Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)
dann erhob er sich. »Dann los.«
»Vielleicht sollten wir einige der Wachen mitnehmen«, sagte sie mit zitternder Stimme.
»Wir kommen schon klar«, meinte er.
Am liebsten hätte sie auf Geleitschutz bestanden, aber sie wusste, dass das befremdlich wirken würde.
Es fühlte sich seltsam an, mit Kieran den Korridor entlangzugehen – Seite an Seite, ganz so wie früher. Er drückte den Fahrstuhlknopf und warf ihr immer wieder von der Seite Blicke zu. Sie gab vor, es nicht zu bemerken, und versuchte ihre Angst nicht zu zeigen.
Die Ebene mit den Laboratorien lag im Dunkeln, und Kieran ging zu einer der Steuerkonsolen und schaltete die Lichter ein. Dann trotteten sie gemeinsam den Korridor hinunter. Waverly versuchte, so leise wie möglich zu atmen. Als sie die Tür zu dem Labor erreichten, öffnete Kieran sie selbstsicher und ging hinein.
Das Labor war makellos sauber wie immer. Jede Oberfläche glänzender, rostfreier Edelstahl. Das Waschbecken war fleckenlos und trocken, als wäre es seit Wochen nicht genutzt worden. Alle Mülleimer waren leer. Verzweifelt sah Waverly sich in dem Raum um, auf der Suche nach irgendeinem Anzeichen für das, wovon Seth erzählt hatte. Einer Bombenwerkstatt. Aber da war nichts.
»Was genau hast du gesehen?«, fragte Kieran. Er sah sie aufmerksam an, seine Stimme war ruhig.
»Ich … es sah aus wie ein naturwissenschaftliches Experiment«, stammelte Waverly. »Bechergläser und Reagenzgläser …«
Kieran ließ seinen Blick durch das makellose Labor wandern. »Wo genau?«
»Auf dem Tisch.« Sie konnte spüren, wie sie rot wurde, und gab vor, nicht zu bemerken, dass Kieran sie aufmerksam studierte.
»Wo genau auf dem Tisch?«
Sie deutete wahllos auf einen Platz nahe dem Waschbecken, und Kieran ging zu der Stelle hinüber. »Wann hast du das gesehen?«
»Ich weiß nicht. Gestern Morgen«, sagte sie und hätte sich am liebsten selbst in den Hintern getreten. Wie dumm konnte man sein? Jede ihrer Lügen war offensichtlicher als die vorherige.
Er kam zurück und stellte sich am Eingang neben sie, seinen Blick auf sie gerichtet. »Stehst du in Kontakt mit Seth Ardvale?«
Die Kehle wurde ihr eng, und sie starrte ihn an, ihre Gedanken rasten. »Ganz ehrlich, Kieran?«, sagte sie und täuschte Ärger vor, um ihre Angst zu verbergen. »Darum also geht es dir?«
»Am heutigen Morgen haben wir eine Videoaufnahme von Seth gefunden. Sie zeigt ihn, wie er am gestrigen Tag diesen Raum verließ. Er sah ziemlich zusammengeschlagen aus. Als wir hier herunterkamen, sah es in dem Labor bereits genauso aus wie jetzt. Wie sonst solltest du davon wissen können, wenn nicht durch ihn?«
»Nun, ich habe Seth nicht gesehen«, sagte sie und starrte ihn trotzig an, damit er erst gar nicht auf die Idee kam, ihr zu widersprechen. Sie studierte sein Gesicht auf der Suche nach irgendwelchen Anzeichen, dass er wusste, dass Seth sich in ihrem Apartment aufgehalten hatte, aber als er schließlich die Augen niederschlug, erkannte sie, dass seine Aussagen nichts als Vermutungen waren.
»Alles, was ich tun muss, um herauszufinden, ob du lügst, ist, die Videoaufzeichnungen zu überprüfen.«
Sie verfluchte sich selbst dafür, nicht daran gedacht zu haben, aber jetzt war es nicht mehr zu ändern. Das Beste, das ihr jetzt noch zu tun einfiel, war, das Thema zu wechseln. »Warum tust du so, als würde Seth gemeinsame Sache mit dem Terroristen machen?«
Kierans Lippen wurden schmal. »Im Augenblick klingt das für mich nach der logischsten Erklärung.«
»Seth würde niemals mit jemandem von der New Horizon zusammenarbeiten, und das weißt du auch.«
»Er ist zu allem in der Lage, Waverly«, sagte Kieran ruhig, und seine Stimme klang herablassend. Aber er log. An der Art, wie er schuldbewusst zu Boden sah, konnte sie sehen, dass er selbst nicht glaubte, was er sagte.
»Er ist kein Verräter«, spuckte sie ihm entgegen.
»Er hat seinen Captain angegriffen«, sagte er mit erhobener Stimme.
»Du bist nicht Captain!«, schrie sie so laut, dass die Metallwände um sie herum vibrierten. »Du bist niemals zum Captain gewählt worden!«
»Du hast zugesagt, mich zu unterstützen!«, rief er und deutete mit dem Finger auf sie. »Jetzt verhältst du dich nur noch verantwortungslos. Wenn Zwietracht zwischen den Anführern dieses Schiffs herrscht, ist das schlecht für die Moral.«
»Ohne eine Wahl gibt es keine Anführer, Kieran!«
Kierans Lippen bebten, wie sie es immer taten, wenn er nervös war. »Es gab seit
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