Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenfeuer

Sternenfeuer

Titel: Sternenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
Vom Netzwerk:
kreuzt gerade die Marsumlaufbahn in Richtung Inneres Sonnensystem. In ungefähr einer Woche müsste sie hier sein.«
    »Ich muss gestehen, dass ich Ihre erste Nachricht mit einer gewissen Skepsis zur Kenntnis genommen hatte, Herr Direktor. Nachdem ich es aber mit eigenen Augen gesehen habe, muss ich sagen, dass Sie die Angelegenheit eher noch heruntergespielt haben. Haben Sie auch die Weiterungen bedacht?«
    Bartok nickte. »Ich habe in den letzten anderthalb Tagen an nichts anderes gedacht, Madame Koordinatorin.«
    Nadine Halstrom seufzte. Sie hatte selbst auch kaum an etwas anderes gedacht. »Ich glaube, wir haben hier ein großes Problem.«
    »Da stimme ich Ihnen zu.«
    »Haben wir schon eine Vorstellung von der Herkunft dieser Außerirdischen oder ihrem militärischen Potenzial?«
    Bartok schüttelte mit düsterem Gesichtsausdruck den Kopf. »Nein.«
    »Dann sollten wir es am besten unter Verschluss halten, bis wir mehr wissen.«
    »Ob dies denn so klug wäre? Die Medienfritzen werden uns in der Luft zerreißen, wenn sie spitzkriegen, dass wir ihnen das vorenthalten haben.«
    »Das ist nun auch nicht mehr zu ändern. Haben Sie denn eine Vorstellung davon, wie es sich auf die Menschen auswirken wird, wenn sie jeden Abend mit der Angst zu Bett gehen, am nächsten Morgen tot aufzuwachen?«
    »Ich finde, dass dies den Kern der Sache nur bedingt trifft, Madame Koordinatorin.«
    »Ich wünschte, es wäre nur eine Übertreibung, Anton. Sie sollten sich aber mal schlaumachen. Um eine Psychose im Tier >Mensch< hervorzurufen, muss man ihm nur einen Anlass bieten, sich vor etwas zu furchten, das er nicht versteht. Ich kann Ihnen ein Dutzend Beispiele aus der Geschichte zitieren, wenn Sie möchten.«
    Nadine Haistrom hatte ihre Karriere als Professorin für Geschichte begonnen und war nur durch eine Verkettung von Zufällen in die Politik gekommen. Ihr Spezialgebiet war das zwanzigste Jahrhundert gewesen, in dem die Gewalt auf die Spitze getrieben worden war. In vielerlei Hinsicht war dieses Jahrhundert eine Verirrung gewesen, eine Umleitung in blindwütige Vernichtung. Es war ein Zeitalter gewesen, in dem die Frage des nationalen Überlebens eine perverse Logik hervorgebracht hatte. Wie sonst war die fünfzigjährige Pattsituation zu erklären, die die letzte Hälfte des blutigsten Jahrhunderts der Geschichte geprägt hatte? Die östlichen und westlichen Machtblöcke hatten sich bei einem Angriff mit gegenseitiger Vernichtung gedroht und zugleich ihren Friedenswillen bekundet. Für mehr als zwei Generationen hatten die Menschen in der Angst vor dem Tod gelebt, der vom Himmel herabregnete, und diese Angst hatte ihr ganzes Denken und Handeln bestimmt. Bei der Vorstellung, dass so etwas in ihrem Jahrhundert sich wiederholen könnte, lief es ihr eiskalt den Rücken hinunter.
    »In Ordnung«, erwiderte Bartok, »dann werden wir die Außerirdischen unter Verschluss halten.«
    »Und wie gedenken Sie das zu tun, Anton?«
    Trotz der scheinbar harmlosen Frage war der Direktor der Sternenforschung sich bewusst, dass sein Job von der Beantwortung dieser Frage abhing. Er ließ sich die Sache für ein paar Sekunden durch den Kopf gehen, wobei er die Backen abwechselnd aufblies und zusammenzog. Das war eine Angewohnheit, der er sich überhaupt nicht bewusst war.
    »Das Standardverfahren sieht vor, den Außerirdischen in der Hochstation in Quarantäne zu halten, bis die Biologen ihn freigeben. Es liegt aber auf der Hand, dass wir das in diesem Fall nicht tun können. Die Hochstation ist zu öffentlich, um ein Geheimnis dieser Größenordnung für längere Zeit zu wahren.«
    »Sie wollen doch nicht etwa sagen, dass wir auf eine Quarantäne verzichten sollen!«
    »Nein, natürlich nicht. Was wir brauchen, ist ein isolierter Ort, wo wir die notwendigen Tests durchführen können - ein Ort, zu dem wir den Zugang zu kontrollieren vermögen.«
    »Irgendwelche Vorschläge?«
    »Wie wäre es mit der PoloStar? Sie ist im Besitz des Wetter-Direktorats, und es findet praktisch kein Verkehr zum und vom Habitat aus statt.«
    Nadine Haistrom schaute nachdenklich und ließ ein Lächeln aufblitzen, das als ihr Markenzeichen bei Milliarden von Holovisions-Zuschauern galt. »Hmmm, nicht schlecht... wirklich nicht schlecht! Es ist schön abgelegen und in einem Orbit, der von der Äquatorialebene aus nur schwierig zu erreichen ist. Ich werde dafür sorgen, dass das Wetter-Direktorat kooperiert. Welche Probleme würden sich daraus ergeben, es in eine

Weitere Kostenlose Bücher