Sternenfinsternis (German Edition)
wollte wissen, wie schwer seine Verletzungen waren, und fing an, sich den Verband abzuwickeln, um einen Blick darauf zu werfen.
»Sei vorsichtig. Deine Wunden könnten erneut aufbrechen«, ermahnte sie ihn, ohne es ihm zu verbieten. Sie wusste, dass dies nutzlos wäre.
Verwundert betastete Cameron die Einstichstellen. Sie schmerzten noch – auch dann, wenn er sie berührte, doch sie waren komplett von einer neuen Hautschicht bedeckt. Es sah aus wie das Narbengewebe eines Kriegsveteranen, dessen Verletzung bereits Jahre zurücklag.
»Wie lange sind wir schon hier?«, fragte er, während er seine Wunden ungläubig betastete.
»Du warst beinahe zwei Gol-Tage nicht ansprechbar. Dein Fieber war teilweise so hoch, dass es schon an ein Wunder grenzt, dass du noch lebst. Ich denke, dass die Dinger in dir einen großen Teil dazu beitrugen.«
Skeptisch sah der Colonel die turijainische Schönheit an.
»Ich habe das Gefühl, dass mir weitaus mehr als nur zwei Tage fehlen. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich in diesem verfluchten Stuhl saß und mir die Nadeln in mein Gehirn gerammt wurden ... und dann ... entsinne ich mich daran, dass du von diesen Biestern eingekesselt wurdest. Alles andere ist irgendwie verschwommen und wirr, wie bei einem Traum – als wäre das alles gar nicht wirklich geschehen.«
Cameron sah in die knisternden Flammen, während er angestrengt versuchte, sich an das Geschehene vor der Begegnung mit Nokturijè zu erinnern, als seine Blicke auf einmal wieder in die Höhe schnellten und schuldzuweisend die Mè trafen.
»Ach ja und als Dank für deine Rettung hatte ich dann deine Klingen in meinem Körper stecken.«
Nokturijè schaute Cameron reuevoll an. Es schien ihr unangenehm zu sein, und auch wenn sie wusste, dass sie keine direkte Schuld an diesem Unfall trug, fühlte sie sich dennoch verantwortlich für seinen Zustand. Nur ein wenig höher oder mehr zur Mitte hin und es wären überlebenswichtige Organe verletzt worden, was unweigerlich zu seinem Tod geführt hätte. Die Mè wäre niemals dazu imstande gewesen, sich dies zu verzeihen.
»Ich war bereit, mich gegen diese Monster zu verteidigen. Wer hätte ahnen können, dass du wie aus dem Nichts auftauchst und mich rettest. Ich dachte, du würdest irgendwo halbtot liegen und jeden Augenblick deinen letzten Atemzug tun.«
Cameron dachte einen Moment nach.
»Ja! Ich denke, das war auch teilweise so. Ich kann mich noch vage an diese Schübe erinnern, die diese kleinen Teufel in meinem Hirn auslösten und für eine Weile fühlte ich mich nahezu unbesiegbar. Selbst die Kälte konnte mir nichts anhaben. Nach und nach wurde dieses Gefühl von Schwäche und Trägheit ersetzt. Alles, was ich sah, hörte und fühlte, war wie unter einem Schleier verborgen, so als ob ich mich in diesem Augenblick nur an einen Traum erinnern würde. Diese Dinger müssen schnellstmöglich wieder aus meinem Kopf verschwinden, noch mal halte ich das nicht durch – es ist beinahe so, als wäre ich nur ein Zuschauer und während dieser Aussetzer habe ich keine Kontrolle mehr über meinen Körper«, beklagte er.
»Ich gebe dir vollkommen recht, was die Naniten angeht, aber im Moment bist du noch nicht stark genug. Du solltest zuerst wieder zu Kräften kommen, bevor wir nach Vegkri aufbrechen. Außerdem denke ich nicht, dass es noch einmal zu diesen Blackouts kommen wird. Das Sedativum ist zu stark und wirkt für eine gewisse Zeit betäubend. Mach dir also keine Sorgen.«
»Ich hoffe, du hast recht.«
In Wahrheit wusste sie nicht, ob sie nach Vegkri zurückkehren konnten. Wenn tatsächlich die Sonne kollabierte, hatten sie womöglich keine Zeit mehr. Doch sie wollte Cameron schließlich nicht die Hoffnung rauben.
»Wo sind eigentlich die anderen?«, fragte Cameron interessiert, während Nokturijè das magere Tier vom Feuer nahm.
»Kri‘Warth ist zu Jaro und Lucas zurückgekehrt. Das Gespräch mit dem Administrator ist anscheinend nicht sonderlich gut gelaufen. Er brachte die beiden zurück auf die Ta‘iyr und kommt uns dann holen.«
»Gut. Sehr gut. Dann kann er uns ja zu diesem Quacksalber zurückbringen«, entgegnete Cameron zufrieden.
Nokturijè zerlegte unter den kritischen Blicken des Menschen fein säuberlich das magere Tierchen und drapierte die wenigen kleinen Fetzen an Fleisch vor sich auf einem flachen Stein.
»Ich hoffe, du hast ein wenig Hunger.«
Cameron lächelte und betrachtete die Happen, die vermutlich nicht einmal Jaro satt bekommen
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