Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)
der Saboteur sein mochte, es war sicher, dass er noch mehr Schaden anrichten würde. Seth musste Kieran eine Warnung zukommen lassen.
Er kletterte hinauf zu der Überwachungskamera über dem Schaltpult, richtete sie auf die Ecke des Raums aus, in die er eine große Menge der leeren Rationsboxen gestapelt hatte. Schließlich fand er auch einen Notizblock und einen dicken schwarzen Stift und schrieb in Blockbuchstaben: SABOTEUR VON DER NEW HORIZON AN BORD; HAT HIER SEIN LAGER AUFGESCHLAGEN. RADIOAKTIVITÄT IM MASCHINENRAUM WIEDER AUF NORMALEM NIVEAU.
Er bezweifelte, dass Kieran ihm glauben würde, aber er musste es zumindest versuchen.
Er ging zu dem Notfallhebel an der Wand bei der Tür, brachte seine Füße in Startposition, zog den Hebel und rannte los. Das Alarmsignal bohrte sich in seine Ohren, und er wusste, dass es auf dem ganzen Schiff zu hören sein würde.
Alles, was ihm jetzt noch zu tun blieb, war, um sein Leben zu rennen.
Offizielle Ermittlungen
D u warst schon lange nicht mehr beim Gottesdienst«, sagte Kieran zu Sarah Hodges. Er lehnte sich in seinem Schreibtischstuhl zurück, presste die Fingerspitzen aneinander und studierte das Mädchen aufmerksam.
Sarah starrte ihn finster an, während sie sich auf ihrem Stuhl hin und her drehte. Ihr Haar war fettig und zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden, die Fingernägel schmutzig und ungepflegt. Sie war während der letzten vier Tage zur Ernte der noch verstreut liegenden Kartoffeln eingeteilt gewesen – eine Aufgabe, die niemand an Bord mochte. Kieran hatte gedacht, sein Angebot, sie stattdessen bei den Mähdreschern einzusetzen, könnte vielleicht ihre Zunge lösen, aber sie blieb ganz genauso unkooperativ, wie sie es stets gewesen war.
»Magst du die Gottesdienste nicht?«
»Ich glaube nicht«, antwortete sie rundheraus.
»Warum nicht?«
»Sie erinnern mich zu sehr an diese Frau.«
»Aber ich bin nicht wie sie.«
»Woher willst du das wissen? Du hast sie nie erlebt«, gab sie spöttisch zurück.
Doch, habe ich wohl, hätte er fast gesagt, aber noch wollte er nicht, dass sein Gespräch mit Mather bekannt wurde. Er hatte die Vid-Files, die sie ihm gesendet hatte, noch immer nicht angeschaut, nichts mehr von ihr gehört und auch selbst keinen Anlauf genommen, sie zu kontaktieren. Im Augenblick konzentrierte er sich darauf, Seth Ardvale zu finden, ehe dieser noch mehr Schaden anrichten konnte.
Kieran lehnte sich mit den Ellbogen auf den Tisch, und sein Stuhl knarzte unter ihm. Der milchige Duft von Rotbuschtee lag in der Luft. »Wo warst du in der Nacht der Fehlzündung der Schubdüsen?«
»Ich war in meiner Kabine. Als ich deine Durchsage hörte, ging ich zum Zentralbunker. Waverly war auch bei mir.«
»Das hat sie erzählt, ja.«
»Da haben wir wohl ein wasserdichtes Alibi«, spie sie ihm entgegen.
»Wie meinst du das?«
»Ich meine, dass die Leute es nicht schätzen, wenn sie verhört werden, als wären sie Kriminelle.«
»Das liegt nicht in meiner Absicht, Sarah.« Kieran seufzte. Sie war erst die dritte Person, die er befragte – nach Sealy Arndt und Tobin Ames, die frühe Unterstützer Seths gewesen waren. Es waren bereits Gerüchte im Umlauf. Er musste seine Predigt für den kommenden Sonntag mit viel Fingerspitzengefühl schreiben und so einen Weg finden, die Leute wieder auf seine Seite zu bringen. »Es ist nicht so, dass ich der Ansicht wäre, du hättest irgendetwas mit den Schubdüsenproblemen zu tun –«
»Oh. Nicht?«
»Ich versuche mir nur ein Bild davon zu machen, was in dieser Nacht geschehen ist«, erklärte er. Tatsächlich aber war sein Verdacht, sie betreffend, größer denn je. Sie war Waverlys Freundin, und auf ihn wirkte sie aufsässig und widerspenstig – ganz die Art von Mensch, die mit Seth sympathisieren würde. Aber jetzt musste es ihm erst einmal gelingen, sie aus ihrer Deckung zu locken. »Vielleicht hast du etwas Wichtiges gesehen, ohne es zu bemerken. Das ist der einzige Weg, der mir einfällt, wie ich versuchen könnte, Licht in die Sache zu bringen.«
Er hatte sie mit seinen Worten besänftigen wollen, aber sie verschränkte nur die Arme vor der Brust und starrte ihn störrisch an.
Plötzlich wurde das Licht im Raum grell und projizierte gespenstische Schatten auf den Oberkörper von Harry Truman, dem dreiunddreißigsten Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, dessen Büste in der Ecke des Büros stand. Eine Alarmsirene gellte durch das Schiff.
»O mein Gott«, sagte Sarah. »Was ist
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