Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)
Schmerzmittel?«
»Ich glaube schon«, sagte sie und ging ins Badezimmer, um nachzusehen. Sie fand eine Flasche eines starken Medikaments, das ihre Mutter immer genommen hatte, wenn sie Migräne hatte, und es durchfuhr sie wie ein Schlag. Was, wenn ihre Mutter einen Migräneanfall auf der New Horizon bekäme? Sie drängte die Tränen zurück und ging wieder in das Wohnzimmer.
»Hier«, sagte sie und reichte Seth drei Pillen, die er auf einmal hinunterschluckte. »Dein Gesicht sieht übrigens aus wie ein Hamburger.«
»Nicht jeder von uns kann eine Schönheitskönigin sein«, entgegnete er, ohne zu zögern. Trotz seiner Verletzungen schien er froh zu sein, sie zu sehen.
Sie unterdrückte ein Lächeln und ging in die Küche, wo sie eine kleine Schale mit Seifenwasser füllte. Dann setzte sie sich neben ihn auf den niedrigeren Couchtisch, einen feuchten Waschlappen in der Hand, und begann, das Blut von seinem Gesicht zu streichen. Darunter war seine Gesichtsfarbe grau, und er wirkte abgehärmt.
»Wie bist du aus der Zelle herausgekommen?«
»Der blinde Passagier hat mich rausgelassen, da bin ich mir ziemlich sicher.«
»Was?« Waverly war so überrascht, dass sie den Waschlappen fallen ließ, der auf seiner Brust landete. »Aber wieso?«
»Ich glaube, ich war sein Lockvogel.«
»Kieran dachte, ich hätte dich rausgelassen.«
»Und das war Auslöser für euren Streit?«
Sie zuckte mit den Achseln. »Wir haben uns vor einiger Zeit getrennt.«
»Das tut mir leid«, sagte er aufrichtig. »Wenn es irgendeinen anderen Ort gegeben hätte, an den ich hätte gehen können …«
Sie versuchte seinen Gesichtsausdruck zu deuten, hielt Ausschau nach irgendeinem Hinweis, dass er glücklich darüber war, dass sie und Kieran sich getrennt hatten. Sie fand keinen. Sein Gesicht war eine einzige Grimasse des Schmerzes. »Kannst du dich weit genug aufsetzen, um dich auszuziehen?«
»Zeit für den Waschlappen?« Er brachte ein Grinsen zustande.
»Du hast Glück. Ich befördere dich nicht mit dem Müll zur Tür hinaus«, sagte sie, hielt den Waschlappen aber weiterhin in der Hand und wartete.
Er setzte sich auf, stöhnte, schälte sich aus seinem blutverkrusteten Shirt. Sie schnappte nach Luft. Seine Brust war übersät mit scheußlichen blauen Flecken und Schürfwunden. »Was um alles in der Welt hat er bloß mit dir getan?«
»Er hat mich mit seinen Bärenkräften umarmt«, sagte er mit einem Ächzen.
Schnell und effizient führte Waverly den seifengetränkten Waschlappen über seine Schultern, den Rücken hinab, über den Unterleib und die Rippen entlang, wobei sie bei einem schlimmen Bluterguss an seiner Seite besondere Vorsicht walten ließ. Sie wusste, dass er sie dabei beobachtete, aber sie sah ihn nicht an. Sie konnte es nicht. Zu sehr war sie sich ihres schnellen Atems bewusst. Es war vollkommen selbstverständlich, ihm zu helfen, und dennoch fühlte sie sich unbeholfen dabei. Auch sein Atem ging schneller, und sie beobachtete, wie sein Brustkorb sich hob und senkte. Sein Geruch war herb, aber angenehm, wie Osterluzei, und sie ertappte sich dabei, wie sie ihn tief einatmete, während sie seinen Körper säuberte.
»Und jetzt zu der unteren Hälfte«, sagte er und sah sie dabei direkt an.
Sie reichte ihm lediglich den Waschlappen. »Ich werde mal nachsehen, ob ich irgendetwas finde, das dir passt.«
Sie ging in das Zimmer ihrer Mutter, schaltete das Licht ein und schrie dann entsetzt auf, als sie das blutige Laken sah. »Was hast du getan?«
»Es tut mir leid«, sagte Seth. Er klang beschämt. »Ich wusste nicht, in welchem Raum ich war. Ich wechselte auf die Couch, als ich es bemerkte.«
»Das ist das Bett meiner Mutter.«
Mit zitternder Oberlippe ging Waverly an dem verschmutzten Bett vorbei zum Wandschrank, wo sie eine Trainingshose ihrer Mutter und ein altes Shirt ihres Vaters fand, das Regina aufbewahrt hatte. Sie ging ins Wohnzimmer zurück und gab die Sachen Seth. Mit zitternden Beinen richtete er sich auf, um sich anzuziehen, aber dann brach er mit einem Wimmern erneut auf dem Sofa zusammen.
»Du bist wirklich schwer verletzt«, murmelte sie.
»Das ist mir bewusst.«
Sie widerstand dem Impuls, ihm das Haar aus den Augen zu streichen, und setzte sich stattdessen in den Sessel, die Hände in ihrem Schoß gefaltet. »Wie sah der Terrorist aus?«
»Alles, was ich gesehen habe, war das Blut in meinen Augen.« Er lehnte sich zurück, den Blick an die Decke gerichtet. »Ich erwachte im Chemielabor.
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