Sternenfeuer
fünf weitere Welten gefunden. Zwei von diesen Welten waren Riesen der Jupiterklasse.
»Diese Sprungwelle war ein Glücksfall für uns«, sagte Captain Eriksson den gebannt lauschenden Zuhörern. »Sie hat die Einsatzdauer um über einen Monat verkürzt.«
Die gründliche Analyse der Energieemissionen jeder einzelnen der fünf Welten ergab, dass sie unbewohnt waren — beziehungsweise im Fall der beiden Ciasriesen, dass ihre Mondsysteme unbewohnt waren. Das war kaum verwunderlich angesichts der Tatsache, dass seit mindestens dreihundert Jahren kein Raumschiff mehr ins System eingeflogen war oder es verlassen hatte.
So aufschlussreich die Fernbereichs-Untersuchungen auch waren, sie warfen doch mehr Fragen auf, als sie beantworteten. Beide Kapitäne hätten das System gern näher in Augenschein genommen, doch ihre diesbezüglichen Anweisungen waren eindeutig: »Den Zielstern und seine Welten auf der ersten Suchexpedition unter keinen Umständen anfliegen.« Die menschlichen Schiffe sollten sich wie schwarze Katzen in einem Keller um Mitternacht bewegen, nur dass eine schwarze Katze auf den Infrarot-Wellenlängen gefunkelt hätte. Die Schiffe waren viel besser abgeschirmt. Jedes Schiff strahlte seine Abwärme in Gegenrichtung von Orpheus ins Weltall ab. Auf der dem Stern zugewandten Seite des Schiffs reduzierten Oberflächenkühler die Hüllentemperatur auf das gleiche Niveau wie das umgebende Eis und Staub.
Die nächsten Sprecher waren Missionswissenschaftler, die ihre Kollegen über die abgehörte Kommunikation informierten. Trotz des Volumens der gesammelten Daten betonte der letzte Sprecher, Sar-Say, dass sie noch eine Menge zu lernen hatten. Anstatt einen vorbereiteten Text abzulesen, stellte der Pseudoaffe sich auf eine Kiste hinterm Pult und ließ den Blick über das Meer erwartungsvoller menschlicher Gesichter schweifen. »Ihr habt gute Arbeit geleistet, meine Freunde«, sagte er, wobei seine gelben Augen die Zuhörer in einer perfekten Imitation der menschlichen Sprecher überflogen. »Ich wüsste nicht, wie ich die Schlussfolgerung, die wir heute bereits gehört haben, noch ergänzen könnte, aber ich bin gern bereit, Fragen zu beantworten.«
»Was weißt du über diese Kreaturen mit den Oktopus-Halskrausen?«, rief einer der Wissenschaftler an der Rückseite des Raums.
»Nichts. Ich bin ihnen bisher nicht begegnet.«
»Nicht einmal einen Hinweis?«, fragte der Zwischenrufer.
Das Alien zuckte die Achseln. »Die Souveränität ist ein großer Ort. Ein einzelnes Wesen vermag unmöglich alle Spezies und Welten zu kennen, die die Broa kontrollieren.«
Eine große Frau erhob sich in der dritten Reihe. »Und was ist mit den Broa? Wie viele halten sich vermutlich im Orpheussystem auf?«
Sar-Say überlegte für eine Weile und erwiderte dann: »Falls es dort überhaupt Broa gibt, wird ihre Anzahl wahrscheinlich gering sein. Das System scheint ein marginales mit nur einem einzigen Sternentor zu sein. Es kann nicht sehr wichtig sein für die Broa.«
Es wurden noch für eine weitere Viertelstunde Fragen gestellt, bis niemand sich mehr zu Wort meldete. Sar-Say ging an seinen Platz zurück, und Dan Landon betrat das Podium.
»Ihr stimmt sicher mit mir überein, dass wir hier ein potenziell lebensfähiges Ziel haben, Leute. Die Frage ist nur, ob wir Orpheus gleich anfliegen oder geduldig warten sollen, bis die nächste Sprungwelle durch dieses System läuft. Ich möchte, dass Ihre Arbeitsgruppen mir bis morgen um diese Zeit Empfehlungen vorlegen. In der Zwischenzeit essen Sie etwas, nutzen Sie die Einrichtungen oder machen Sie sonst was. Hauptsache, Sie sind bis spätestens 15:00 Uhr wieder bei Ihren Arbeitsgruppen, damit wir das Problem einer gründlichen Analyse unterziehen können.
Wegtreten!«
Drei Tage später eilte Lisa Arden durch den Felsentunnel zur Haupt-Luftschleuse, bevor die Ruptured Whale den Orbit verließ. Sar-Say war bereits mit dem Rest der Raumschiff-Besatzung an Bord gegangen. Lisa war noch geblieben, um der Arbeitsgruppe Anthropologie beim Abschlussbericht über die Sitten und Gebräuche der Orpheaner zu helfen. Sie wäre fast zu lange geblieben.
Physikalische Daten und Sprachstudien waren zwar wichtig, doch die Kenntnis der sozialen Gegebenheiten der Orpheaner wäre entscheidend, wenn sie verhindern wollten, dass die Nachricht von ihrem bevorstehenden Besuch die Broa erreichte. Die soziale Interaktion zwischen den Menschen war schon schwierig genug, doch wenigstens hatten die menschlichen
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