Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)
Augen waren alle auf ihn gerichtet.
»Uns steht eine Auseinandersetzung bevor. Wir müssen uns unseren Feinden entgegenstellen, Schulter an Schulter. Bis zum heutigen Tag bin ich nicht sicher, ob wir wirklich Seite an Seite gestanden haben. Ich habe von vielen Beschwerden gehört, von Zweifeln; von Menschen, die mehr hinterfragt als vertraut haben.« Kieran schlug mit der Faust in seine Handfläche. »So kann es nicht weitergehen! Wenn wir unseren Feinden nicht in einer geschlossenen Linie gegenübertreten, können wir nicht siegen. Sie sind älter, sie sind erfahrener, und sie sind uns zahlenmäßig überlegen. Wenn wir die New Horizon erreicht haben und die Herausgabe unserer Familien fordern, werden sie jede Zwietracht auf diesem Schiff, jeden Zweifel und jeden Streit zu ihrem Vorteil auszunutzen wissen. Aber wenn wir fest zusammenstehen, uns der gerechten Sache, für die wir einstehen, sicher sind, verspreche ich euch, dass wir siegen werden. Nicht nur weil wir jünger sind, stärker sind, tüchtiger sind – wir werden siegen, weil wir auf der Seite Gottes stehen, auf der Seite der Gerechtigkeit, und sie auf der Seite des Bösen. Und wie weit auch immer ihr in der Geschichte der Menschheit zurückblickt, werdet ihr sehen, dass das Gute am Ende immer über das Böse triumphiert.«
Er sah, wie sie die Blicke senkten und sich an das zu erinnern versuchten, was sie über die Geschichte der Erde wussten, und dann richteten sie ihre Blicke erneut auf ihn. Jetzt hatte er sie. Sie glaubten an ihn. Und wie sollten sie auch nicht an ihn glauben? Die Wahrheit sprach für sich selbst. Sie sprach zu ihren Seelen, verdrängte ihre Zweifel, besänftigte ihren Zorn, legte ihre Konflikte bei. Falls er je gezweifelt hatte, Gottes Willen zu verkünden, so war der heutige Tag der Beweis dafür, dass er tat, was zu tun er geschaffen worden war, was sein Schöpfer von ihm verlangte. Es war seine Bestimmung, dieses Schiff in die Zukunft zu führen. Er wusste es.
»Werdet ihr euch mir anschließen? Lasst uns unsere Streitigkeiten begraben; lasst uns zusammenstehen hinter einem gemeinsamen Ziel. Lasst uns einen Bund schließen, genau jetzt, genau hier. Wir sind einzelne Individuen und doch verbunden!« Er reckte seine Fäuste hoch über den Kopf und hob sein Gesicht den Lichtern an der Decke entgegen. »Und wir werden niemals zulassen, dass sie uns trennen!«
Seine Stimme hallte durch den Raum, und seine Gemeinde antwortete mit lauten Jubelschreien. Seine Gefolgsleute reckten ebenfalls ihre Fäuste, stießen sie immer wieder in die Luft und sangen »Kyrie eleison!«. Es geschah nur langsam, aber nach und nach stimmten auch die anderen Kinder ein, sangen den Segen und jubelten. Er spürte das Donnern ihrer Stimmen im galoppierenden Trommeln seines Herzschlags, und er lächelte zu ihnen hinunter. Gott war an seiner Seite. Wie hatte er je befürchten können zu scheitern?
Er war in Sicherheit. Einmal mehr in Sicherheit.
Die Dissidentin
W averly stand aufrecht, als Arthur am nächsten Tag kam, um sie und Sarah aus der Arrestzelle herauszulassen. Er wirkte beschämt, als er die Metallriegel mit einem Knall beiseiteschob und die Zellentür öffnete.
»Es steht euch frei zu gehen«, murmelte er, seine Augen starr auf den Boden gerichtet.
Sarah ging an ihm vorbei, ohne ihn auch nur eines Blicks zu würdigen, doch Waverly hielt inne und schaute ihn an.
»Weißt du, was er mit ihr getan hat, als ich ihn hier unten fand?«, sagte sie, die Stimme triefend vor Abscheu. »Er hat sie bedroht!«
»Ich habe davon gehört«, sagte Arthur ruhig.
»Er ist außer Kontrolle!«, rief Waverly.
Arthur gebot ihr Einhalt. »Er hat sie nicht verletzt.«
»Das rechtfertigt aber nicht …«, begann sie, war jedoch zu zornig, um ihren Satz zu beenden.
Arthur presste die Lippen aufeinander und warf Matt Allbright einen nervösen Blick zu. Matt stand in dem Gang außerhalb der Zelle, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, und es war offensichtlich, dass er ihnen genau zuhörte. Arthur winkte Waverly, ihm aus der Zelle heraus zu folgen, und gemeinsam gingen sie an Matt vorbei, den Korridor hinunter und auf die Aufzüge zu.
Außerhalb von Matts Hörweite griff Arthur nach ihrem Arm und flüsterte ihr leise ins Ohr: »Ich stimme dir zu. Kieran war neben der Spur – aber Sarah ebenso.«
»Sie hat sich wie eine Idiotin verhalten«, bestätigte Waverly. »Aber wir können Leute nicht einfach bedrohen! Oder sie ohne eine Verhandlung in eine Zelle
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