Sternenfinsternis (German Edition)
nackte Überleben. Wie ein Kind, das in einen Ameisenhaufen gefallen war, attackierten die wendigen Kampfgleiter sie von allen Seiten. Sie waren scheinbar unbezwingbar.
Obwohl die Gleiter die Oberhand hatten, fingen sie plötzlich an, sich schwarmweise wieder in ihr Mutterschiff zurückzuziehen, während sich die Sphäre langsam von ihrem festen Platz entfernte.
Doch Lucas Interesse galt in diesem Moment Gol’Sali. Er war kein Astrophysiker, aber er hatte das Gefühl, dass sie anders aussah, als sie hätte aussehen sollen und sein Instinkt verriet ihm, dass es nicht lange dauern konnte, bis sich etwas Furchtbares ereignen würde.
»Ci‘ta wurde zerstört. Das Flaggschiff ist ausgelöscht worden«, vernahm Lucas Jaros schockierte Stimme.
Lucas war so sehr in den Bann des sterbenden Sterns gezogen worden, dass er nicht sah, wie das kolossalste und prächtigste Schiff der Golar Flotte von einem gewaltigen grünen Lichtstrahl erfasst und lautlos in einer noch nie gesehenen Feuersbrunst in Millionen Teile zersprang.
»Bei den Erschaffern der Zeit, was war das?«, fragte Jaro schockiert.
»Laut Analyse eine Pulsarstrahl«, entgegnete Kri‘Warth.
»Aber wie ist das möglich?«, fragte der Syka fassungslos und sah mit an, wie der künstliche Planet die Strahlen nun auch gegen die übrigen Schiffe richtete.
»Wir sollten hier sofort verschwinden, sonst sind wir auch gleich Asche«, entgegnete Lucas verängstigt, während er sich einige Schritte von der Frontscheibe entfernte.
»Du hast recht, Junge. Gegen diese Waffe können wir nichts ausrichten, wir sollten das Gol-System so schnell wie nur möglich verlassen. Kri‘Warth! Nimm Kurs auf Gol, und lass uns unsere Freunde da rausholen. Wir haben nicht mehr viel Zeit.«
Ein Golar-Schiff nach dem anderen wurde von der unbändigen Gewalt der Pulsarwaffe zerrissen, bis letztlich nur noch drei der ehemals fünfzehn übrig waren. Eines kam der Ta‘iyr zuvor und verschwand in einem grellen Lichtbogen.
»Indiziere Hyperraumfenster«, entgegnete der Hüne, woraufhin sich auch vor ihnen der Lichtbogen bildete, in welchem sie schließlich lautlos verschwanden.
Ihre volle Aufmerksamkeit galt nun der Rettung von Nokturijè und Cameron – die Gol-Sonne schwoll in einer Geschwindigkeit an, die eigentlich einen Prozess von Millionen von Jahren erforderte. Mit aller Macht zehrte sie von ihren letzten verbliebenen Kraftreserven in einem verbitterten Kampf um ihre Existenz. Sie stand am Rande eines zerstörerischen Kollaps, dessen Höhepunkt auch die Verwüstung von Gol zur Folge gehabt hätte. Eine Flut aus Feuer würde schon bald in Richtung Heimatwelt der Golar entsendet werden und das Unvermeidliche zu Ende führen. Eine weitere Welt, die dem Todeshauch eines ermordeten Sterns zum Opfer gefallen wäre.
Der Wettlauf gegen die Zeit hatte begonnen.
Kapitel 19
Rettung aus höchster Not
Geweckt von dem Prasseln des Feuers und dem Geruch von angebratenem Fleisch öffnete Cameron langsam seine Augen. Er fühlte sich schwach und wusste nicht so recht, was geschehen war. Schlaftrunken ließ er seine Blicke umherwandern, um sich ein Bild von seiner Umgebung zu machen. Um ihn herum befand sich nichts als blanker grauer Fels, durchsetzt von schwarzen feinadrigen Granitablagerungen, die im warmen Schein der Flammen deutlich zu erkennen waren.
Dann entdeckte er Nokturijè, die direkt neben ihm an einer Feuerstelle damit beschäftigt war, ein kleines mageres Tier, aufgespießt auf einem Holzstab, über den lodernden Flammen zu rösten.
Vorsichtig setzte sich Cameron auf, wobei er einen stechenden Schmerz an beiden Seiten seiner Taille spürte.
Ein flüchtiger Aufschrei drang unkontrolliert aus seinem Mund. Sogleich entfernte er die lose Jacke, die seinen blanken Oberkörper im Schlaf warmhalten sollte und erblickte einen notdürftigen Verband, der seine Taille, in Höhe des Bauchnabels umspannte – er war verwundet worden.
»Wie geht es dir?«, fragte ihn Nokturijè besorgt, während sie darauf achtete, dass das wenige Fleisch nicht gänzlich dem Feuer zum Opfer fiel.
»Mein Kopf fühlt sich an, als ob ich mit einer Dampframme Bekanntschaft gemacht habe. Und meine Muskeln sind wie Gummi.«
»Dass du dich so schwach fühlst, liegt wahrscheinlich an dem Sedativum, welches ich dir verabreicht habe. Doch ich bin mir nicht sicher, was ich mir unter einer Dampframme vorstellen darf?«
Er musste lachen, verspürte jedoch zugleich Schmerzen im Bauch und seinem Kopf. Cameron
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