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Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)

Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)

Titel: Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Kathleen Ryan
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Hülle löste sich mit einem Zischen.
    Die absolute Kälte des Weltraums traf ihn wie ein Eimer flüssigen Stickstoffs, und er vergaß zu atmen. Sein Verstand fühlte sich an wie platt gewalzt. Ich kann das nicht tun, sagte er sich, aber irgendwie glitt er doch aus der Metallkammer, während er sich weiterhin mit einer schmerzenden Hand am Schiff festhielt. Er ließ die schützende Hülle außerhalb des Maschinenraums an ihrem Haken schwebend zurück, als er sich selbst durch die Luke zog und diese dann hinter sich schloss.
    Im Inneren des Maschinenraums war es fast genauso kalt wie außerhalb. Seth machte vier gequälte, ruckelnde Schritte auf die Computerkontrollstationen zu und tippte – obwohl seine Hände so stark zitterten, dass er sie kaum kontrollieren konnte – das Kommandofeld zur Kompression an.
    Luft strömte um ihn her in den Raum, umfing ihn mit Wärme. Er ließ sich in einen Stuhl sinken, rollte sich zu einem Ball zusammen, war doch hilflos gegen die fürchterlichen Krämpfe in seinen Muskeln und wartete darauf, dass seine Sinne wieder zueinanderfinden würden.
    Aber er konnte nicht allzu lange warten. Schon jetzt war die Luft im Inneren seines Anzugs übersättigt und stickig. Er würde sich beeilen müssen.
    Mit noch immer klappernden Zähnen sah er sich um. In gewisser Weise überraschte es ihn, dass die Lampen noch immer funktionierten und die Signalknöpfe noch immer blinkten – an und aus, an und aus. Alles schien einwandfrei zu funktionieren, aber selbst mit dem Luftaustausch blieb eine dünne Schicht radioaktiver Partikel auf jeder Oberfläche zurück. Diese Partikel einzuatmen würde seine zu erwartende Lebensspanne ohne Frage signifikant verkürzen. Eines Tages würde dieser Raum sorgfältigst mit spezieller Ausrüstung dekontaminiert werden müssen. Bis zu diesem Tag war er ein Niemandsland. Jedwede Wartung der Maschinen würde von außerhalb durchgeführt werden müssen; und Kieran tat gut daran, zu hoffen, dass eine solche Behandlung der Maschinen nicht eines Tages in einem kompletten Systemausfall enden würde. Frustriert schüttelte Seth den Kopf. Für einen cleveren Kerl verhielt Kieran sich ziemlich häufig wie ein Dummkopf.
    Es war dieser Raum, in dem Seths Vater seine letzten Tage verbracht hatte. Er hatte hier inmitten all der Radioaktivität gearbeitet, ohne einen schützenden Sicherheitsanzug, hatte verzweifelt versucht, das Schiff nach der Sabotage durch die Angreifer der New Horizon zu retten. »Du warst ein Mistkerl«, murmelte Seth, »aber du hast einen Weg gefunden, als Held zu sterben.«
    Einige von der Maschinenraumcrew hatten überlebt, weil Seth und Kieran sie von außen mit einem Shuttle herausgeholt hatten, aber sie lagen weggetreten auf der Krankenstation, und es war völlig unklar, ob sie jemals wieder gesund wurden.
    Seths Atem war stickig und bereits recycelt, aber er unterdrückte ein Schaudern, ging zur hinteren Wand des Raums und warf einen Blick auf den Metallboden, der mit Flecken von getrocknetem Blut übersät war. In der Ecke nahe der Tür fand er Dutzende fortgeworfene Rationsbehälter. Es mussten weitere dieser Behälter gewesen sein, die ihm aufs Visier geschlagen waren, als er die Luke geöffnet hatte.
    Seth beugte sich über den Müllhaufen und durchstöberte ihn mit der Spitze seines Schuhs. Einige der Behälter glänzten noch feucht.
    Irgendjemand musste hier unten sein Lager aufgeschlagen haben. Aber wie, bei all der Radioaktivität?
    Seth ging zum Werkzeugschrank, wo er einen Geigerzähler vermutete, nahm ihn heraus, las das Ergebnis ab und schnappte erstaunt nach Luft, als es ein Radioaktivitätsniveau im normalen Rahmen anzeigte. Er überprüfte das Ergebnis mehrfach, doch die Werte änderten sich nicht.
    Wie war das möglich? Die Säuberungsarbeiten nach einem radioaktiven Zwischenfall waren mühsam und erforderten ein Höchstmaß an Sorgfalt und Fachkenntnis. Irgendjemand musste jedes noch so kleine Staubkorn von den Instrumenten, dem Fußboden, der Decke und allem anderen im Raum abgesaugt haben. Der gesamte Ort musste allumfassend gereinigt worden sein. Die Luftfilter hätten gewechselt und der Raum wieder an das Lüftungssystem angeschlossen werden müssen – die Liste der Aufgaben war endlos und die Arbeit selbst gefährlich. In keinem Fall hätte Kieran es riskiert, eine unerfahrene Crew hier herunterzuschicken, um aufzuräumen.
    Und so blieb nur eine Möglichkeit übrig: Der Saboteur hatte all das getan.
    Seth holte tief Luft,

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