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Sternenfinsternis (German Edition)

Sternenfinsternis (German Edition)

Titel: Sternenfinsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Atum
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möglich den Abwärtsknopf zu betätigen.
    »Jetzt!«, rief er und Lucas zerrte mit aller Kraft an Cameron, sodass dessen lebloser Körper mit einem dumpfen Schlag vor seinen Füßen auf dem Boden aufschlug.
    »Gute Arbeit, Junge. Jetzt hilf mir den Gurt zu lösen.«
    Während sie Cameron losbanden, befürchtete Lucas, dass Jaro nun einfach die Luke schließen und Kri‘Warth den Abflug befehlen würde. Tränen stiegen ihm in die Augen. Nokturijè würde nun seinetwegen auf dem zum Untergang geweihten Planeten bleiben müssen.
    Kaum dazu in der Lage, klar zu denken, versuchte er dennoch eine Lösung zu finden, um sie doch noch retten zu können, als der Syka an den Ausstieg trat und die Seilwinde erneut betätigte.
    »Nokturijè!«, rief er zu ihr hinab. »Wir haben kein Gegengewicht mehr. Soll Kri‘Warth trotzdem das Seil zum Pendeln bringen?«
    Die Mè schüttelte mit dem Kopf und deutete Jaro an, dass er das Seil noch ein wenig weiter herunterlassen sollte. Dann begab sie sich ganz dicht an die Wand und visierte das an dem Seil befindliche Gurtsystem an.
    Lucas war erleichtert darüber, dass Jaro nicht einfach so aufgab. Doch Nokturijè war nun seinetwegen gezwungen, die gefährliche Aktion von eben zu wiederholen.
    Mit Angstschweiß auf der Stirn und sich beinahe vor Aufregung in die Hose pinkelnd, stand er da und blickte nach unten.
    Mit einem Mal stieß sich die Mè von der Wand ab, lief die wenigen Schritte bis zur Kante des Vorsprungs und machte einen gewaltigen Satz, womit sie aus dem Sichtfeld des Syka und des Jungen verschwand. Lucas erstarrte, gab keinen Mucks von sich und achtete auf jede noch so kleine Erschütterung. Doch diesmal schien sich für sein Empfinden die Fähre keinen Millimeter von der Stelle zu rühren. Keine Neigung und auch nicht die geringste Andeutung, ein Stück nach unten abzusacken – nichts.
    »Nokturijè!«, brüllte Lucas unter Tränen hinaus.
    Er war verzweifelt. Schließlich war es seine Schuld, dass die Mè es nicht geschafft hatte. Hätte er, wie von Jaro angeordnet, das Seil korrekt an der Truhe befestigt, dann wäre auch sie wohlbehalten in der Fähre eingetroffen. Stattdessen wurde ihr Körper nun von der unbarmherzigen Flut vertilgt.
     
    Während Lucas sich vom Einstieg abwandte und sich, die Mè betrauernd, auf die Bank setzte, fuhr Jaro wortlos die Winde ein.
    Der Junge ließ sein Gesicht in seinen Handflächen verschwinden. Doch gerade, als er seiner Trauer freien Lauf lassen wollte, vernahm er eine ihm vertraute Stimme.
    »Lucas. Warum schreist du denn so?«, sagte sie und grinste den Jungen an.
    Ungläubig blickte er empor. »Du lebst!«, rief er erleichtert und sprang auf.
    »Sicher«, erwiderte sie schmunzelnd. »Eine Mè sollte man nicht zu früh abschreiben.«
    Lucas lächelte und nickte ihr zu.
    »Aber versprich mir eines. Sollte es je wieder dazu kommen, dass du irgendetwas irgendwo dran binden sollst, dann mach es vernünftig.«
    »Versprochen«, entgegnete er ein wenig beschämt.
     
    Ohne das es ihnen aufgefallen war, verstrich beinahe die gesamte Nacht, im Zuge dieser Such- und Rettungsaktion.
    Jaro, der noch immer am offenen Schott stand, fielen die Unmengen an Lichtschleiern auf, die in allen nur erdenklichen Farben an dem ozeanblauen Himmel schimmerten. Dem Syka waren die Polarlichter auf der Erde bekannt und er wusste somit, dass diese entstanden, wenn elektrisch geladene Teilchen auf die oberen Schichten der Atmosphäre trafen. Wie der Name jedoch schon sagte, kamen sie hauptsächlich an den Polen der Erde vor, abhängig davon ob der nördliche oder der südliche der Sonne am nächsten stand. Auch wenn er nichts über den Neigungswinkel Gols wusste, fand er die Lichter trotz all ihrer Schönheit äußerst beunruhigend, denn auf der Erde war dies ein Zeichen für erhöhte Sonnenaktivitäten, starke Solareruptionen und große koronale Massenauswürfe.
    »Kri‘Warth, hast du auf Gol jemals solche Lichter gesehen?«, wollte Jaro von dem Hünen wissen.
    Dieser wandte seine Blicke von den Instrumenten ab und sah aus dem Frontfenster in den Himmel. Auch wenn der Botschafter dessen erstaunten Gesichtsausdruck nicht sehen konnte, war sein Schweigen Antwort genug. Was für den Hünen wie wunderbare Magie aussah, war für den von der Wissenschaft geleiteten Syka wie ein Höllentor, welches sich vor ihnen aufzutun schien. Dies waren die Vorzeichen eines alles vernichtenden, todbringenden, feuerspeienden Monsters, welches schon bald über sie herfallen

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