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Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)

Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)

Titel: Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Kathleen Ryan
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schonendere Methode, seine Schmerzen zu lindern, aber er wusste, dass der einzige Ort, an dem man ihm anders würde helfen können, die Krankenstation war. Also musste er den durchdringenden physischen Schmerz ertragen und jede Schicht seiner Haut behandeln, bis er sicher war, dass der Schnitt wirklich gereinigt war. Aber auch wenn er es nicht war – viel länger würde er den Schmerz nicht ertragen können.
    »Ich kann das schaffen«, sagte er, als er die Nadel in eine Flamme hielt und dann den Faden einfädelte. »Ich bin ein zäher Hurensohn«, sagte er, als er die Ränder des Schnitts zusammenpresste. »Das ist nichts. Andere Leute haben viel schlimmere Dinge überlebt.«
    Dennoch hielt er die Nadel für eine lange Zeit einfach nur fest in Position, starrte sie an und wusste doch, dass es schlimmer werden würde, je länger er es hinauszögerte. Er musste die Sache einfach hinter sich bringen, dann würde er schlafen gehen können. Nur dass es in der Realität nicht so einfach war, sich in das eigene, wunde Fleisch zu stechen. Er musste jeden Instinkt in sich niederkämpfen, der ihm verbot, sich selbst zu verletzen. Und die Angst vor dem Schmerz. Wie schrecklich es sein würde. Wie grauenhaft es schmerzen würde.
    »Das ist alles nur halb so wild«, teilte er seinem Spiegelbild mit. »Du willst schließlich nicht an einem kleinen Schnitt sterben, richtig?«
    Er stieß die Nadel durch seine Kopfhaut und schrie. Er konnte es nicht verhindern. Der Schmerz war vernichtend, aber er zwang sich, auch die andere Seite des Schnitts zusammenzudrücken und die Nadel von der gegenüberliegenden Seite aus einmal mehr in das rohe, blutige Fleisch zu schieben. Tränen strömten sein Gesicht herab und klatschten in roten Rinnsalen in den Ausguss. Aber mit zitternden Fingern gelang es ihm doch, den ersten Stich so fest zu vernähen, wie er es aushalten konnte.
    Dann erbrach er sich. Er hatte nicht einmal bemerkt, dass ihm übel geworden war. Der nachfolgende Krampf überraschte ihn, riss an seinen Rippen, presste seine Knochen aneinander. Er schrie auf, hielt sich die Seite und legte die Stirn auf das kalte Porzellan. Er konnte sich nicht erinnern, in die Knie gegangen zu sein, aber hier saß er nun am Boden, mit schweißüberströmtem Gesicht.
    Wie sollte er es schaffen, das Ganze noch einmal durchzustehen?
    Diesmal brauchte er länger, um den Mut für den zweiten Stich zu finden, aber als die Nadel schließlich seine Haut durchdrang, tat es nicht mehr so weh wie beim ersten Mal. Irgendwie hatte sein Körper es geschafft, die Wunde zu betäuben, und er dankte Gott dafür. Jeder erfolgreiche Stich schmerzte weniger als der vorherige, aber seine Hand zitterte unkontrolliert, und sein Atem ging in abgehackten, raspelnden Zügen.
    Letzten Endes brauchte er sechs Stiche, um den Schnitt zu schließen. Sie waren ungleichmäßig, ausgefranst und handwerklich sehr schlecht ausgeführt. Aber die Wunde war verschlossen. Seth zwang sich, sie noch einmal mit einem wundsalbengetränkten Wattebausch zu betupfen, dann legte er die Mullbinde über den Schnitt und wickelte sie um Kinn und Kopf. Er würde fürchterlich aussehen, wenn Waverly nach Hause kam, aber das ließ sich nun einmal nicht ändern.
    Er beugte sich herab und trank aus dem Wasserhahn im Badezimmer, in tiefen Zügen floss das Wasser in seinen Mund. Dann durchforstete er den Medizinschrank, bis er Aspirin gefunden hatte. Er warf vier Tabletten gleichzeitig ein und wusste doch, wie wenig sie gegen seine Schmerzen würden ausrichten können.
    Er brauchte Schlaf. Seine Beine zitterten, und sein Torso fühlte sich weich und schwankend an.
    Er durchquerte den Flur, kam in einen dunklen Raum, war nicht einmal sicher, wohin er überhaupt unterwegs war, und schließlich tauchte ein zerwühltes Bett vor ihm auf. Er stöhnte und humpelte vorwärts, bis seine Knie die Matratze berührten; dann fiel er und versuchte noch, seine Rippen mit seinem Arm zu schützen. Die kühlen Laken umfingen ihn, und er glitt augenblicklich in einen unruhigen Schlaf.

Der Hirte
    I ch danke euch allen, dass ihr gekommen seid«, begrüßte Kieran seine Gemeinde. Dies war der erste Gottesdienst, seit er die Regel erlassen hatte, dass die Teilnahme verpflichtend war, und er war mit dem Ergebnis zufrieden. Nahezu die gesamte Crew war gekommen. Arthur war in der hinteren Reihe und schrieb still Namen nieder, um herauszufinden, wer nicht erschienen war, obschon er oder sie sich mit dieser Verweigerung den Pflichten

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