Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)
löste die Verschlüsse an seinem Helm und nahm ihn langsam ab. Vorsichtig holte er noch mal Luft. So weit, so gut. Die Luft war frisch und roch rein. Der Anzug hingegen lag klamm auf seiner Haut, was ihn frösteln ließ, und so zog er das gesamte Ding aus, faltete es, und legte es gemeinsam mit dem Helm in die Einstiegsluke.
Dann ging er erneut zu dem Müllhaufen in der Ecke und sah ihn durch. Einige der Nahrungsmittel sahen noch halbwegs frisch aus. Er fand auch einen Stapel noch ungegessener Rationen in der Ecke eines Schranks. Im Wartungsraum fand er Decken und am Boden eine improvisierte Schlafstelle, neben ihr Grav-Beutel mit Wasser – Behälter, aus denen Flüssigkeit auch bei Verlust der Schwerkraft nicht austreten konnte. Aus seiner Vermutung wurde Gewissheit: Jemand hatte hier sein Lager aufgeschlagen. Und dieser Jemand musste geflohen sein, als der Dekompressionsalarm losgegangen war.
Doch dann kam Seth ein erschreckender Gedanke. Was, wenn der Saboteur noch immer hier war? Wie lange hatte das Vakuum im Maschinenraum angedauert? Seth hatte die Kompression schnell wieder eingeleitet, so dass der Saboteur dem Vakuum vermutlich nur für zehn oder zwanzig Sekunden ausgesetzt gewesen war. War das genug Zeit, um jemanden zu töten? Vielleicht nicht. Wenn jemand hier gewesen war, könnte diese Person noch immer am Leben sein, und vielleicht sogar bei Bewusstsein.
Er stürmte zurück zum Werkzeugschrank, wählte den schwersten Schraubenschlüssel, den er finden konnte, und umschloss ihn fest mit seiner verschwitzten Hand, während er mit Blicken den Gang inspizierte, der zu den Reaktorräumen führte. Es gab einen Reaktor für die Backbord- und einen für die Steuerbordseite, und jeder von ihnen sendete Energie an die Schubdüsen und den Rest des Schiffs. Es war möglich, dass sich jemand in der Seitenverkleidung der Reaktoren versteckte, zwischen den Metallrohren oder unten zwischen den schlangengleichen Rohren des Kühlsystems. Seth holte zweimal tief Luft und öffnete die Tür zum Backbordreaktor.
Der Raum war dunkel, und er schaltete das Licht ein. Hier zu sein machte ihn klaustrophobisch, denn die riesige Halle war vollgestopft mit Hunderten von Plutonium-Brennstäben, tiefen Reservoirs voll Deuterium und endlosen Röhren, in denen die Kühlflüssigkeit zirkulierte. Die Turbinen machten ein nagendes, summendes Geräusch, das ihm in den Ohren kribbelte. Er kletterte auf eine große Metallkiste, die eines der Kontrollsysteme für die Kühlung enthalten musste, und sah sich in dem riesigen Raum um. Hier gab es eine Million Orte, an denen man sich verstecken konnte. So würde er den Saboteur niemals finden.
Plötzlich knackte es in seinen Ohren, und er hörte ein lautes Knarren von der Tür zum Reaktorraum, ganz so, als würde sie gegen ihre Dichtungen gedrückt. Er duckte sich und wartete, aber nichts sonst machte ein Geräusch oder bewegte sich.
Er ging zu der Tür und blickte durch den gläsernen Türspion. Der Maschinenraum sah genau so aus, wie er ihn verlassen hatte, aber als er nun versuchte, die Tür zu öffnen, fühlte es sich an, als würden fünfhundert Kilogramm Gewicht sie an ihrer Stelle halten.
Er war gefangen!
Er hämmerte an die Tür, schrie, als eine blinkende Nachricht auf dem Kom-Schirm rechts neben der Tür seine Aufmerksamkeit weckte. Komprimiere Hauptraum, stand dort.
Wie bitte?
Seth wählte »Ja« und hörte ein mächtiges Zischen. Mit einem Mal war der massive Druck gegen die Tür verschwunden.
Seth raste zurück in den Maschinenraum und blieb dann wie angewurzelt stehen.
Sein Helm war fort! Und mit ihm der silberne Innenanzug. Fortgenommen von der Einstiegsluke, in der er sie zurückgelassen hatte. Seth rannte zu der Luke und spähte hinaus, dorthin, wo er sein EMS befestigt hatte. Dieser Hurensohn hatte es gestohlen! Der Saboteur musste aus dem Steuerbordreaktor herausgeschlichen sein, während er selbst ihn im Backbordreaktor gesucht hatte.
Und so musste er auch die Dekompression überlebt haben. Er war in einem der Reaktorräume gewesen, hinter einer Drucktür.
Seth trat nach einem der Stühle vor dem Schaltpult, und er begann durch den Raum zu rollen. Dann packte er den Schraubenschlüssel fester und hämmerte ihn gegen die Metallwand, wieder und wieder, fluchend, und der Schweiß lief ihm in die Augen. Als sein Zorn verraucht war, stand er keuchend da, das Gesicht zu einer Grimasse verzogen. Er war so nahe daran gewesen, diesen Bastard zu schnappen!
Wer auch immer
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