Sternenfinsternis (German Edition)
würde.
Erneut zwangen diese Fremden eine weitere Sonne in die Knie – sie war dabei zu sterben und jeder, der nicht schnell genug entkommen konnte, musste dieses grausame Schicksal mit ihr teilen.
»Nokturijè verriegle das Schott«, befahl Jaro und eilte ins Cockpit, während die Mè seine Anordnung ausführte.
»Kri‘Warth!«, reagierte der Syka gereizt. »Hör auf, aus dem Fenster zu starren und konzentriere dich auf deine Steuerkonsole. Wir müssen sofort von hier verschwinden. Sobald wir auf der Ta´iyr eingetroffen sind, müssen wir umgehend in den Hyperraum springen.«
Er schlug dem Golar auf den Oberschenkel, bevor er sich auf den Platz des Co-Piloten setzte. Nicht dass ihm der Faustschlag des kleinen Syka große Schmerzen bereitet hätte, sorgte dieser doch dafür, dass er wieder zur Besinnung kam.
»Der Antrieb der Ta‘iyr ist aber kalt. Der kann uns um die Ohren fliegen, wenns dumm läuft«, entgegnete Kri‘Warth.
Der Syka sah ihn mit seinen, durch die Brille extrem groß wirkenden Augen ernsthaft an.
»Einen Tod muss man sterben. Jetzt los! Sonst ist alles zu spät.«
Erst als sie die Atmosphäre Gols verlassen hatten, wurde ihnen bewusst, dass dessen Sonne kurz vor ihrer Endphase stand und somit den höchsten Grad ihrer möglichen Ausdehnung abgeschlossen hatte. Im Gegensatz zur Konstellation des Systems, in dem die Menschen lebten, stand Gol nicht nahe genug an seiner Sonne, als dass ihnen die Auswirkungen unmittelbar aufgefallen wären. Doch es hätte vermutlich nicht mehr lange gedauert, bis sie eiskalt von der glühenden Feuersbrunst überrascht worden wären. Spätestens wenn sich der Teil des Planeten, auf dem sie sich zuletzt befanden, der Sonne zugewandt hätte, wären sie bei lebendigem Leibe gebraten worden.
Doch dies schien nicht das einzige Problem zu sein. Jaro Tem murmelte immer wieder das Gleiche vor sich hin, während er beinahe verzweifelt auf dem Bedienerpult seiner Konsole vor sich herum tippte.
»Das ist unmöglich ... das kann nicht sein!«
Sowohl Nokturijè als auch Lucas wurden auf das ungewöhnliche Verhalten des Syka aufmerksam, der scheinbar kurz davor stand, seinen Verstand zu verlieren.
»Jaro, was ist los?«, fragte die Mè, die gefolgt von Lucas die Pilotenkanzel betrat.
»Wir können die Ta‘iyr nicht finden. Sie ist nicht mehr bei den Koordinaten, wo wir sie zurückließen«, antwortete ihnen Kri‘Warth.
»WAS?«, reagierte Lucas schockiert. »Wie kann das sein?«
»Das wissen wir nicht!«
»Ich habe sie gefunden«, schrie Jaro auf einmal, doch es glich keinem Jubelschrei, vielmehr war es geprägt von Erschütterung.
»Wo ist sie?«, fragte Nokturijè interessiert.
»Sie ist gut sechshundert Onz von der Position entfernt, wo wir sie zurückgelassen hatten. Die einzige Erklärung, die ich dafür habe, ist, dass die massiven elektromagnetischen Strahlen der Sonne ihren programmierten orbitalen Kurs beeinträchtigt haben müssen.«
»Mir ist vollkommen egal, was der Grund dafür ist. Für mich ist nur wichtig, ob wir die Ta‘iyr noch erreichen können, bevor uns die Sonne um die Ohren fliegt«, reagierte Lucas aggressiv.
In diesem Moment ereigneten sich Detonationen unvorstellbaren Ausmaßes auf der Oberfläche des sterbenden Sterns und lösten infernale Feuersbrünste aus. Eine gewaltige Welle aus Plasma wurde ausgestoßen und steuerte in einer entsetzlichen Geschwindigkeit geradewegs auf die kleine Landefähre zu.
Mit einem Gefühl, welches er selbst kaum zu beschreiben vermochte, blickte der Sechzehnjährige durch das Frontfenster in das Zentrum des Systems hinein und alles, was er noch zu sehen vermochte, waren Flammen. Seit er die Erde verlassen hatte, ereigneten sich Dinge, von denen er glaubte, dass dies kaum mehr zu toppen sei und immer wieder wurde er aufs Neue vom Gegenteil überzeugt. Kaum dass sie eine aussichtslose Situation überstanden hatten, folgte die Nächste, die noch auswegloser zu sein schien und erneut nach ihrem Leben trachtete.
»Wirf das Hyperraum-Modul an. Nur das kann uns noch retten«, ordnete Jaro angespannt an.
Kri‘Warth sah den Syka mit leeren Blicken an.
»Das Modul habe ich erst vor Kurzem eingebaut und noch nicht getestet. Wir könnten in tausend Stücke gesprengt werden oder unsere Körper werden beim Eintritt in den Lichtbogen zerfetzt«, erwiderte dieser kritisch.
»Eine bessere Alternative als bei lebendigem Leibe wie ein Sambuku geröstet zu werden«, entgegnete Nokturijè ihrerseits.
Jaro
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