zu halten, während er sich durch das Metall grub. Aber als er die Späne fliegen sah, fasste er sich ein Herz und presste die Scheibe fester gegen das Metall, bis er sah und fühlen konnte, wie es sich veränderte, dünner wurde. Er fräste fünf Minuten an dem Gitterstab, zehn Minuten, und er hatte es fast bis zur Hälfte geschafft.
    Die Scheibe ist zu stumpf, wusste er. Sie hatte für jeden der Stäbe eine neue Schleifscheibe benutzt.
    Er warf einen Blick auf die Tasche, die sie zurückgelassen hatte. Sie war völlig außerhalb seiner Reichweite. Egal. Vermutlich war sie ohnehin leer. Also versuchte er, sie sich aus dem Kopf zu schlagen.
    Er schwitzte unter der Anstrengung, den Schleifer still zu halten, und hörte schließlich auf, als er einen kühlen Lufthauch spürte, der ihm über die Wange strich.
    Die Luft wehte ihm über die Haut, und das, obwohl kein Lüftungskanal in der Nähe war. Das konnte nur eines bedeuten: Es gab einen Riss in der Hülle der Empyrean.
    »O Gott«, sagte er und presste das Werkzeug noch fester gegen die metallenen Stäbe, als es plötzlich bockte und ihm entglitt. Schmerz fuhr durch seine Hand; zwei seiner Finger hingen wie unbrauchbar verdrehte Klumpen herab, und er schrie auf, als der Schmerz seinen Arm hinaufschoss. Eine Zeitlang konnte er nichts weiter tun, als die Tränen fortzublinzeln und zu wimmern, aber als er sich schließlich wieder halbwegs unter Kontrolle hatte und die Kerbe betrachtete, an der er gefräst hatte, verstand er, was geschehen war. Die Scheibe, überhitzt von der steten Reibung am Stahl, hatte sich wie ein Band abgespult und sich in das Metall gegraben. Da war keine Schleifscheibe mehr. Das Gerät war nutzlos geworden. Und er war noch immer gefangen.
    Er schrie. Er schrie und schrie, presste die Luft durch seine schmerzende Kehle, in der Hoffnung, dass irgendjemand ihn irgendwie hören würde. Aber dann schien seine Stimme zu zerbrechen, und auch er brach zusammen und ging zu Boden.
    Angst hatte er schon zuvor gespürt, aber das war nichts im Vergleich zu der blanken Furcht, die ihn jetzt befiel. Er war ein Tier. Er saß in der Falle. Er würde hier sterben.

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