Sternenfinsternis (German Edition)
können. Ich vermute, dass wir selbst aus nächster Nähe nicht dazu in der Lage wären, es zu umgehen. Dies ist jedoch nur eine Mutmaßung, denn selbst wenn, ist das Kühlsystem der Sonde beinahe vollständig zum Erliegen gekommen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie verglühen wird.«
Enttäuscht blickte der Syka auf den gewaltigen Hauptschirm an der vorderen Brückenwand. Vielleicht, so dachte er sich, könnte er diese Mission noch retten, auch wenn sie nicht zum gewünschten Ergebnis führte.
»Wir können die Sphäre vielleicht nicht scannen, doch bliebe noch Zeit, eine Untersuchung Sols vorzunehmen?«
»Sicherlich«, antwortete Poam verwundert. »Ich verstehe jedoch nicht, welchen Nutzen das hätte.«
»Im Gol-System nahm ich einen Scan der Sonne vor und erhielt ein Ergebnis, das ich zuerst nicht verstand. Ich bemerkte eine große Abweichung in ihrer natürlichen Zusammensetzung. Für gewöhnlich besteht eine relativ junge Sonne vorwiegend aus Wasserstoff, welcher im Laufe seiner Zyklen fusioniert, woraus Helium resultiert.«
»Die physikalischen Vorgänge einer Sonne sind mir bekannt. Worauf wollen sie also hinaus?«, reagierte Poam irritiert und auch ungeduldig.
»Das habe ich nicht bezweifelt. Sicherlich ist dir ebenso bekannt, wie lange dieser Prozess dauert, bis der vorhandene Wasserstoff aufgebraucht ist.«
»Das ist unterschiedlich. Dies ist abhängig von dem Massenreichtum eines Sterns – doch in der Regel beträgt dies Milliarden von Jahren.«
Jaro nickte, als ob er sich durch seine Worte mehr als nur bestätigt fühlte.
»Und das Heliumbrennen, auch wenn es mit dem des Hauptelements Wasserstoff nicht in Relation steht, benötigt weitere Millionen von Jahren, bis letztlich die schwereren Elemente verwertet werden, um den sterbenden Stern mit Energie zu versorgen.«
»Wie ich schon sagte, ist mir dies alles bekannt, Jaro. Worauf wollen sie hinaus? Uns läuft die Zeit davon.«
»Sie wissen gar nicht, wie recht sie haben.«
Der Syka deutete mit einem ernsten Gesichtsausdruck auf die am Schirm abgebildete Sphäre.
»Dieses Raumschiff führt irgendetwas, was mein System auf der Ta´iyr nicht identifizieren konnte, den Sonnen zu, was einen Vorgang, der zumeist mehrere Milliarden von Jahren benötigt, innerhalb kürzester Zeit vonstatten gehen lässt – die vollständige Aufzehrung von Wasserstoff und Helium binnen weniger Stunden.«
Der Kommandant sah gleichermaßen fassungslos und ungläubig den Syka an.
»Jaro Tem. Ihr seid, wie ich euch kennenlernte, ein gewissenhafter Mann der Wissenschaft und ich will nicht an euren Worten und eurem Urteilsvermögen zweifeln, doch dies stößt für mich und das Wissen meiner Spezies an sämtliche Grenzen allem Vorstellbaren.«
Auch wenn Jaro eine Reaktion dieser Art seitens Poam bereits vermutete, wäre die Bestätigung dieser Theorie letztlich auch für ihn ein Schock – seit er die fragwürdigen Ergebnisse der Gol-Sonne mit seinen eigenen Augen sah, quälten ihn diese Gedanken, die er seither nicht wagte auszusprechen, doch nun wollte der Syka die einhundertprozentige Gewissheit, ob er tatsächlich richtig lag. Und nun war da Poam, der Kommandant einer Spezies, die noch bodenständiger zu sein schien, als es die Syka waren.
»Poam, gib den Befehl, eine Analyse der Sonne vorzunehmen. Was hast du schon zu verlieren? Gib mir die Gewissheit, dass ich mit meiner Vermutung im unrecht bin.«
Die Ernsthaftigkeit in den Augen Jaros war es wohl, die den Porex dazu veranlasste, alle Grundfesten über Bord zu werfen und seiner Bitte tatsächlich nachzukommen. Doch der Porex verspürte etwas, das er im Laufe seiner Karriere noch nie zuvor verspürte – es war Furcht. Denn was war, wenn der Syka recht hatte? Das ungeschriebene physikalische Grundgesetz würde damit seine Richtigkeit und Bedeutung gleichermaßen verlieren.
»In Ordnung, doch wir werden gemeinsam eine Spektralanalyse vornehmen. Ich hoffe nur inständig, dass ihr im Irrtum seid, auch wenn sich dadurch einiges klären würde.«
Poam und Jaro machten sich daran, die Spektralanalyse vorzunehmen, während alle Augen gebannt auf die beiden gerichtet waren. Jeder andere auf der Brücke hatte seine Arbeit eingestellt und wartete auf das Ergebnis der Scans. Nach ein paar Eingaben spuckte der Schiffscomputer schließlich genau das Ergebnis aus, dass des Sykas Befürchtung bestätigte. Die Gewissheit kam in allerletzter Sekunde, denn direkt nach dem Erhalt der Daten verglühte die Raumsonde in der
Weitere Kostenlose Bücher