Sternenfinsternis (German Edition)

man erkennen konnte, waren Schatten – Hunderte von ihnen, die unaufhaltsam und in einer horrenden Geschwindigkeit auf die beiden Fernsehleute zugeeilt kamen.
    »Was sind das für Gestalten?«, fragte Goldmann vor Angst schlotternd.
    Dann folgte ein entsetzlicher Schrei, der einem das Blut in den Adern gefrieren ließ.
    »Renn Fred, renn«, rief der Reporter David Goldmann.
    Unnatürliche und grauenerregende Kreischlaute drangen durch die Lautsprecher, begleitet von unheimlichen, ständig wiederholenden Klick-Geräuschen. Auch wenn nach wie vor das Bild verschwommen war, konnten die Astrophysiker deutlich hören, dass der Kameramann vor dem, was sie zu verfolgen schien, davon rannte. Das wiederholte Aufschlagen festen Schuhwerkes auf harten Erdboden und der rasende Atem Freds waren eindeutige Hinweise hierfür, was keine anderen Schlüsse zuließ.
    Nach einem kurzen Sprint hörte man ein Rascheln und Knacken von trockenem Holz.
    »Verdammt!«, sagte Fred flüsternd. »Die ganze Zeit war das Bild unscharf. So wird das nie was mit dem Pulitzer-Preis.«
    Nach ein paar Handgriffen war die Bildqualität wiederhergestellt. Fred nahm seine Headcam ab, sodass man zum ersten Mal das Gesicht, welches sich stets hinter der Kamera verborgen hielt, sehen konnte. Sein rundliches, fülliges Gesicht war von Angstschweiß bedeckt und glänzte im Licht der Hightech-Kamera. Geschwind nahm er sein Basecap ab, sodass man sein schütteres braunes Haar sehen konnte, um sich mit seinem verschlissenen grauen Sweatärmel über die vor Nässe triefende Stirn zu fahren. Dann setzte er sein Cap, mit dem Schild nach hinten gerichtet, wieder auf und sah mit großen Augen und weit geöffneten Pupillen in die Kamera.
    »Ich habe keine Ahnung, was da eben hinter uns her war. Doch was ich weiß, ist, dass diese schwarzen unheimlichen Gestalten aus dem Raumschiff kamen. Ich hab keinen Plan, wo David ist und ob er es auch zu dem nahen Wald geschafft hat, in dem ich mich hier befinde. Ich weiß auch nicht, ob wir noch Live auf Sendung sind, weil ich meinen Ohrstöpsel verloren habe, aber Mama, wenn du das hier siehst, wollte ich dir nur sagen, dass ich dich liebe und es sein kann, dass ich heute nicht zum Essen nach Hause komme.«
    Plötzlich raschelte es hinter Fred im Gebüsch, der sich beinahe zu Tode erschreckte.
    »Hast du wirklich deiner Mutter über die Nachrichtenkamera, mit der wir noch immer auf Sendung sind, eben gesagt, dass du heute vermutlich nicht zum Abendessen nach Hause kommst?«, fragte David Goldmann seinen Kameramann fassungslos.
    »Wir sind noch immer Live?«, entgegnete Fred überrascht.
    »So ist es. Du solltest besser auf deinen Knopf im Ohr achten und jetzt setz die Cam wieder auf, damit die Leute nicht deine hässliche Visage sehen müssen.«
    Mit grimmiger Miene folgte er den Anweisungen seines Vorgesetzten, sodass sich der Mann, der sich am liebsten vor der Kamera sah, abermals in Szene setzen konnte.
    David wusste, dass dies die Story seines Lebens werden würde. Welcher Fernseh-Reporter konnte schon von sich behaupten, dass er einmal von wilden blutrünstigen Außerirdischen verfolgt worden wäre. Dies würde ihn, so glaubte er, in die obersten Ränge des Reporter-Himmels katapultieren.
    »Wir stehen hier am Rande der Lichtung, nach wie vor nur wenige Kilometer von dem Raumschiff der uns vermutlich nicht wohlgesinnten Außerirdischen entfernt, und sind nur knapp mit dem Leben davon gekommen. Wir werden nun versuchen, da ich vermute, dass sie noch immer da draußen sind und nach uns suchen, für sie exklusive Aufnahmen von einem dieser Fremden zu bekommen.«
    »David ... David. Hast du das eben auch gehört?«, quatschte Fred ihm in seine Ansage hinein, was der Reporter gar nicht leiden konnte.
    Hektisch bewegte sich das Bild hin und her, als ob der Kameramann Ausschau nach der Quelle des Geräusches nehmen wollte.
    »Nein. Ich habe nichts gehört und jetzt halte den Kopf still und sieh mich an, sonst bekommst du in Zukunft nur noch eine der altertümlichen Handkameras, wo du so viel du willst, mit deiner Fettrübe wackeln kannst. Dann will ich aber auch kein Gezeter von dir hören, dass dein Rücken schmerzt. Ist das angekommen?«
    Fred jedoch konnte seine Augen und die Bewegungen trotz der warnenden Worte nicht im Zaum halten, da er sich nahezu sicher war, etwas gehört zu haben, was weder David, vor Ort, noch Galime oder Matt als weit entfernte Zeugen wahrnahmen.
    »Du bist ein paranoider kleiner Drecksack«, fuhr ihn