Sternenfeuer
Hälfte der Plätze war bereits belegt, während er sich auf seine Aufgabe konzentriert hatte. Auf dem Podest — einem anderen Versandbehälter, der einen unbekannten, überdimensionierten Ausrüstungsgegenstand enthalten hatte - berieten Captain Landon, Captain Heinrich von der Magellan und Captain Eriksson von der Columbus sich mit Dr. Thompson, Marks Boss.
Mark drehte sich um, ging zur Vorderseite der künstlichen Höhle und sah Sar-Say das Auditorium betreten. Der Pseudoaffe kam in seinem raumgreifenden Knöchelgang zur Tür herein. Lisa folgte ihrem Schützling auf dem Fuß und geleitete ihn zum Podest. Sie erwiderte Marks Winken mit einem Lächeln. Die beiden hatten sich kaum noch gesehen, seit die Magellan und die Columbus von ihrer Suchexpedition zurückgekehrt waren. Beide waren in ihren jeweiligen Tätigkeitsfeldern zu beschäftigt gewesen - Mark hatte den Expeditionsastronomen dabei unterstützt, die Fernbereichsbeobachtung der beiden Schiffe zu verringern, und Lisa hatte Sar-Say geholfen, ihre Kommunikations-Abschriften zu transkribieren.
Lisa und Sar-Say nahmen um 9:59 Uhr ihre Plätze auf dem Podest ein, und Mark kam fünfzehn Sekunden nach ihnen. Dann erhob Captain Landon sich pünktlich auf die Sekunde und ging zum Pult, das völlig deplatziert wirkte in dem Sammelsurium aus Boxen und Kisten. Es stammte aus einem der Raumschiffe und bestand aus poliertem Mahagoni mit einer eingebauten Lampe und Bedienelementen für einen Holobildschirm. Der Holobildschirm hing an der Felsdecke. Im Moment zeigte er nur Schlieren aus statischem Rauschen in seinem V-Raum.
»Guten Morgen, meine Damen und Herren«, hob Dan Landon in einem ruhigen Plauderton an. »Wir sind hier zusammengekommen, um die Ergebnisse der Suchmission auszuwerten, von der die Magellan und die Columbus soeben zurückgekehrt sind. Zunächst erteile ich Dr. Thompson von der Astronomie-Abteilung das Wort. Er wird Sie durch eine Erörterung des Zielsterns und seines Planetensystems in die Materie einführen. Dr. Thompson ...«
Willem Thompson war ein kleiner Mann mit schütterem Haar und einer nervösen Zuckung im Gesicht, die sich in den letzten drei Tagen noch verstärkt hatte. In dieser Reaktion äußerte sich die Anspannung, unter der er stand, seit die beiden Raumschiffe seine Abteilung mit ein paar Terabyte astronomischer Beobachtungsdaten bombardiert hatten. Obwohl er die ganze Nacht durchgearbeitet und die Besprechung vorbereitet hatte, lief er mit der Leichtfüßigkeit einer Gazelle zum Podium — eine natürliche Folge von Brinks' Ein-Drittel- g -Schwerkraft. Dan Landon hatte das Pult kaum geräumt, als Will Thompson auch schon die erste Holografie aufrief. Sie zeigte eine Ansicht des Krebsnebels und des umgebenden Raums im Umkreis von 500 Lichtjahren. Ein einzelner Lichtpunkt blinkte hellrot.
»Hier sehen Sie den Stern, den wir Orpheus genannt haben. Wir haben ihn vor achtundfünfzig Tagen entdeckt, als eine Gravitationswelle von seinem Sternentor durchs System lief. Es ist derzeit der einzige Sprung, den wir eindeutig identifiziert haben, obwohl die Instrumente vielleicht Indizien für zwei weitere haben.«
Dr. Thompson legte eine kurze Pause ein und ließ den Blick über die Zuhörer schweifen. »Bevor wir weitermachen, möchte ich jedem von Ihnen die Bedeutung dieser Gravitationswelle klarmachen, die vor zwei Monaten durch dieses System gelaufen ist. Die Entfernung zwischen Versteck und Orpheus beträgt 287 Lichtjahre. Wie alle Wellenphänomene im Normalraum breiten Gravitationswellen sich mit Lichtgeschwindigkeit aus. Das bedeutet, dass die Sprungwelle, die wir entdeckt haben, von einem Schiff stammt, das das Orpheussystem vor fast drei Jahrhunderten durchquert hat!
Bedenken Sie, dass die Broa schon Sternentore hatten, bevor wir Menschen die Dampfmaschine erfanden. Sie sollten das im Hinterkopf behalten, wenn wir den Erstkontakt mit diesen Aliens herstellen. Wie auch immer Sie über sie denken, es wäre fatal für unsere Rasse, ihr Wissen und ihre Macht zu unterschätzen.«
Thompson berührte die Holoschirm-Steuerung. Die Bildschirmansicht änderte sich und zeigte einen kleinen gelben Stern, der von sechs Planeten umgeben war. Ein violett markiertes Sternentor-Symbol blinkte nicht allzu weit von der dritten Welt, vom gelben Stern aus gesehen.
»Das, meine Damen und Herren, ist das Orpheussystem. Es gibt vielleicht noch mehr Planeten, als wir zeigen — die Suche war ziemlich oberflächlich -, aber das sind die größten Welten
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